Einfach handeln 

Das einfachste Heilmittel gegen Weltschmerz

Ob G20-Gipfel, UN-Klimakonferenz oder Wahlkampf – immer ist die Hoffnung groß, dass sich die Mächtigen dieser Welt zusammenfinden und sich auf wirksame Maßnahmen zum Klimaschutz einigen. Und so groß die Hoffnungen, so groß sind oft auch die Enttäuschungen, wenn die beschlossenen politischen Maßnahmen nicht mit dem übereinstimmen, was eigentlich getan werden müsste, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Von diesen Enttäuschungen kann man sich schnell überwältigt fühlen – doch es gibt Wege, die Sorge um die Umwelt in eine Triebfeder für entschlossenes Handeln zu verwandeln.
 
© Sea SheppardAus eigener Erfahrung kann ich berichten, was es heißt, aus Verzweiflung Kraft zu schöpfen und vom Verzagen ins Handeln zu kommen. Deshalb teile ich meine persönlichen Erfahrungen gerne mit den Leser*innen von forum Nachhaltig Wirtschaften.

Vor zehn Jahren hat mich meine Sorge um die Zukunft der Weltmeere dazu gebracht, eine enorme persönliche Herausforderung anzunehmen. Ich habe freiwillig als Schiffsingenieur­in für die Sea Shepherd Conservation Society gearbeitet, auf einem Schiff, das die Waljagd in der Antarktis blockiert. Eigentlich hasse ich Konflikte und hatte Angst vor diesem Einsatz. Ich war mir bewusst, dass mein Leben durch mögliche Kollisionen auf hoher See, Orkanböen und Eisberge in Gefahr sein könnte. Doch es hat sich gelohnt: Als direktes Ergebnis unserer Aktion gab die Walfangflotte zum ersten Mal in der Mitte der Saison auf und fing damit nur einen Bruchteil der Wale, die sie sich vorgenommen hatte. Es war eine unglaubliche Erleichterung und Befriedigung für mich, das Leben von Hunderten von Walen, darunter auch bedrohten Buckelwalen, gerettet zu haben. Danach kehrte ich in meinen Alltag zurück, aber nicht als dieselbe Person.

Jeder Einzelne kann etwas bewirken…
Die Dinge, die ich gelernt habe, und die Erfahrung, für eine Sache zu arbeiten, an die ich glaube, führten mich schließlich zu einem Unternehmen, das sich als Anbieter von Outdoor-Ausrüstung auch dafür einsetzt, unseren Heimatplaneten zu retten. Dort arbeite ich jetzt als Direktorin für Umweltinitiativen und -aktionen und habe zum Beispiel geholfen, Vorschläge für den National Nature Service auszuarbeiten – eine Initiative, die Arbeitsplätze in der Natur bereitstellt, um sowohl die Beschäftigungs- als auch die Klimakrise zu lösen.

… und einfach Handeln
Wir haben in diesem Jahr tödliche Überschwemmungen, Brände und rekordverdächtige Temperaturen erlebt. Aber wenn das Problem so groß ist, wo kann und soll man dann anfangen? Der Gründer unseres Unternehmens, Yvon Chouinard, sagt: „Das Heilmittel gegen Depressionen ist Handeln." Und wenn du weißt, wo du suchen musst, kannst du unglaublich gute Umweltschutzgruppen finden, die klug und effektiv handeln.

Nun muss das keineswegs so extrem sein, dass man ein Sabbatical nimmt, um Wale zu retten. Man kann auch Petitionen unterschreiben, Geld spenden oder sich vor Ort engagieren. Nicht allen liegt es, sich neuen Gruppen anzuschließen, oft fehlt auch schlicht die Zeit, zwischen Job, Familie und Freizeit noch Lücken freizuschaufeln für ein freiwilliges Engagement vor Ort. In Zeiten der Digitalisierung ist dies aber gar nicht mehr zwingend nötig.

Eine Plattform zum „Einfach Handeln"
Bei meinem Arbeitgeber haben wir mit Patagonia Action Works eine Online-Plattform ins Leben gerufen, die Menschen mit Umweltorganisationen auf der ganzen Welt zusammenbringt. Hier gibt es zahlreiche Inserate von Umweltschutzgruppen, die nach Freiwilligen suchen, um gemeinsam etwas gegen die Klimakrise und zum Schutz von Land, Wasser und Tierwelt zu unternehmen. Personen mit den unterschiedlichsten Kompetenzen können hier Projekte für Freiwilligenarbeit finden, die zu ihnen und zu ihrem Zeitbudget passen. Mit dabei sind NGOs wie Protect Our Winters oder das Netzwerk Blühende Landschaft. Seit dem Start der Plattform im Jahr 2018 wurden mehr als 2.600 Freiwillige mit gemeinnützigen Umweltorganisationen zusammengebracht und dabei 55.000 Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet. In Deutschland haben Freiwillige bereits 1.033 Stunden für den guten Zweck im Rahmen von Patagonia Action Works geleistet. Das macht mir Hoffnung und gibt Zuversicht. Zuversicht, dass das Handeln noch immer das beste Rezept gegen Weltschmerz und Verzweiflung ist. Denn auch wenn wir alle nur ein vermeintlich kleines Rädchen in diesem Getriebe sind: Eines jeden Handeln hat Wirkung.

Beth Thoren ist eine international bekannte Umwelt-Aktivistin. Sie hat einen Abschluss in Ingenieurwesen sowie einen Master in Betriebswirtschaft der Harvard Business School. Bevor sie beim Outdoor-Ausrüster Patagonia einstieg, war sie stellvertretende Geschäftsführerin der Umwelt-NGO ClientEarth und vier Jahre lang bei Großbritanniens größter Naturschutzorganisation, dem RSPB tätig. Während eines Sabbaticals schloss sie sich der Crew der Meeresschutzorganisation Sea Shepherd an, um dort mit ihren Kompetenzen als Schiffsingenieurin die Arbeit der Organisation zur Rettung der Meere zu unterstützen.

Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 01.03.2022
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2022 ist erschienen. Schwerpunkt: Energiewende - Was wäre, wenn? erschienen.
     
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