Lebenswerte Unternehmensstandorte durch biodiversitätsfördernde Klimaanpassung
Es ist Zeit für ein Umdenken.
Biologische Vielfalt ist unsere Lebensgrundlage – etwa für frisches Wasser, Nahrung oder saubere Luft sind wir tagtäglich auf die Ökosystemleistungen der Natur angewiesen. Durch gesellschaftlichen Druck auf Unternehmen und neue Berichtspfichten wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), von der rund 15.000 deutsche Unternehmen betroffen sein werden, steigt nun auch in der Wirtschaft der Druck, das Thema Biodiversität in das Nachhaltigkeitsmanagement zu integrieren.

Naturbasierte Lösungen zur Klimaanpassung an Wirtschaftsstandorten
Ein für uns funktionierendes Ökosystem hängt an einer Balance zwischen Sonnenlicht, Wasser und Bodenfunktion. Unser kultureller Fußabdruck muss wieder Teil dieses Gleichgewichts werden. Wir sind gefordert, unsere Siedlungsbereiche, Arbeitsplätze und den öffentlichen Raum wieder lebenswerter zu gestalten, indem wir den Kontakt zur Natur stärker in den Fokus rücken. Gleichzeitig müssen die natürlichen Funktionen im Ökosystem unterstützt und unsere Infrastruktur vor akuten Schäden durch die bereits entstandene Klimakrise bewahrt werden, um unsere Lebensgrundlage zu erhalten. Hier stehen auch Unternehmen zunehmend in der Verantwortung, denn die voranschreitenden Folgen des Klimawandels machen das Thema „klimaresiliente Immobilien und Liegenschaften" immer relevanter.
Eine naturbasierte Klimaanpassung nutzt die Resilienz der Natur und fördert gleichzeitig die biologische Vielfalt. So ermöglicht die Verbindung aus Klimaanpassung, Biodiversitätsmanagement und erlebbarer Natur Unternehmen, ihre Immobilien und Liegenschaften klimafit zu machen und das Thema Biodiversität in ihrer Unternehmenskultur zu verankern.
Neue Anforderungen an Hitzeschutz, Regenwassermanagement und Grünfächenpflege
Tage mit einer Lufttemperatur von mehr als 30 Grad und darauffolgende sogenannte Tropennächte, in denen es nicht unter 20 Grad abkühlt, nehmen in Deutschland stetig zu – und so auch die Zahl der Hitzetoten. Der Hitzeschutz für Menschen gilt daher inzwischen als Ziel der Bundesregierung, sodass auch Unternehmen und Organisationen angewiesen sind, Hitzeschutzmaßnahmen am Arbeitsplatz umzusetzen. Neben Verschattungskonzepten durch Bäume oder begrünte Pergolen ist die Regenwasserrückhaltung ein guter Ansatz. Das Paradigma der letzten Jahrzehnte hieß, Regenwasser schnellstmöglich von Gebäuden und Grundstücken abzuleiten – viele Bestandsimmobilien sind mit solch einem überholten Regenwassermanagement ausgestattet. Da Niederschlagswasser jedoch nicht mehr dort verdunstet, wo es vom Himmel fällt, ist der Wasserkreislauf in vielen Siedlungsbereichen gestört. Wird Niederschlagswasser jedoch vor Ort zurückgehalten, unterstützt das nicht nur den natürlichen Wasserkreislauf. Denn das Verdunsten des Wassers an heißen Tagen kühlt auch die Umgebungstemperatur ab und ist somit ein effektiver Teil eines naturbasierten Hitzeschutzkonzepts.
Und auch in Sachen Grünfächenpflege ist ein Umdenken nötig. Denn unser vielerorts hocheffizientes, aber wenig auf die Bedürfnisse der Natur ausgerichtetes Grünflächenmanagement hat dazu geführt, dass Artenvielfalt in vielen Liegenschaften keine Entfaltungsmöglichkeiten hatte. Dabei ist der Siedlungsbereich aufgrund seiner Strukturvielfalt mancherorts artenreicher als das Umland. Gelingt Unternehmen der Schritt zu einer naturnahen Gestaltung ihrer Grünflächen, wird die Biodiversität aktiv am Standort gefördert. Durch Synergieeffekte einer solchen Biodiversitätsförderung und naturbasierter Klimaanpassungsmaßnahmen lassen sich Win-win-win-Situationen erzeugen: für Mitarbeitende, für das Gesundheits- und Umweltmanagement und für ein nachhaltiges Immobilienmanagement.
Praxisbeispiel: Regenwasserrückhaltung mit der Wilden Möhre
Wie naturbasierte Lösungen in der Praxis aussehen können, um mit natürlichem Ansatz dem Klimawandel und seinen Folgen zu begegnen, zeigt sich am Beispiel der Regenwasserrückhaltung mit der Wilden Möhre. Ein wichtiger Aspekt in der nachhaltigen Regenwasserbewirtschaftung ist die Regenwasserversickerung. Ein Ansatz hierbei ist, Regenwasser auf Grünflächen in eigens hierfür modellierte Becken zu leiten, um eine kontrollierte Versickerung zu ermöglichen. Im Ergebnis verbessert sich durch die Zwischenspeicherung des Wassers das Klima vor Ort – insbesondere bei stärker bepflanzten Flächen kann dieser Effekt beobachtet werden.
Für solche Versickerungsbecken braucht es die richtige Auswahl an Pflanzen, die mit ihrem tiefen Wurzelsystem Wasser speichern und mit den wechselfeuchten und wechseltrockenen Standorten einer Versickerungsmulde zurechtkommen. Heimische Doldenblütler wie die Wilde Möhre (Daucus carota), die Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare) oder der extrem seltene und vom Aussterben bedrohte Flachblatt-Mannstreu (Eryngium planum) sind nicht nur tiefwurzelnd, sondern bieten gleichzeitig Mehrwert für Wildbienen und andere bestäubende Insekten. Die Wilde Möhre ist Nahrungsquelle für 46 Wildbienenarten – sechs davon sind spezialisierte Arten, die ihren Nachwuchs ausschließlich vom Pollen dieser Pflanze ernähren. Dies ist nur eines von vielen Beispielen, wie Biodiversitätsförderung, nachhaltiges Regenwassermanagement und Hitzeschutz Hand in Hand gehen können.
Fazit
Die naturbasierte Klimaanpassung fördert nicht nur die Resilienz gegenüber der Klimakrise, sondern erhöht auch die Artenvielfalt. Neben dem hier beschriebenen Praxisbeispiel des Regenwassermanagements gibt es eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten, Biodiversitätsförderung und Klimaanpassung am Standort zu betreiben – etwa Wildblumenwiesen, begrünte Dächer und Fassaden oder entsiegelte Wege und Parkplätze. Immobilien und Liegenschaften bieten aufgrund ihrer guten Steuerungs- und Kontrollmöglichkeiten einen idealen Ausgangspunkt, um biodiversitätsfördernde Maßnahmen zu ergreifen. Gleichzeitig stärkt die erlebbare Natur am Standort das Engagement der Menschen vor Ort für die eigene Nachhaltigkeitstransformation und hilft so dabei, die Förderung von Biodiversität fest in die Unternehmenskultur zu integrieren.
Malte Glatthaar - M.A. Sustainability, Economics and Management und Moritz Lohman - B.A. Audiovisual Media sind Gründer und Geschäftsführer von Swarmlab und unterstützen Unternehmen und Kommunen dabei, ihre Immobilien und Liegenschaften biodiversitätsfördernd und klimaangepasst zu entwickeln.
Quelle: BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
Umwelt | Biodiversität, 17.11.2023
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2023 mit dem Schwerpunkt Innovationen & Lösungen - Innovationen und Lösungen für Klima und Umwelt erschienen.

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