Nutzen des Weiterbetriebs der AKW steht in keinem Verhältnis zum Risiko

Umweltverbände und Anti-Atom-Initiativen kritisieren in einer gemeinsamen Stellungnahme den Stresstest der Bundesregierung

Umweltinstitut München: "Den Atomausstieg zu verzögern, ist sicherheitspolitisch unverantwortlich, unnötig und gefährdet die dringend benötigte Energiewende als Ganzes." 

© wostemme, pixabay.comDer am Montag veröffentlichte Stresstest der Bundesregierung sieht vor, die Atomkraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim 2 als Notreserve bis zum April 2023 bereitzuhalten. Umweltverbände und Anti-Atom-Initiativen kritisieren dies in einer gemeinsamen Stellungnahme: "Der Weiterbetrieb von Atomkraftwerken nach dem 31.12.2022 ist keine Option - auch in der aktuellen Energiekrise nicht. (...) Die im Stresstest skizzierten potentiellen Schwachstellen des Energiesystems können und müssen auf andere Art behoben werden." So brauche es eine großangelegte Energiespar-Kampagne, individuelle Energieberatung kleinerer und mittlerer Unternehmen und verpflichtende Sparmaßnahmen für Großbetriebe. Unterzeichnet haben die Stellungnahme neben dem Umweltinstitut unter anderem die Deutsche Umwelthilfe, .ausgestrahlt, Campact und die ärztliche Friedensbewegung IPPNW. 

Das Umweltinstitut kritisiert, dass der mögliche Weiterbetrieb der Atomwerke Isar 2 und Neckarwestheim 2 mit unkalkulierbaren Risiken verbunden ist. Die überalterten Reaktoren waren über Jahrzehnte Neutronenbeschuss, großer Hitze und hohem Druck ausgesetzt. Nach über 30 Jahren Betrieb ist mit Materialermüdung, Verschleiß, Korrosion und Spannungsrissen zu rechnen. Die letzte Sicherheitsüberprüfung der Reaktoren gab es im Jahr 2009 und sie wurde nach einem veralteten Stand von Wissenschaft und Technik durchgeführt. Bei einem weiteren Betrieb steigt das Risiko durch unentdeckte Schäden von Tag zu Tag. Keines der Atomkraftwerke hält zudem einem gezielten Anschlag oder dem Absturz eines großen Verkehrsflugzeugs stand. 

Karin Wurzbacher, Atomexpertin des Umweltinstituts: "Aus Sicherheitsgründen müssen die verbliebenen AKW eigentlich sofort vom Netz, spätestens aber Ende dieses Jahres. Selbst der Stresstest der Bundesregierung kommt zu dem Ergebnis, dass die Einsparung beim Erdgas durch einen weiteren Betrieb der AKW marginal wäre. Dies bringt in einer handfesten Energiekrise so gut wie nichts und steht in keinem Verhältnis zu dem damit verbundenen Risiko." 

"Die AKW als Reserve bereitzuhalten, öffnet weiteren Debatten über eine Laufzeitverlängerung Tür und Tor und gefährdet die zügige Energiewende", befürchtet Hauke Doerk, Referent für Radioaktivität im Umweltinstitut. Er kritisiert, dass vor allem CDU/CSU und FDP, die in der Vergangenheit die Energiewende massiv behindert und damit die Abhängigkeit vom Gas erhöht hätten, sich jetzt für eine Verlängerung der Atomkraft einsetzen. "CDU-Chef Merz, der bayerische Ministerpräsident Söder und Finanzminister Lindner lenken mit der Atomdebatte vom eigenen energiepolitischen Versagen ab", so Doerk. 

Weitere Informationen 
Das gemeinsame Verbändestatement wurde von 12 Organisationen unterzeichnet und ist Text hier zum Download verfügbar. 

Kontakt:  Umweltinstitut München e.V., Dr. Hauke Doerk | hd@umweltinstitut.org | www.umweltinstitut.org

Technik | Energie, 04.09.2022

     
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