Nachhaltige Lieferketten
Strategie und Struktur stechen Taktik aus
Klimaschutz, Menschenrechte, Ressourceneffizienz: Der Druck auf Unternehmen, sich glaubwürdig für eine nachhaltige Entwicklung einzusetzen, hat spürbar zugenommen. Aufmerksam beäugt wird nicht nur ihr Engagement hinter den eigenen Werkstoren. Mehr und mehr rückt auch die Nachhaltigkeit ihrer Lieferketten in den Fokus. Viele Unternehmen verorten sich hier allerdings selbst noch ganz am Anfang ihrer Reise.
Das zeigt eine aktuelle Erhebung, die DNV GL Business Assurance gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut GFK Eurisko und Sedex Information Exchange durchgeführt hat, eine Online-Plattform, die . An der Umfrage beteiligten sich über 1.400 Fachleute aus Unternehmen in Europa, Nord-, Mittel- und Südamerika sowie Asien. Ihre Antworten lassen sich mit jenen aus einer Vorgängerstudie aus dem Jahr 2014 vergleichen.
Nur jedes 20. Unternehmen sieht sich auf höchstem Niveau
Ein zentrales Ergebnis der aktuellen Erhebung: Als wirklich weit gediehen erachten nur die wenigsten Befragten das Engagement ihres Arbeitgebers für nachhaltigere Lieferketten. Auf die Frage „Wo würden Sie Ihr Unternehmen auf einer 5-Punkte-Reifegrad-Skala positionieren?" verortet sich nahezu ein Viertel (23,9 Prozent) unter den Anfängern. Auf den beiden höchsten Reifestufen sehen sich dagegen nur 18 Prozent der Teilnehmer. Das höchste Niveau bescheinigen sich selbst sogar lediglich 5,1 Prozent der Befragung.
Diese Selbsteinschätzungen überraschen, da sie deutliche Verschiebungen gegenüber der Vorgängererhebung aus dem Jahr 2014 offenbaren. Damals gaben nämlich lediglich 16 Prozent der Befragten an, Anfänger in Sachen nachhaltiger Lieferketten zu sein, gleichzeitig zählten sich nur 3,7 Prozent zur Top-Gruppe. Heute rechnen sich dagegen rund 40 Prozent mehr zur Spitze. Gleichzeitig verorten sich rund 50 Prozent mehr als 2014 erst am Anfang ihrer Reise zu nachhaltigeren Lieferketten.
Nachhaltige Lieferketten im Fokus der Aufmerksamkeit
Diese Verschiebungen werfen Fragen auf: Sind sie Beleg dafür, dass heute mehr Unternehmen mustergültige Lösungen für die Nachhaltigkeit ihrer Lieferketten aufgesetzt haben als 2014 – wie der fast 50-prozentige Zuwachs in der Spitzengruppe vermuten lässt? Oder sind sie im Gegenteil Hinweis darauf, dass das Gros der Unternehmen die eigenen Anstrengungen diesbezüglich zurückgefahren hat – wie der gegenüber 2014 deutlich gestiegene Anteil der Anfänger nahelegt? Oder sind beide Trends eher Ausdruck gestiegener Unsicherheit in den Unternehmen, genährt von wachsender öffentlicher Aufmerksamkeit für ihre Lieferketten und zunehmendem regulatorischen Druck?
Dass die öffentliche Aufmerksamkeit und die des Gesetzgebers gestiegen sind, ist unumstritten. Und das bleibt nicht folgenlos, wie die Fachleute von DNV GL Business Assurance wissen. Die Nachhaltigkeitsprofis haben bereits vielen Top-Unternehmen beim Aufbau nachhaltigerer Lieferketten unterstützt und dabei unter anderem festgestellt, dass gut geführte Unternehmen hier meist formelle, strukturiertere Ansätze verfolgen, mit denen sie freiwillige Initiativen ergänzen oder gar ersetzen. Treiber dahinter sind neue Gesetze, Vorschriften und Initiativen mit teils ehrgeizigen globalen Zielen, namentlich das Pariser Klimaschutzübereinkommen, die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung oder der erst ein Jahr alte ISO 20400-Standard für nachhaltige Beschaffung.
Weg von taktischen, hin zu strategischen Ansätzen
Unternehmen, die vor diesen Entwicklungen die Augen verschließen, drohen ins Hintertreffen zu geraten: Einerseits durch die höheren Reputationsrisiken, die eine nicht-nachhaltige Lieferkette für sie birgt. Andererseits durch die (vermutlich auch künftig) wachsenden Nachhaltigkeitsanforderungen von Gesetzgebern und Stakeholdern auf nationaler und globaler Ebene. Je stärker das Nachhaltigkeitsengagement eines Unternehmens für seine Lieferkette gereift ist, desto stärker ist letztlich der Nutzen, den es daraus ziehen kann.
Aber was können Vorstände und Manager tun, um die Nachhaltigkeit in ihren Lieferketten zu verbessern? Was sollten sie beachten, wenn sie von einem eher taktischen zu einem strategischen Ansatz wechseln wollen? Die Fachleute von DNV GL Business Assurance raten ihnen, sich zuerst auf einige wesentliche Schlüsselbereiche in ihrem Unternehmen und ihrer Lieferkette zu konzentrieren, etwaige Schwachpunkte durch strukturierte Risikobewertungen klar zu identifizieren – um sie dann effizient und kosteneffektiv anzugehen.
Gemeinsam mehr Transparenz schaffen
Viele Risiken der Lieferkette liegen allerdings in deren Tiefe verborgen. Hier können Audits mehr Klarheit schaffen, auch über die Ebene der Direktlieferanten hinaus. Chance für mehr Transparenz und Kontrolle über die Lieferketten bietet vor allem die Digitalisierung. Die kluge Aufbereitung und Verwertung großer Datenmengen kann helfen, die Leistung der Lieferanten strukturiert und zuverlässig zu erfassen und zu messen. Dies wiederum kann die Grundlage dafür bilden, noch unentdeckte Risiken offenzulegen und frühzeitig zu bekämpfen.
Ohne Anstrengungen, ohne ein strukturiertes, strategisches Vorgehen, werden sich nachhaltigere Lieferketten nicht einstellen. Das zeigt auch die Erfahrung, die DNV GL in der Arbeit mit vielen Top-Firmen gewonnen hat. Unternehmen, die sich in Sachen nachhaltigere Lieferketten auf den Weg machen wollen, raten die Nachhaltigkeitsprofis trotzdem, das Rad nicht neu zu erfinden. Oft ist es sinnvoller, wenn sie für mehr Nachhaltigkeit in ihrer Lieferkette gemeinsame Initiativen mit anderen Unternehmen in ihrer Branche oder darüber hinaus in Betracht ziehen. Um von denen zu lernen, die schon wissen, was funktioniert – und was nicht. Denn gute Beispiele gibt es allen Unkenrufen zum Trotz.
Die gesamten Ergebnisse der Studie sind kostenlos erhältlich.
Kontakt: DNV GL Business Assurance | dialog@dnvgl.com
Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 10.04.2018
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