Entwaldungsfreie Lieferketten

Die Hausaufgabe für Unternehmen in Zeiten von Klimawandel und Waldvernichtung

Um Wälder, diese wertvollen Ökosysteme, zu sichern, sollten Unternehmen sehr viel Wert auf Holz aus nachhaltigen Quellen legen und, wenn möglich, eine eigene, lokale Holzversorgung anstreben. Worauf dabei zu achten ist, zeigt das Beispiel des Schreibgeräteherstellers Faber-Castell.
 
Holzgefasste Stifte sind seit Gründung von Faber-Castell im Jahr 1761 die wichtigsten Produkte des Unternehmens. Jedes Jahr werden über zwei Milliarden Blei- und Farbstifte produziert. Bis zu 80 Prozent des Holzbedarfs kann Faber-Castell mittlerweile durch die eigene Waldbewirtschaftung decken; alle weiteren, zugekauften Hölzer für die Stiftproduktion stammen aus zertifiziert-nachhaltigen Quellen.
 Rund ein Drittel der eigenen Waldfläche dienen dem Schutz der Biodiversität, das heißt dem Artenreichtum und der genetischen Vielfalt. © Faber-Castell
Transparenz und Vertrauen
Zur Sicherstellung einer nachhaltigen Holzversorgung ist die Kenntnis über eigene Lieferketten das beste Mittel: Um welche Holzart handelt es sich? Aus welchem Land kommt sie? Und stammt sie aus einer nachhaltigen Forstwirtschaft? Die Globalisierung von Lieferketten und die Vielfalt an Holzprodukten (inklusive Zellstoff und Papier) stellen Firmen vor große Herausforderungen. Und auch Kunden können oft kaum nachvollziehen, ob und welchen Beitrag sie zu einer nachhaltigen Forstwirtschaft leisten.

Abhilfe schaffen international anerkannte Zertifizierungssysteme wie FSC® (Forest Stewardship Council) oder auch PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes). Sie zielen darauf ab, Materialströme identifizierbar zu machen und nicht-konforme Holzherkünfte aus der Produktkette (Chain of Custody) auszuschließen. So sind sie zu global anerkannten Produktstandards für den Einsatz nachhaltiger Holzressourcen geworden, auf den sich alle in der Wertschöpfungskette (Forstwirtschaft, holzverarbeitende Industrie, Handel, Konsumenten) beziehen können.

Eine zertifiziert-nachhaltige Holzbeschaffung steht schon lange im Mittelpunkt der Nachhaltigkeitsstrategie von Faber-Castell, und das Unternehmen sammelte umfassende Erfahrungen mit FSC und PEFC. Die eigenen Wälder und das Forstmanagement in Brasilien sind seit 1999 FSC-FM zertifiziert, was umweltgerechte, sozial verträgliche und wirtschaftlich nachhaltige Waldbewirtschaftung sicherstellt. Die Produktkette wurde erstmals 2007 von FSC und 2010 von PEFC zertifiziert. Daraus ergeben sich eine Reihe an Hausaufgaben: So müssen an allen Standorten der Gruppe jährliche interne Audits erfolgen, unter anderem um die Materialbilanz sowie die Beschaffungs- und Produktionsprozesse zu prüfen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der korrekten Produktauslobung. Außerdem sind alle relevanten gesetzlichen Anforderungen verschiedener Länder kontinuierlich zu überwachen und zu dokumentieren. Neben der internen Prüfung wird das gesamte Managementsystem der Gruppe jedes Jahr extern auditiert.
 
Trotz des Aufwands zur Aufrechterhaltung eines solchen Systems ist es eine wertvolle Basis zur Einhaltung rechtlicher Anforderungen wie zum Beispiel der Europäischen Holzhandelsverordnung (EUTR), des US-amerikanischen Lacey Act oder des Australian Illegal Logging Prohibition Act. Die 2013 in Kraft getretene EUTR fordert von allen europäischen Importeuren von Holzprodukten, ein betriebliches Sorgfaltspflichtverfahren umzusetzen. Hierfür liefern insbesondere die strengen Dokumentationspflichten von FSC und PEFC belastbare und wertvolle Informationen.
 
Eigene Wälder als Beispiel einer nachhaltigen Lieferkette
Um die eigene Holzversorgung zu sichern, hat Faber-Castell in den 1980er Jahren ein eigenes Holzversorgungsprogramm in Prata im Bundesstaat Minas Gerais im Südosten Brasiliens gestartet. Auf einer Fläche von rund 10.000 Hektar werden jährlich rund 300.000 Setzlinge des Typus Pinus Caribea gepflanzt und aufgezogen. Nach circa 20 Jahren können die Bäume für die Stiftproduktion verarbeitet werden.
 
Rund ein Drittel der eigenen Waldfläche wird nicht zur Holzgewinnung genutzt, sondern dient dem Schutz der Biodiversität, das heißt dem Artenreichtum und der genetischen Vielfalt. Auf solchen naturbelassenen Flächen haben zahlreiche zum Teil vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten neuen Lebensraum gefunden. Regelmäßige Zählungen seit 2001 dokumentieren die positive Entwicklung der Biodiversität; mittlerweile sind dort rund 660 Tierarten beheimatet. Neben der Rohstoffversorgung dienen die firmeneigenen Wälder auch als zertifizierte Quelle von CO2-Kompensationszertifikaten. Bei den eigenen Wäldern handelt es sich um ein Aufforstungsprojekt, das laut einer Studie des TÜV Rheinlands in seiner Biomasse über 900.000 Tonnen Kohlendioxid aus der Atmosphäre gespeichert hat. Diese Emissionsreduktionszertifikate werden eingesetzt, um den jährlichen Kohlendioxidausstoß aller weltweiten Produktionsstandorte zu kompensieren und so eine CO2-neutrale Produktion zu ermöglichen.
  
Nachhaltige Rohstoffe und Klimaschutz
Durch Integration von lokalem Rohstoffanbau in eine zertifizierte Forstwirtschaft sowie kurze Transportwege zur Weiterverarbeitung wurde in Brasilien eine nachhaltige Lieferkette etabliert. Da es sich um ein Aufforstungsprojekt handelt, kommt zusätzlich eine CO2-Bindung hinzu, die einen positiven Beitrag zum Klimaschutz der gesamten Faber-Castell Gruppe leistet. Ein solches Modell kann allerdings kaum eine Lösung für alle holzverarbeitenden Unternehmen sein – Flächenverfügbarkeit, erforderliches Holzvolumen und Kompetenzen im Forstmanagement sind dabei nur einige Barrieren. Dennoch zeigt das Beispiel, dass zertifizierte Forst- und Holzwirtschaft sowohl ökonomischen als auch ökologischen Anforderungen gerecht werden kann und einen nicht unerheblichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten vermag. Zertifizierungen anerkannter Organisationen sind dabei wesentlich und ermöglichen es auch kleineren und mittelständischen Unternehmen, mit gutem Gewissen Holz einzukaufen und zu verarbeiten. Wünschenswert, aber unglücklicherweise nicht immer realisierbar, ist eine möglichst lokale Holzversorgung. Diese vereinfacht die Transparenz und bietet zusätzlich den Vorteil kürzerer Transportdistanzen.

Dr. Mathias Makowski arbeitet seit 2015 bei der Faber-Castell AG und leitet das Corporate Sustainability Team. Schwerpunkte liegen in der nachhaltigen Rohstoffbeschaffung, Dekarbonisierung (Corporate- & Product Carbon Footprint), CSR Reporting. Er verantwortet außerdem den Bereich Process Improvement.
 
 
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Quelle: B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften

Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 01.06.2021
Dieser Artikel ist in In einer Zeit, in der Angst Einzug in der Gesellschaft hält, macht forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2021 Mut. - Sicher!? erschienen.
     
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