Zero Emission Parks
Eine Vision für Träumer?
Die Herausforderung Klimawandel verlangt nach Innovationen: Zero-Emission-Gewerbegebiete, das bedeutet Wirtschaften ohne negative Begleiterscheinungen. Ohne ungewollte mechanische, chemische, akustische und soziale Nebenwirkungen. Wie soll das gehen? Erstmals werden im Forschungsprojekt "Zero Emission Parks" in Deutschland länderübergreifend vier bereits bestehende Gewerbegebiete in Bottrop, Bremen, Eberswalde und Kaiserslautern bei einer nachhaltigen Entwicklung unterstützt und begleitet.
Das Industriegebiet "Am Kruppwald & An der Knippenburg" in Bottrop beherbergt 250 kleine und mittlere Betriebe, die verstreut auf einer Fläche von 120 Hektar Fläche wirtschaften. Dazu zählen auch erfolgreiche, lange am Markt bestehende Unternehmen mit viel Erfahrung. Für sie kam das Projekt "Zero Emission" gerade recht: Längst hatten sie erkannt, dass für ein zukunftsfähiges Wirtschaften neue Schritte getan werden müssen. Sollen dauerhaft die notwendigen Ressourcen zur Produktion von Gütern und Dienstleistungen zur Verfügung stehen, müssen sie heute geschont werden oder besser noch, durch erneuerbare ersetzt werden. Den ersten Schritt auf dem Weg zu einem nachhaltigen Industriegebiet haben diese Unternehmen selbst getan: eine funktionierende Interessengemeinschaft gegründet und Partner gesucht, wie etwa Stadtverwaltungen, Umweltämter, Wirtschaftsförderer und Landesregierungen.
Ziel der Firmen ist es nun, möglichst wenig schädliche Nebenprodukte zu erzeugen - zum Wohl der Firmen selbst, der Gesellschaft, aber auch der kommenden Generationen. In ihren Betrieben setzen diese Unternehmen schon lange Umweltmanagementsysteme, Zertifizierungen nach EMAS oder Ökoprofit, Energie- und Materialeffizienz ein. Das Neue am Projekt Zero Emission Park ist jedoch, dass betriebliches Wissen genutzt und erstmals betriebsübergreifend auf ein gesamtes Industriegebiet angewendet wird. Doch wie können Unternehmen gemeinsam in einem Industriegebiet unter dem Stichwort Null-Emission arbeiten?
Null-Emission im Visier
Die teilnehmenden Firmen stellen sich folgende Fragen, zu denen gemeinsam Lösungen entwickelt werden:
Wie kann der Energie-, Material- und Ressourcenverbrauch im Industriegebiet reduziert werden? Wie viel Energie kann ein Industriegebiet selbst produzieren und wie kann die Energie umweltfreundlich bereitgestellt werden? Wie kann die Abfallmenge eingedämmt beziehungsweise die Restmenge emissionsarm entsorgt werden? Wie lassen sich Verkehrsaufkommen und Lärm verringern? Wie lässt sich die Standortqualität erhöhen? Wie wird Aufenthaltsqualität geschaffen und das Erscheinungsbild positiv verändert? Wie kann die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie unterstützt werden?
Um diese Fragen gemeinsam zu lösen, muss erst eine eingehende Analyse aller "Stoffströme" des Industriegebietes vorliegen, damit eine CO2-Bilanz aufgestellt werden kann. Erforderlich wird daher:
CO2 als Rechengröße
Zunächst sind für einen guten Projektverlauf die Handlungsfelder so zu gestalten, dass die Einhaltung der Ziele überprüfbar ist. Dazu sind allgemein akzeptierte Kriterien und Indikatoren nötig, in diesem Fall das CO2-Äquivalent. CO2 ist ein Gas, das nicht als Emission gemessen, sondern nur über die chemische Umsetzung mathematisch berechnet werden kann. CO2 ist auch das bekannteste klimabeeinflussende Treibhausgas. Aus diesem Grund wird oft auch das Gefährdungspotenzial von weniger bekannten Gasen in eine äquivalente CO2-Menge umgerechnet. Analog dazu ist es möglich, die CO2-Äquivalente zu berechnen, die insgesamt bei den typischen produktionsbezogenen Handlungen eines Industriegebietes entstehen: bei der Produktion von Waren, der Ausführung von Dienstleistungen, der Abwasserbehandlung, bei der Verbrennung oder Deponierung von Abfällen, den Verkehrsströmen, dem Transport von Waren und der Arbeitsleistung. Theoretisch ist bei einer konsequenten Erfassung aller Aktivitäten des Industriegebietes dieser Summe ein Wert von 100 Prozent CO2-Äquivalente zuzuordnen. Das oberste Projektziel ist es, diese 100 Prozent im Verlauf kontinuierlich auf null zu senken. Durch die einheitliche Definition des Reduktionsziels in CO2-Äquivalenten wird so der Prozess für alle Beteiligten transparent und nachvollziehbar.
Folgeschritte
Unter dem Gedanken des "CO2e" bietet das Zero-Emission-Konzept eine vergleichsweise einfache Methodik, um dieses Ziel zu erreichen. Jede Emissionsquelle wird mit einem CO2-Wert belegt. Am effizientesten ist es, mit der Reduktion des größten Emissions-Paketes zu beginnen. Das kann der Energieverbrauch sein, der Verkehr oder der Abfall, der im Industriegebiet anfällt. Nach Senkung des Energieverbrauchs erfolgt die Potenzialanalyse, die erfasst, welche Materialien im Industriegebiet genutzt werden. Daraus leiten sich folgende Fragen ab: Welche Produktionsprozesse können Energie zur Verfügung stellen? Ist der im Industriegebiet anfallende Abfall energetisch verwertbar? Wäre es möglich, regenerative Energien zu integrieren wie etwa aus Biomasse, Photovoltaik oder Geothermie? Wer kann Flächen für die Energieproduktion zur Verfügung stellen? Herausforderungen, die sich einerseits durch den persönlichen Kontakt der Unternehmer relativ zügig bewältigen lassen, andererseits jedoch eine hervorragende Netzwerkarbeit und ein ausgeklügeltes IT-System erforderlich machen, um die entsprechenden Synergien herauszubilden.
Blick über den Tellerrand
Das Konzept Zero Emission Park steckt in der Entwicklung und es steht und fällt mit dem Engagement seiner Akteure. Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, der Blick über den Tellerrand und Mut zu Entscheidungen verlangen darum nach einem Konzept, bei dem alle Parteien an einem Strang ziehen. Doch der Aufwand lohnt sich für die Unternehmen wie die Umwelt. Schließlich ist der Zero Emission Park eine Chance, unser Klima und damit die Grundlage für ein zukünftiges Leben und Arbeiten zu erhalten.
Das Industriegebiet "Am Kruppwald & An der Knippenburg" in Bottrop beherbergt 250 kleine und mittlere Betriebe, die verstreut auf einer Fläche von 120 Hektar Fläche wirtschaften. Dazu zählen auch erfolgreiche, lange am Markt bestehende Unternehmen mit viel Erfahrung. Für sie kam das Projekt "Zero Emission" gerade recht: Längst hatten sie erkannt, dass für ein zukunftsfähiges Wirtschaften neue Schritte getan werden müssen. Sollen dauerhaft die notwendigen Ressourcen zur Produktion von Gütern und Dienstleistungen zur Verfügung stehen, müssen sie heute geschont werden oder besser noch, durch erneuerbare ersetzt werden. Den ersten Schritt auf dem Weg zu einem nachhaltigen Industriegebiet haben diese Unternehmen selbst getan: eine funktionierende Interessengemeinschaft gegründet und Partner gesucht, wie etwa Stadtverwaltungen, Umweltämter, Wirtschaftsförderer und Landesregierungen.
Ziel der Firmen ist es nun, möglichst wenig schädliche Nebenprodukte zu erzeugen - zum Wohl der Firmen selbst, der Gesellschaft, aber auch der kommenden Generationen. In ihren Betrieben setzen diese Unternehmen schon lange Umweltmanagementsysteme, Zertifizierungen nach EMAS oder Ökoprofit, Energie- und Materialeffizienz ein. Das Neue am Projekt Zero Emission Park ist jedoch, dass betriebliches Wissen genutzt und erstmals betriebsübergreifend auf ein gesamtes Industriegebiet angewendet wird. Doch wie können Unternehmen gemeinsam in einem Industriegebiet unter dem Stichwort Null-Emission arbeiten?
Null-Emission im Visier
Die teilnehmenden Firmen stellen sich folgende Fragen, zu denen gemeinsam Lösungen entwickelt werden:
Wie kann der Energie-, Material- und Ressourcenverbrauch im Industriegebiet reduziert werden? Wie viel Energie kann ein Industriegebiet selbst produzieren und wie kann die Energie umweltfreundlich bereitgestellt werden? Wie kann die Abfallmenge eingedämmt beziehungsweise die Restmenge emissionsarm entsorgt werden? Wie lassen sich Verkehrsaufkommen und Lärm verringern? Wie lässt sich die Standortqualität erhöhen? Wie wird Aufenthaltsqualität geschaffen und das Erscheinungsbild positiv verändert? Wie kann die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie unterstützt werden?
Um diese Fragen gemeinsam zu lösen, muss erst eine eingehende Analyse aller "Stoffströme" des Industriegebietes vorliegen, damit eine CO2-Bilanz aufgestellt werden kann. Erforderlich wird daher:
- eine Analyse aller Stoff- und Energieflüsse. Das heißt, Ver- und Entsorgungsströme müssen aufgeschlüsselt werden nach den verwendeten Materialien und Sekundärstoffen wie Strom, Druckluft, Gase, Wärme, Wasser, Reststoffe und Abfall
- eine Evaluierung der Infrastruktur: Logistik, technische und nichttechnische Dienstleistungen, Kommunikationseinrichtungen
- eine Erfassung der Flächen zur Optimierung des Flächenmanagements
- eine Untersuchung der Gebäudestruktur
- eine Übersicht zur verkehrstechnischen und sozialen Infrastruktur,
- die Ermittlung zur Hebung von Synergiepotenzialen mittels Kooperationen innerhalb des Netzwerkes durch die Zusammenarbeit mit Partnern wie Stadtwerken und Verwaltungen
- die Qualifizierung bestehender Sicherheits- und Umweltschutzeinrichtungen
CO2 als Rechengröße
Zunächst sind für einen guten Projektverlauf die Handlungsfelder so zu gestalten, dass die Einhaltung der Ziele überprüfbar ist. Dazu sind allgemein akzeptierte Kriterien und Indikatoren nötig, in diesem Fall das CO2-Äquivalent. CO2 ist ein Gas, das nicht als Emission gemessen, sondern nur über die chemische Umsetzung mathematisch berechnet werden kann. CO2 ist auch das bekannteste klimabeeinflussende Treibhausgas. Aus diesem Grund wird oft auch das Gefährdungspotenzial von weniger bekannten Gasen in eine äquivalente CO2-Menge umgerechnet. Analog dazu ist es möglich, die CO2-Äquivalente zu berechnen, die insgesamt bei den typischen produktionsbezogenen Handlungen eines Industriegebietes entstehen: bei der Produktion von Waren, der Ausführung von Dienstleistungen, der Abwasserbehandlung, bei der Verbrennung oder Deponierung von Abfällen, den Verkehrsströmen, dem Transport von Waren und der Arbeitsleistung. Theoretisch ist bei einer konsequenten Erfassung aller Aktivitäten des Industriegebietes dieser Summe ein Wert von 100 Prozent CO2-Äquivalente zuzuordnen. Das oberste Projektziel ist es, diese 100 Prozent im Verlauf kontinuierlich auf null zu senken. Durch die einheitliche Definition des Reduktionsziels in CO2-Äquivalenten wird so der Prozess für alle Beteiligten transparent und nachvollziehbar.
Folgeschritte
Unter dem Gedanken des "CO2e" bietet das Zero-Emission-Konzept eine vergleichsweise einfache Methodik, um dieses Ziel zu erreichen. Jede Emissionsquelle wird mit einem CO2-Wert belegt. Am effizientesten ist es, mit der Reduktion des größten Emissions-Paketes zu beginnen. Das kann der Energieverbrauch sein, der Verkehr oder der Abfall, der im Industriegebiet anfällt. Nach Senkung des Energieverbrauchs erfolgt die Potenzialanalyse, die erfasst, welche Materialien im Industriegebiet genutzt werden. Daraus leiten sich folgende Fragen ab: Welche Produktionsprozesse können Energie zur Verfügung stellen? Ist der im Industriegebiet anfallende Abfall energetisch verwertbar? Wäre es möglich, regenerative Energien zu integrieren wie etwa aus Biomasse, Photovoltaik oder Geothermie? Wer kann Flächen für die Energieproduktion zur Verfügung stellen? Herausforderungen, die sich einerseits durch den persönlichen Kontakt der Unternehmer relativ zügig bewältigen lassen, andererseits jedoch eine hervorragende Netzwerkarbeit und ein ausgeklügeltes IT-System erforderlich machen, um die entsprechenden Synergien herauszubilden.
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Kontakt: Veronika Wolf Projektleitung "Zero Emission Park" TU Kaiserslautern, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftspolitik und internationale Wirtschaftsbeziehungen E-Mail wolf@wiwi.uni-kl.de |
Quelle:
Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 12.12.2008
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