Die Mobilitätswende

Wer macht mit, sie zu gestalten?

driversity – der Name ist Programm. Wer viel reist, kennt die Probleme. Welches Verkehrsmittel nehme ich? Welche Verbindungen sind die besten? Wie kann ich die Reisezeit am besten nutzen? Wie geht es mir auf und mit der Reise und wie bewege ich mich auf der letzten Meile? Und über all dem steht bei Business-Reisen: Wie rechne ich das Ganze ab? forum nahm am driversity Netzwerktreffen teil und erlebte, wie die Zusammenarbeit zur Lösung gesellschaftlicher Probleme zukünftig wirklich funktionieren kann. 

© diversitydriversity will die Vielfalt der Mobilität erfassen und Komplexität reduzieren. driversity setzt auf Kooperation, um neue Ideen und Lösungen zu entwickeln. driversity greift nicht nur unternehmerische, sondern auch gesellschaftliche Fragestellungen auf und erarbeitet dafür Lösungen. Mit viel Spaß und Kreativität durfte ich am letzten Treffen der driversity Community in Berlin teilnehmen und muss sagen: Ich bin begeistert. So stelle ich mir eine firmen- und branchenübergreifende Zusammenarbeit zur Lösung gesellschaftlicher Probleme vor. Doch jetzt erst mal ganz von vorne: Was ist eigentlich driversity?
 
Wie kommen wir am besten von A nach B?
Die Idee zu driversity ist aus einem Team entstanden, das sich bei der Deutschen Bahn (DB) um strategische Projekte im Geschäftskundenvertrieb kümmert. „Wir wollten neue Wege gehen und haben angefangen, Dialogwerkstätten mit Unternehmen zu entwickeln. Das ist auf großes Interesse gestoßen und daraufhin haben wir dieses Netzwerk gegründet", erklärt Karina Kaestner vom DB Vertrieb Geschäftskunden. „Dabei haben wir ganz schnell die Komplexität des Themas erkannt, dessen Bandbreite von Mobilitätsangeboten über Softwarelösungen und Apps bis hin zu steuerlichen Rahmenbedingungen reicht. Zusätzlich und zuvorderst geht es um den Menschen. Neben der Umwelt soll auch er geschont werden, denn wenn er fix und fertig zur Arbeit kommt, weil der Weg so stressig war, dann ist weder ihm noch dem Unternehmen gedient."
 
Netzwerken für eine neue Mobilität am Arbeitsplatz
Schon mal vom „Mobilitätsbuffet" gehört? Gemeint ist ein firmeneigenes Angebot unterschiedlicher Fortbewegungsmittel wie Firmenwagen, E-Roller, Diensträder, ÖPNV oder Bahn, aus dem sich die Mitarbeiter nach Bedarf bedienen können. Dies könnte Arbeitgeber sogar günstiger als das herkömmliche Dienstwagenmodell kommen, bietet aber individuellere Mobilitätslösungen und regt zum Ausprobieren klimafreundlicherer Fortbewegungsarten an. Davon profitieren der Einzelne und das Unternehmen als Ganzes: zufriedenere Mitarbeiter, geringere Mobilitäts- und Reisekosten sowie eine verbesserte CO2-Bilanz.
 
Die Idee zum Mobilitätsbuffet ist ein Ergebnis von driversity, der Netzwerkinitiative der Deutschen Bahn in Zusammenarbeit mit der GLS Bank, NTT Data, der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) und der Hochschule Heilbronn. driversity bringt regelmäßig ca. 150 Verantwortliche aus 100 Unternehmen und Wissenschaftler*innen an einen Tisch, um in interdisziplinären Teams neue Mobilitätskonzepte zu entwickeln. Alle vereint die Überzeugung, dass die Mobilitätswende nur gemeinsam zu schaffen ist. Zudem geraten Unternehmen im Wettbewerb um Fachkräfte ins Hintertreffen, wenn sie hier keine individuellen Angebote machen können.
 
Insellösungen bringen uns nicht weiter
Mobilität unterliegt derzeit einem starken Wandel und ist ein hochkomplexes und dynamisches Thema. Dazu existieren bereits neue Ideen, doch es sind meist Insellösungen. Und es fehlt der Bezug zum Unternehmenskontext. Dieses Insel-/Silodenken möchte driversity auflösen, denn einzelne Anbieter oder Organisationen können die individuelle Mitarbeitermobilität und/oder Unternehmensbesonderheiten nicht alleine bewältigen. driversity setzt hier an und bringt Anbieter und Nachfrager zusammen, um gemeinsam Lösungen/Verhaltensänderungen bei der Mitarbeitermobilität zu bewirken. Das Motto ist: „Einer ist keiner – gemeinsam sind wir stärker". Mobilität ist in Unternehmen meist ein konkret zugeordnetes Abteilungsthema (Travel Management, Fuhrpark), was nicht dem Querschnittscharakter von Mobilität entspricht und der Umsetzung integrierter, umfassender Lösungen im Wege steht.

Raus aus den Silos und gemeinsam am gleichen Strang ziehen
Man möchte es nicht glauben: der DB als Unterstützer von driversity geht es nicht darum, die Bahnservices zu verbessern oder einfach mehr Tickets und Bahncards zu verkaufen, sondern Mobilität insgesamt zu vereinfachen und ggfs. sogar Fahrten zu vermeiden. Seit 3 Jahren gibt es das Netzwerkprojekt und hier ziehen Akteure aus verschiedensten Organisationen gemeinsam an einem Strang. Michael Birk, der Initiator von driversity erklärt das so: „Wir wollen Menschen, die an ihrer eigenen Mobilität oder an der von anderen etwas verändern wollen, einen Raum und Möglichkeiten an die Hand geben, um Dinge zu verändern und Ideen in die Tat umsetzen zu können. Dazu bringen wir unterschiedliche Experten zusammen, denn in Deutschland ist die Mobilitätsbranche zu stark in ihren eigenen Geschäftsmodellen und Wertschöpfungsketten gefangen. Raus aus den Silos heißt für uns: frei und offen zu denken, mutig zu sein und Menschen, die bereits an eigenen Lösungen arbeiten, zu vernetzen und zu begleiten. Meine persönliche Vision ist es, damit Lösungen zu schaffen, die Mobilität selbstverständlicher, integrativer und intuitiver macht, denn eine erfolgreiche Mobilitätswende braucht das Umdenken und Miteinander von Gestaltern aus verschiedenen Bereichen, Branchen und Unternehmen. Diese Lösungen implementieren wir dann in realen persönlichen und unternehmerischen Situationen und stellen sie auch anderen zur Verfügung. So führen wir unsere Ideen einer breiten Anwendung zu." (hier geht es zu einen Interview mit Michael Birk)

driversity bleibt damit nicht beim Reden stehen, sondern legt den Schwerpunkt auf das Tun: Neue Lösungen zu erdenken ist heutzutage keine große Herausforderung mehr. Im konkreten Tun und Umsetzen zeigt sich allerdings die wahre Qualität und erst dann entsteht das Lernen unter den Akteuren. driversity ist damit ein Raum für Menschen, die Verantwor- tung übernehmen wollen und offen genug sind, dies mit anderen Menschen gemeinsam anzugehen. Wir als forum Nachhaltig Wirtschaften können dem nur zustimmen: Die großen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen wir stehen, lassen sich nur gemeinsam erfolgreich bewältigen.
 

Ein Tesla für den Koch
Wer sich traut, auch mal ungewohnte Wege zu beschreiten, kann auch beim Thema Arbeitskräftemangel punkten, weiß Ulrich Zimmermann, Vorsitzender des Vorstands der EMA eMobilität für alle eG. Er erzählte von einem Hotelier im Allgäu, der für seinen Betrieb Elektroautos angeschafft habe: „Tagsüber rollen die Gäste damit leise und CO2-neutral durch die Gegend. Und abends dürfen die Mitarbeiter die Autos mit nach Hause nehmen. Der Chefkoch fährt jetzt somit einen Tesla, den er sich normalerweise vielleicht nicht hätte leisten können. Und der Hotelier, der seinen Strom selber einspeist, hat weniger KFZ-, Steuer- und Personalkosten – ist aber gleichzeitig viel attraktiver, weil er seinen Mitarbeitern mehr bieten kann."

von Fritz Lietsch

Dieser Artikel ist in forum 04/2019 - Food for Future erschienen.



     
        
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