KI bereichert unsere Mindsets, Skillsets, Toolsets und Do-Sets
Aus dem Tagebuch des Aidioten
ICH STAUNE, oder: machen vs. quatschen
Meinen wöchentlichen KI-Newsletter teile ich in 4 Abschnitte ein. Es geht mir darum, dass KI unsere Mindsets, Skillsets, Toolsets und Do-Sets bereichert. Soll heißen: Wie denken und sprechen wir richtig über KI? Welche Skills können wir entwickeln, um sie optimal zu nutzen? Welche neuen Tools gibt es? Und wie komme ich ins Machen, ins Umsetzen?
MINDSET – „It all begins in your head”
„Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch", sagte Hölderlin. Sicherlich: Die KI bringt Gefahren mit sich. Aber wenn wir nicht immer wieder auf das Rettende fokussiert hätten, wären wir in der Steinzeit stehengeblieben. A propos Steinzeit. Bin sicher, dass es damals Leute gab, die sagten: „Uh, ich habe mir an dieser neuen Erfindung, an diesem Feuer da, die Finger verbrannt. Wir müssen das Feuer verbieten!"
Es ist sicherlich gut, dass in Europa über die Regulierung von KI geredet wird, keine Frage. Aber tendenziell stimmt es wieder mal: Wir Europäer quatschen und regulieren, während die Amerikaner, Chinesen und Inder einfach machen. Das meine ich in Bezug auf neue Start-Ups, APIs und Plugins für Artificial Intelligence.
Hat ja auch damit zu tun, dass unser gutes Old Europe völlig überaltert ist – im Vergleich zu den jungen, aufstrebenden Nationen. Dazu auch der Aspekt „YES" im letzten Abschnitt hier, das Do-Set. Die Jungen arbeiten spielerisch mit AI – schnell, pragmatisch, phantasievoll, effizient.
Immer wieder staune ich darüber, wie wenig so mancher Entscheider über KI weiß. Als ich kürzlich mit dem Marketing-Chef eines Unternehmens, das ich zu Trends und Innovationen berate, über KI in der Kommunikation reden wollte, hörte ich doch glatt: „Das macht bei uns die IT-Abteilung. Ich selbst habe gerade wichtigere Themen abzuarbeiten." Und ChatGPT wurde als „diese lustige App" beschrieben. OK, das ist jetzt schon gut zwei Monate her, stimmt mich aber trotzdem bedenklich.
Leute, es geht hier um viel, viel mehr als um lustige, erstaunliche Apps. Es geht nicht nur um die Zukunft Eurer Unternehmen. Es geht schlichtweg darum, ob ihr in der „kreativen Zerstörung" (Joseph Schumpeter), die durch die KI bereits begonnen hat, auf der Gewinner- oder der Verlierer-Seite stehen werdet. Ob ihr den Wandel mitgestaltet, oder ob ihr ihm zum Opfer fallen werdet. Es nimmt ja nicht die KI selbst den unterschiedlichsten Menschen die Jobs weg, vom Texter bis zum Anwalt. Sondern die Menschen, die mit KI arbeiten, werden diejenige verdrängen, die sich ihr verweigern. Was der Ausdruck kreative „Zerstörung" benennt, das ist aber nur eine Seite der Medaille. Dieser Ausdruck fokussiert auf diejenigen, die verschwinden. Und nicht auf diejenigen, die in völlig neuen Berufsfeldern und Unternehmenstypen brillieren, die es gestern noch nicht gab.
Überregulierung schafft keinen gesellschaftlichen Mehrwert. Ich kenne eine Venture-Capital-Investorin, die stark davor zurückschreckt, in europäische AI-Startups zu investieren, weil nicht klar ist, mit welchen juristischen Hürden sich diese bald schon herumschlagen müssen. So als hätte man vor 100 Jahren das Automobil verboten, weil es ja auch zu tödlichen Unfällen kommen kann. Klar, der Vergleich hinkt. Und wir haben es in einigen Fällen durchaus mit Gefahren zu tun. Aber die kann man in den Griff bekommen. Z.B. mit dem AI-Lab des TÜV in Berlin. Ich habe mit den Machern dort gesprochen. Sie sollen, vereinfacht gesagt, AI überprüfen wie Autos beim TÜV. Gute Idee. Ich hoffe dass es in der Praxis funktioniert – und dass wenigstens dieses AI-Lab ein deutscher Exportschlager wird.
SKILLSET – und die „German AIngst"
Eines ist für mich klar: Jeder von uns muss lernen, mit AI umzugehen, wie wir uns früher mal Radfahren, Autofahren und Fremdsprachen beibrachten. Wer sich hier im weiten Feld der AI keine Kompetenzen erarbeitet, droht inkompetent und irrelevant zu werden. Sorry, but that’s the brutal truth.
Klar, einige Entscheider fallen gerade in eine Art Schockstarre, weil sie auf Auswirkungen der Superpower AI nicht vorbereitet sind. Aber die „German AIngst", wie ich sie nenne, die bringt uns nicht weiter. Wie wir sie überwinden können? Der erste Schritt ist es, neue Skills der AI zu erlernen, zumindest in einigen der Bereiche, aus denen sie besteht. Also: Lernen, lernen, lernen. Denn eines ist klar: Nicht-Agieren ist auch ein Agieren, nur das dümmste und kostspieligste. Denn eine Vogel-Strauß-Strategie löst keine Probleme. Gerne gebe ich konkrete Hinweise.
Teil dieses Lernens ist sicherlich auch der Einstieg in eine „DebAItte" über die Chancen und Risiken. Aber gleich danach kommen die Entwicklung von Skillsets und Toolsets.
Ich berate und empowere Unternehmen dabei, sog. dAIvisions aufzubauen. Also Menschen aus den verschiedensten Unternehmensbereichen neben deren Alltags-Jobs in eine neue dAIvision einzuladen, in der gemeinsam die benötigten Lösungen entwickelt werden. Da arbeiten dann der Marketerin mit der IT-lerin zusammen, die CEO mit dem Produktioner etc. Erstaunlich, wie viel gerade junge MitarbeiterInnen oft bereits zum Thema draufhaben.
Also: Raus aus der Komfortzone. Und rein in die reale bunte Welt der KI. Ich selbst werde mit Freunden an der UNO-Konferenz „Global Summit: AI for Good" in Genf teilnehmen und am nächsten Tag das Kick-off unserer „AInitiative to aimprove our future" zu realisieren. Dort kann man Skills Lernen von hunderten AI-Pionierinnen, gerade auch im Bereich der Nachhaltigkeit. Wird alles live via video übertragen. Have a look!
TOOLSET – die neuen Kollegen
Wir werden uns daran gewöhnen müssen, uns die Welt mit „Artificials" und Robotern zu teilen. Wann kaufst Du einen für Dein Unternehmen? Tesla stellt sie bereits her und wird sie bald verkaufen. Aber gerade auch in der Nachhaltigkeit leisten sie eine Menge und werden zu unverzichtbaren Partnern.
AI for Good: Jäten und Ernten mit Robotern für nachhaltigen und erschwinglichen Gartenbau:
DO-SET - Go for AI
Am Hauptbahnhof Zürich traf ich die Finalisten von YES (Young Enterprise Switzerland), wo an dutzenden Ständen SchülerInnen ihre kleinen aber realen Unternehmen vorstellten, die sie während des Jahres hochgezogen haben. Auch AI kommt hier mehr und mehr zum Zug. Johanna Aebi, die CEO dieser Non-Profit-Organisation, sieht tagtäglich, wie selbstverständlich AI für die Jugendlichen geworden ist und wie sie von ihnen in ihre Projekte einbezogen werden. Diese Tools nicht zu benutzen, das wäre für diese Generation wie das Feuer in der Steinzeithöhle wieder ausgehen zu lassen.
Wer sein Mindset, Skillset, Toolset und Do-set erweitern will, ist herzlich eingeladen, wenn ich nach der zweitägiten UN-Konferenz „AI for Good" in Genf am 8. Juli das Kick-off realisiere zu unserer AInitiative to aimprove our future. Willkommen in der Welt von morgen!
Der Futurist, Redner und Consultant Christoph Santner ist langjähriger Autor von forum Nachhaltig Wirtschaften und berichtet regelmäßig über KI. In der aktuellen Ausgabe auch in der Cover-Story.
Kontakt: Christoph Santner | C.santner@forum-csr.net | ainitiative.net/
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