14. Europäischer Mediengipfel in Lech am Arlberg (21.-23. April 2022):
Zeitenwende - unsere Welt im Ausnahmezustand
Ein Krieg im Herzen Europas. Was noch vor wenigen Monaten undenkbar erschien, ist heute schreckliche Realität. Nach dem gespenstischen Stillstand der Corona-Jahre taumelt die Welt nun unvermittelt am Abgrund. Jahrzehntelang vertraute Sicherheiten schwinden, die Zeitenwende ist geprägt von Herausforderungen, die zum Handeln zwingen. Der Klimawandel als globale Herausforderung, die weltweite Gesundheitskrise, die Konsequenzen kriegerischer Auseinandersetzungen, die Millionen Menschen zur Flucht zwingen, die Notwendigkeit, Freiheit und Werte in Europa zu verteidigen – wird die Welt im Ausnahmezustand zu einer neuen Normalität?

Peter Filzmaier betonte in seiner Keynote die Wichtigkeit der Kommunikation. Diese habe sich in einer multimedialen Welt grundlegend verändert. Die Theorie von Sender und Empfänger sei längst veraltet, der Kommunikationsprozess sei mehrstufig geworden. Die Menschen wären einer permanenten „kommunikativen Überfrachtung" ausgesetzt. Das bedeute, die Nutzer seien durch die Vielfalt der verfügbaren Kanäle überfordert. Die Konsequenz daraus? „Ich höre gar nicht mehr zu, schaue nicht mehr hin", sagt Filzmaier. Und Desinformation biete unweigerlich Nährboden für verschrobene Theorien und Meinungen. Diese wiederum würden durch die sozialen Medien verbreitet. „Was ich zum Beispiel über Politik weiß oder nicht weiß, weiß ich aus Massenmedien", sah Filzmaier die Situation kritisch. Darum sei die Einführung des Faches „Medienkompetenz" in allen Schulstufen ein Muss. Doch nicht nur in der Schule, auch in vielen anderen Teilen der Gesellschaft bedürfe es laut Filzmaier der Aufklärung und Schulung im Umgang mit Medien. Die Conclusio für Filzmaier: „Nur Bildung ist die Lösung."
Das Panel „Krise! Leben im Ausnahmezustand" beschäftigte sich mit der Pandemie und dem Krieg. Migrationsexperte Gerald Knaus gab zu bedenken, dass der Konflikt in der Ukraine nicht der einzige Krieg sei. Seit den 1990er-Jahren habe es in Europa immer wieder Auseinandersetzungen gegeben. Lisz Hirn warnte vor dem Verlust des Wohlstands. Unsere Lebensweise sollte neu gedacht werden. „Wir haben keinen innovativen Ansatz, fallen immer wieder in ein Schwarz-Weiß-Denken zurück. Und das bedeutet im Kriegsfall Waffen und Aufrüstung". Rudolf Anschober verwies auf ein Problem zwischen Politik und Wissenschaft. Am Anfang der Pandemie sei es aufgrund von recht vagen Studien sehr schwer gewesen, politisch wichtige Entscheidungen zu treffen.
Gerold Riedmann, Chefredakteur der Vorarlberger Nachrichten und Geschäftsführer von Russmedia, verwies auf eine Grundsatzdiskussion: „Wir müssen darüber reden, was Medien sind und was sie nicht sind". Es gäbe unzählige Plattformen, wie etwa „Russia Today", die reine Propaganda-Maschinen seien. Der Ehrenpräsident der AEJ (Association of European Journalists), Otmar Lahodynsky, warnte vor „Putins Desinformationstrollen". Diese würden gezielt Wikipedia-Artikel verfälschen und mit falschen Informationen befüllen. Auch Alexandra Föderl-Schmid, stv. Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung, verwies auf Studien, die besagen, dass seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs das Wort „Nazi" gezielt in diversen Internetplattformen eingespeist werde. Für Matthias Sutter, Direktor am Max-Planck-Institut Bonn, und Medienexperte Patricio Hetfleisch sei das gezielte Manipulation. Hetfleisch führte ebenfalls ein Beispiel an: „Russia Today tut so, als hätten sie einen journalistischen Anspruch – am Ende des Tages ist es reine Propaganda".
Am Samstag Vormittag wurden Außenminister Alexander Schallenberg sowie Arbeitsminister Martin Kocher im Rahmen zweier "Pressestunden" interviewt. Durch die letzte Diskussionsrunde des 14. Europäischen Mediengipfels führte Eva Linsinger (stv. Chefredakteurin bei Profil) mit den Kriegs- und Krisenreporterinnen Monika Bolliger (Redakteurin beim Spiegel), Natalie Amiri (ARD-Korrespondentin und Weltspiegel-Moderatorin) und Petra Ramsauer (Journalistin und Autorin). Ein großer Faktor, der die Auslandsreportage hindere, seien laut Bolliger die Budgetkürzungen in den jeweiligen Redaktionen. Für eine detaillierte Reportage sei es jedoch wichtig, präsent zu sein. „Man muss vor Ort sein und versuchen, den Zuschauer oder Leser in das jeweilige Land einzuführen – es durch unsere Augen zu betrachten", erklärte Amiri. Ebenso sei es wichtig, Desinformationen aufzudecken. In den jeweiligen Gebieten ließen sich Bilder leichter verifizieren. Journalisten müssten mehr unterstützt werden – erst recht, wenn es um die Betreuung nach der Rückkehr ins Heimatland gehe. „Schwierig wird es, wenn man zurückkommt und merkt: Das Leben hier geht einfach so weiter und das Schlimme, das passiert, wird nur mehr am Rande wahrgenommen", meinte Ramsauer.
Wirtschaft | Marketing & Kommunikation, 24.04.2022

Zeit, die Stimme zu erheben und endlich zu handeln?
forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2022 mit dem Schwerpunkt: Globale Ziele und Klimaschutz
- Ukrainekrieg und Hunger auf der Welt
- Doppelte Dividende durch Nachhaltigkeit
- Green Chefs
- Die Brücke zur Natur
Kaufen...
Abonnieren...
02
FEB
2023
FEB
2023
09
FEB
2023
FEB
2023
Treibhausgas-Bilanzierung meistern mit ecozoom
Lernen Sie, wie die Softwarelösung ecozoom Sie bei Ihrer Klima-Bilanzierung unterstützen kann.
Online-Demo
Lernen Sie, wie die Softwarelösung ecozoom Sie bei Ihrer Klima-Bilanzierung unterstützen kann.
Online-Demo
Gemeinsam ist es Klimaschutz

natureOffice nimmt Sie mit auf die Reise durch den Klimakosmos - gleich YouTube-Kanal abonnieren und Baum pflanzen!
LOHAS & Ethischer Konsum

Christoph Quarch sieht darin v.a. Symbolpolitik, denn nur 7 Prozent der Lebensmittelabfälle fallen im Handel an.
Jetzt auf forum:
Wird 2023 das Jahr des Modulbaus?
Verbraucher wollen umweltfreundliche Verpackungen
Mehr Sonnenkilometer mit dem Elektroauto: ADAC und Zolar starten Photovoltaik-Offensive
Neumarkter Lammsbräu vergibt 2023 erneut Nachhaltigkeitspreise
Friede, Würde und Menschenrechte gedeihen nur in einer Kultur des Miteinander