Apu Gosalia
Umwelt | Wasser & Boden, 28.08.2024
Was? Wasser?
Kommt bald der Wasser-Fußabdruck?
Manchmal gibt es zu viel davon – bei Starkregen, Hochwasser oder Flutkatastrophen. Manchmal gibt es zu wenig davon - bei der Trinkwasserversorgung, in sanitären Einrichtungen oder zur Kühlung. So oder so … Es ist höchste Zeit, das Element Wasser stärker in den Blick der Nachhaltigkeit zu nehmen.
Wen man sich die Trockenheit und die Verwüstungen auf der Erde anschaut, dann haben wir in Europa die größte Flüchtlingswelle die auf uns zurollen wird, noch gar nicht gesehen, nämlich die der Klimaflüchtlinge. Sie werden sich in den nächsten Jahren verstärkt in Bewegung setzen, weil sie in ihren Gebieten u.a. kein Wasser mehr zur Verfügung haben besonders in Nordafrika, wo sich die Sahara immer weiter ausbreitet oder in der Sahelzone, wo sie zunehmend mit Dürren und Wasserknappheit zu kämpfen haben.
„Zu viel Wasser"
Im letzten Jahr fand nicht nur der Weltwassertag zum 30. Mal statt, sondern auch der Welttag der Wasserüberwachung zum 20. Mal. Sein Ziel ist es, das öffentliche Bewusstsein und die Beteiligung am Schutz der globalen Wasserressourcen zu stärken, indem die Bürger in die Lage versetzt werden, eine grundlegende Überwachung ihrer lokalen Gewässer durchzuführen.

Wasser ist eine der wichtigsten Ressourcen der Erde. Es ist der Ausgangspunkt des Lebens, Träger und Regulator von Ökosystemen und Gestalter von Landschaften. Es ist ein Transportmedium, ein Energielieferant, schafft Raum für Erholung und vieles mehr. Der Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen gehört als Menschenrecht zu den 17 Zielen der UN für Nachhaltige Entwicklung.
„Zu wenig Wasser"
Derzeit sind wir allerdings weit davon entfernt, dieses UN-Nachhaltigkeitsziel 6 zu erreichen („Sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen"). Nach dem UN-Weltwasserbericht 2024 hat mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung noch keinen Zugang zu einer sicheren Trinkwasserversorgung, und fast der Hälfte fehlt der Zugang zu einer sicheren Abwasserentsorgung.
Wen man sich die Trockenheit und die Verwüstungen auf der Erde anschaut, dann haben wir in Europa die größte Flüchtlingswelle die auf uns zurollen wird, noch gar nicht gesehen, nämlich die der Klimaflüchtlinge. Sie werden sich in den nächsten Jahren verstärkt in Bewegung setzen, weil sie in ihren Gebieten u.a. kein Wasser mehr zur Verfügung haben besonders in Nordafrika, wo sich die Sahara immer weiter ausbreitet oder in der Sahelzone, wo sie zunehmend mit Dürren und Wasserknappheit zu kämpfen haben.
Die Globale Kommission für Wasserwirtschaft fordert daher nun bei Politik, Industrie und Gesellschaft mehrere Maßnahmen ein, um der Wasserkrise entgegenzuwirken. Dazu gehört auch, dass Unternehmen künftig nicht nur ihren CO2-Fußabdruck, sondern auch ihren „Wasser-Fußabdruck" messen, berichten und reduzieren, um ihre diesbezügliche Ressourcenabhängigkeit zu erkennen und einen Kurs für die Bewältigung wasserbezogener Geschäftsrisiken festzulegen. Obwohl der Wasserpreis selten eine treibende Kraft ist, werden sich viele Unternehmen zunehmend der Tatsache bewusst, dass Wasser eine entscheidende Ressource in ihren Betrieben und Lieferketten ist, unabhängig davon, ob sie Lebensmittel, Elektronik oder Kleidung verkaufen.
Die Überwachung von Wasser ist zudem bereits besonders wichtig für Unternehmen, die sich im Rahmen der neuen Berichterstattungspflichten neben Energieverbrauch, Abfallerzeugung und CO2-Emissionen auch auf Wasser als wichtigen Leistungsindikator für Nachhaltigkeit konzentrieren müssen.
Was ist der Wasser-Fußabdruck eines Unternehmens? Es ist ein Maß für das gesamte Wasser, das zur Herstellung der vom Unternehmen angebotenen Waren und Dienstleistungen verbraucht wird – in der gesamten Lieferkette, bei der Produktion und Herstellung, sowie auch bei der Nutzung des Produkts. Was die Messung betrifft, so legt der vom Water Footprint Network entwickelte Global Water Footprint Assessment Standard eine international anerkannte Methodik für die Durchführung einer Wasser-Fußabdruck-Bewertung fest.
An die Wichtigkeit der Ressource Wasser erinnert auch der Internationale Weltwassertag, der seit 1993 jährlich am 22. März stattfindet. Beim 30-jährigen Jubiläum im vergangenen Jahr stellte er unter dem Motto „Accelerating Change" die Bedeutung der nationalen und internationalen Zusammenarbeit bei der Verwirklichung des 6. UN-Nachhaltigkeitsziels in den Mittelpunkt.
Der Weltwassertag 2023 bildete gleichzeitig auch den Auftakt der dreitägigen UN-Weltwasserkonferenz vom 22. bis 24. März in New York, bei der die UN-Mitgliedstaaten, internationale Organisationen und weitere Akteursgruppen zusammenkamen, um die internationalen Ziele der UN-Wasserdekade 2018–2028 „Wasser für nachhaltige Entwicklung" schneller voranzutreiben. Es war die erste UN-Konferenz seit fast 50 Jahren, die sich ausschließlich dem zentralen Thema Wasser widmete, und somit war sie ein Meilenstein in der internationalen Wasserpolitik.
„Zu viel Wasser"
Im letzten Jahr fand nicht nur der Weltwassertag zum 30. Mal statt, sondern auch der Welttag der Wasserüberwachung zum 20. Mal. Sein Ziel ist es, das öffentliche Bewusstsein und die Beteiligung am Schutz der globalen Wasserressourcen zu stärken, indem die Bürger in die Lage versetzt werden, eine grundlegende Überwachung ihrer lokalen Gewässer durchzuführen.
Wie wichtig dies auch in unseren Landen ist, sehen wir in den letzten Jahren - und auch in diesen Tagen. „Wir stehen in Deutschland am Anfang einer umfassenden Wasserkrise, die schon da ist, die immer sichtbarer wird und die sich verstärken wird, wenn wir sie nicht ernst nehmen und mit dem Wasser sorgsamer umgehen" sagt beispielsweise Prof. Dr. Dietrich Borchardt, Hydrobiologe vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg. Und er hat Recht.
Besonders deutlich wurden in der letzten Dekade häufigere Extremwetterlagen mit regionalen Starkniederschlägen im Wechsel mit überregionalen Trockenperioden, wiederholt gepaart mit Hitzewellen, in bisher ungekannter jahreszeitlicher Verteilung, Dauer, Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkung. Die volkswirtschaftliche Dimension dieser Folgen ist erheblich und eng mit den Schäden durch Hitze, Dürre und Hochwasser verbunden.
Angesichts der zunehmenden Häufigkeit und Intensität von solchen Naturkatastrophen fordern Verbraucherzentralen verpflichtende und flächendeckende Elementarschadensversicherungen mit dem Ziel, die Menschen gegen die finanziellen Folgen von Hochwasser und anderen extremen Wetterereignissen effektiv abzusichern, die finanziellen Lasten solidarisch zu verteilen und somit den gesellschaftlichen Frieden zu schützen.
Die Bundesregierung hat bereits eine Lösung zur Elementarschadensversicherung vorgeschlagen: Als Reaktion auf die verheerenden Hochwasser in der ersten Jahreshälfte 2024, betonten Kanzler Scholz und die MinisterpräsidentInnen die gute Praxis der geübten Solidarität auf der MPK am 20. Juni in Berlin. Bund und Länder vereinbarten mit Blick auf die Elementarschadensversicherung eine sorgfältige Prüfung, konnten sich allerdings nicht auf eine Versicherungspflicht für Elementarschäden einigen. Die Länder fordern schon seit langer Zeit eine Pflichtversicherung. Der Bund bevorzugt eine Angebotslösung, das heißt, alle Versicherer sollen künftig verpflichtet sein, die Abdeckung von Elementarschäden zumindest anzubieten. Für Versicherte bliebe dann die Möglichkeit, sich dafür oder dagegen zu entscheiden.
Deutschland steht beim Umgang mit Wasser auch zukünftig vor großen Herausforderungen, weil sich die gegenseitigen Abhängigkeiten aus Wasserangebot und Wassernutzungen aufgrund der immer intensiveren Landnutzung, des Umbaus der Energiewirtschaft, der dynamischen ökonomischen Entwicklungen, des demografischen Wandels und nicht zuletzt durch den Klimawandel weiter verstärken.
Um die quantitative, qualitative und ökologische Wasserkrise in der umweltpolitischen Agenda zu adressieren, wurde vom Bundesministerium für Umwelt und Verkehr mit dem Umweltbundesamt der „Nationale Wasserdialog" (2018–2020) initiiert. Die wesentlichen Handlungserfordernisse fasst nach einer breiten Ressortabstimmung die im März 2023 im Bundeskabinett verabschiedete „Nationale Wasserstrategie" zusammen, in der vier prioritäre und übergreifende Handlungsfelder benannt werden:
Die Sicherung der Trinkwasserversorgung;- Die Stärkung und Wiederherstellung des naturnahen Wasserhaushalts;
- Die Anpassung der Wasserinfrastrukturen an die Klimakrise und
- Sauberes Wasser in allen Flüssen und Seen.
Apu Gosalia ist Experte für Sustainability & Strategy und lehrt
als Honorardozent an diversen Hochschulen. 2018 wurde er in den Senat
der Wirtschaft Deutschland e.V. berufen. Er ist Mitglied im Kuratorium vom forum Nachhaltig Wirtschaften.
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