Ronja Volles
Umwelt | Klima, 31.08.2020

Sauerstoff für das System

Warum Firmen Bäume pflanzen sollten

Wälder sind die Lungen unserer Erde. Sie liefern Rohstoffe für eine unglaubliche Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten und beherbergen eine enorme Artenvielfalt. Deshalb engagieren sich immer mehr Firmen für eine nachhaltige Waldnutzung und Wiederaufforstung. Der Global Nature Fund und OroVerde bieten Unternehmen jetzt einen Leitfaden für waldfreundliches Wirtschaften und zeigen, dass der Waldschutz ein Gewinn für alle ist.
 
Mangroven wurden in den letzten Jahrzehnten großflächig abgeholzt, ihre Aufforstung bringt vielerlei Vorteile: Die Landschaften binden große Mengen CO2, sie fördern die Artenvielfalt und schaffen Einkommensmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung. Aufnahme aus einem Renaturierungsprojekt des Global Nature Funds in Kambodscha. © Global Nature FundIn den Wäldern der Erde stecken enorme Werte – und zwar nicht allein in ökonomischer Hinsicht. Wälder speichern Wasser und regulieren Wasserkreisläufe. Ihre Abholzung kann deshalb zu Überflutung und/oder Wüstenbildung führen. Wälder speichern große Mengen an CO2. Ihr Erhalt und Wiederaufbau ist deshalb essenziell für die Abschwächung des Klimawandels. Wälder bewahren den Boden vor Erosion, regulieren das Mikroklima, dienen der Erholung und verbessern die Luftqualität. Sie schaffen damit nicht nur Einkommen für Landwirtschaft und Tourismus, sondern liefern ganz direkt auch Rohstoffe wie Holz, Kautschuk oder Kakao. Die Geschäftspraktiken vieler deutscher Unternehmen ignorieren diesen Wert, statt aktiv zum Waldschutz und zur Wiederaufforstung beizutragen, damit Wälder auch in Zukunft weiter die Lebensgrundlagen für einen großen Teil der Menschheit und damit auch „gute Geschäfte" bieten können.

Verantwortung jetzt!
Ihr Engagement für den Wald kann vielfältig sein: Zentral ist es, die eigene Lieferkette nachhaltig zu gestalten und sicherzustellen, dass Sie durch Ihre Geschäftspraktiken keine Entwaldung verursachen. Aber auch die anderen dargestellten Aktivitäten können für Ihr Unternehmen wichtige Bausteine sein. © OroVerde und Global Nature FundDie Verantwortung, die deutsche Unternehmen und ihre Lieferketten weltweit für die Entwaldung tragen, zeigen die Zahlen einer Studie im Auftrag der EU-Kommission: Mehr als ein Drittel der international gehandelten Produkte, die auf entwaldeten Flächen erzeugt wurden, werden von den EU-Staaten importiert. Circa 15 Prozent des gesamten CO2-Fußabdrucks des Lebensmittelkonsums in der EU wird durch Entwaldung verursacht. Wer also in der Lieferkette Wälder vor der Abholzung bewahrt, trägt aktiv zum Klimaschutz bei. Im besten Fall jedoch sollten die Unternehmen nicht nur Entwaldung vermeiden, sondern auch eine aktive Aufforstung an den Produktionsstandorten betreiben. 

Doch nicht nur die Analyse und Umstellung der eigenen Lieferkette sind wichtig, um als Unternehmen waldfreundlich zu wirtschaften. Auch Kapital nachhaltig anzulegen, die Mitarbeitenden zu Nachhaltigkeitsthemen weiterzubilden und die Begrünung der firmeneigenen Grundstücke können bedeutsame Maßnahmen sein.

Spenden für globale und regionale Waldprojekte und CO2-Kompensationsmaßnahmen ergänzen ein Unternehmensengagement und sind derzeit eine besonders beliebte Maßnahme bei Entscheidungsträger*innen. Doch hierbei gilt es, Vorsicht walten zu lassen, denn Kompensieren allein reicht nicht aus. Vorher sollten die eigenen CO2-Emissionen und andere negative Auswirkungen auf die Umwelt ermittelt und vermieden werden. Soll mithilfe von Aufforstungen kompensiert werden, ist es wichtig, soziale und ökologische Mindeststandards bei der Auswahl der Projekte zu berücksichtigen:
  • heimische Baumarten anpflanzen und verschiedene Arten mischen,
  • Teilflächen zum ausschließlichen Schutz der Natur integrieren,
  • ursprünglichen Zustand der Fläche berücksichtigen und daran angepasst wiederaufforsten,
  • Pflanzenschutzmittel und Düngemittel vermeiden,
  • Institutionen und Gemeinden vor Ort in das Projekt einbeziehen,
  • faire Löhne und Versicherungen zahlen,
  • lokale Landrechte berücksichtigen.
Die Herausforderungen bei der Umsetzung
Der Weg hin zu einem auf Wald- und Klimaschutz ausgerichteten Unternehmen ist nicht ohne Hürden: Rohstofflieferketten sind für die Abnehmer*innen teils undurchsichtig, Zertifizierungen nicht ausreichend und zu wenig verbreitet. Betriebswirtschaftliche Herausforderungen erschweren es, Mischkulturen statt Monokulturen anzubauen. Waldbrände, Stürme, unklare Landtitel und instabile politische Situationen bergen Risiken bei Investitionen in den Wiederaufbau von Wäldern. Doch wer sich gut informiert und Zeit investiert, kann mit Waldinvestments einen Beitrag zum langfristigen Unternehmenserfolg und zum Erreichen der internationalen Nachhaltigkeitsziele leisten.

So profitieren alle
Bei der Planung und Umsetzung von Aufforstungsprojekten ist es wichtig, die lokale Bevölkerung und deren Bedürfnisse mit einzubeziehen. Die Aufnahme zeigt den Anbau von Kakao im WaldGewinn Projekt von OroVerde, das sozialverträglichen, naturnahen Waldwiederaufbau in Guatemala fördert. © OroVerde, Michael MetzNeben dem Schutz der Artenvielfalt und dem Bremsen des Klimawandels, bringen die verschiedenen Maßnahmen für die Wiederaufforstung positive wirtschaftliche und soziale Auswirkungen für ein Unternehmen mit sich. Dies bestätigten die von GNF und OroVerde geführten Interviews mit Unternehmensvertreter*innen, die bereits im Wald- und Klimaschutz aktiv sind. Hervorgehoben wurden etwa die möglichen Kosteneinsparungen: Der Anbau von Holz auf eigenen Plantagen ermöglicht es, Holz zu kaufen, wenn die Marktpreise niedrig sind, und selbst angebautes Holz zu ernten, wenn die Marktpreise hoch sind. Auch Wettbewerbsvorteile bei der Gewinnung von Kund*innen und Mitarbeitenden wurden als Anreiz genannt. Ähnliches gilt etwa für Kakao oder Kaffee in Waldgärten.

Ein Leitfaden von Global Nature Fund (GNF) und OroVerde gibt weiterführende Informationen und Schritt-für-Schritt- Anleitungen für Unternehmer*innen. Der Leitfaden ist im Projekt „Wiederaufbau von Waldlandschaften – Was können deutsche Unternehmen tun?” entstanden, das vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert wird. Wer diese Anleitungen beherzigt, wird den Schutz des Waldes nicht mehr als lästigen Kostenfaktor ansehen, sondern als effektive, sinnstiftende Zukunftsinvestition.
 
 
Ronja Volles ist Geographin und seit 2019 beim Global Nature Fund als Projektmanagerin für Unternehmen und biologische Vielfalt tätig. Sie erarbeitet Empfehlungen und Hilfestellungen zum Thema Wald- und Biodiversitätsschutz für Unternehmen.

Global Nature Fund und OroVerde
Seit 1998 engagiert sich der Global Nature Fund (GNF) für Natur und Umwelt. Dabei steht die Biodiversität im Fokus vieler seiner Projekte, die er rund um den Globus mit einer Vielzahl von Partnerorganisationen voranbringt. In Deutschland und Europa ist dem GNF der Kontakt und Austausch mit Unternehmen besonders wichtig. Gemeinsam mit ihnen sucht er nach Lösungen für nachhaltiges, biodiversitätsorientiertes Wirtschaften.

Bereits seit 30 Jahren setzt sich die Tropenwaldstiftung OroVerde für den Erhalt der tropischen Regenwälder ein. Dabei gehen Naturschutz und Entwicklungszusammenarbeit Hand in Hand, denn nach Ansicht der Stiftung kann der Schutz der Regenwälder nur mit den Menschen vor Ort langfristig funktionieren. Zugleich geht OroVerde Verbraucherthemen an und zeigt den Einfluss der Konsumenten auf die Umwelt- und Lebensbedingungen in Regenwaldregionen. OroVerde ist dabei politisch unabhängig, gemeinnützig anerkannt und trägt als eine der ersten Umweltorganisationen deutschlandweit das DZI-Spendensiegel.

Dieser Artikel ist in forum 03/2020 - Digitalisierung und Marketing 4 Future erschienen.



     
        
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  • Global Nature Fund (GNF)
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  • Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW)