Hydrogen Dialogue 2024

Vorreiter im Kreislauf

Ein zweites Leben für Photovoltaik­-Altmodule

Welche Antworten haben Unternehmen oder Kommunen auf die von der DUH genannten Herausforderungen gefunden? forum Nachhaltig Wirtschaften hat nachgefragt und stellt Beispiele vor.

© Hans FritzEin Unternehmen, das bereits früh das Lebensende seiner Photovoltaikmodule mitgedacht hat, ist First Solar. Zwar ist der Hauptsitz der Firma in den USA, aber bereits seit 2007 werden auch in Deutschland Dünnschichtmodule des Herstellers produziert. Die eingesetzte Technologie baut auf einer Halbleiterschicht aus Cadmiumtellurid (CdTe) auf – ein Schadstoff mit potentiell hoher ökologischer Toxizität. Von intakten PV-Modulen sowie solchen mit erwartbaren Schadensfällen durch Bruch oder Feuer gehen zwar keine Gefahren für die Umwelt aus, da die Module monolithisch versiegelt sind. Umso wichtiger ist es jedoch, dass die CdTe-Module nach ihrem Lebensende einem ordnungsgemäßen, hochwertigen Recycling zugeführt werden.
 
Besitzer einer Anlage mit PV-Modulen von First Solar können sich nach dem fachgerechten Abbau der Anlage einfach beim Unternehmen melden. Dieses organisiert den Abtransport und bringt die Module in die hauseigene Recyclinganlage in Frankfurt (Oder), welche als Entsorgungsfachbetrieb zertifiziert ist und seit Bestehen 2007 bereits 60.000 Tonnen Altmodule recycelt hat. Es sortiert noch funktionsfähige Module aus und gibt den Rest in ein hochwertiges Recycling. Dabei können bis zu 95 Prozent des Halbleitermaterials wieder zurückgewonnen und das Glas zu 90 Prozent wiederverwertet werden. Der Halbleiter wird dann in neuen PV-Modulen eingesetzt. Bis zur Einführung des Elektroaltgeräte-Gesetzes waren die Kosten des Recyclings bereits Teil des Anlagenpreises. Das Geld wurde auf einem gesonderten Konto hinterlegt. So erfolgt eine korrekte Entsorgung unabhängig vom weiteren Geschäftserfolg des Unternehmens. Seit Aufnahme der PV-Module in den Geltungsbereich des ElektroG erfüllt First Solar die Herstellerverantwortung gemäß gesetzlicher Vorgaben über die Stiftung EAR – die „historischen" Altmodule sind weiter über den Entsorgungsfonds abgedeckt.
 
Wiederverwendung first
Rinovasol aus Weiden in der Oberpfalz verfolgt einen gänzlich anderen Denkansatz. Das Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, gebrauchte Solar- und Photovoltaikpanels bevorzugt zu sanieren und nur vollständig kaputte Module (sogenannte End-of-Life-Module) stofflich zu recyclen. Für Rinovasol sind deshalb alle gebrauchten Solarmodule ein interessanter „Rohstoff", den es gilt, mit verschiedenen Herangehensweisen wieder zu aktivieren oder zu „veredeln".

Für die überwiegend am Markt vertretenen Module (Mono- und Polykristallin) kann Rinovasol auf patentierte Verfahrensweisen zurückgreifen, die Reparaturquoten von mehr als 90 Prozent ermöglichen. Rinovasol befürwortet ausdrücklich Standards und Richtlinien für den professionellen Umgang mit gebrauchten Solar-Modulen. Da dieses Problem ein erkennbar schnelles Handeln erfordert, arbeitet das Unternehmen gemeinsam mit einem führenden Institut an der Erstellung und Umsetzung. Auch im Bereich der Sammlung von Solarmodulen hat sich Rinovasol etwas Besonderes einfallen lassen. Anstatt auf gesetzliche Vorgaben zu warten, wurde mit der Gründung der PV-Collect ein Unternehmen etabliert, welches selbstgefertigte, faltbare Paletten einsetzt. Diese Paletten wurden dafür entwickelt, Solarmodule bruchsicher und unter optimaler Nutzung der zur Verfügung stehenden Transportvolumina (LKW oder Container) zu befördern. Dieses Sammelsystem wird jetzt europaweit mit ausgewählten Partnern aufgebaut, sodass PV-Collect und Rinovasol bereits im Laufe dieses Jahres über ein enges Netzwerk von Abgabestellen verfügen. Mit diesem Logistiksystem können Warenströme – sei es bei der Inverkehrbringung von Neumodulen, als auch bei der „Entnahme" von Modulen aus dem Markt – optimal erfasst werden. Damit werden auch die Module aus gewerblichen Anlagen, welche vor 2015 gebaut wurden, bestmöglich erfasst, transportiert und einer maximalen Wiederverwendung zugeführt.
 
Es gibt noch viel zu tun
Photovoltaik erlebt einen neuen Boom. Gleichzeitig werden laut DGS in Deutschland in den nächsten 3 Jahren nachhaltig produzierende Sonnenkraftwerke mit fast 200MW  vom Netz gehen. Bis 2030 könnten sogar – wenn sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht ändern – in Summe so viele PV-Anlagen-Leistungen stillgelegt werden, als jetzt noch Atomkraftwerke in Betrieb sind.

Gemeinsam mit der Hochschule München recherchiert forum Nachhaltig Wirtschaften deshalb nicht nur die aktuellen Innovationen im Bereich der regenerativen Energieerzeugung, sondern auch gesetzliche Rahmenbedingungen, Sammelsysteme und neue Ent­wicklungen und Visio­nen für eine Kreislaufwirtschaft von Energieerzeugungsanlagen.
 
Weitere Informationen zum Einsatz und zur Verwertung von Photovoltaikmodulen finden Sie sowohl in den kommenden Ausgaben von forum Nachhaltig Wirtschaften als auch auf www.forum-csr.net

Umwelt | Ressourcen, 01.08.2022
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2022 mit dem Schwerpunkt: Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft - Ist die Party vorbei? erschienen.
     
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