Blend is the trend®

"GRO together" verbindet Pilze, Kaffee und Fleisch

Mit einem Kinderheim in Zimbabwe fing alles an. Aus der Not entstand eine Tugend, die es bis in die Niederlande schaffte. forum im Gespräch mit Jan Willem Bosman Jansen, Co-Gründer von „GRO together", die die Kaffeesatz-Pilzzucht auf eine neue Ebene heben.

Herr Jansen, die Idee, Pilze auf Kaffeesatz zu züchten, kam Ihnen vor 20 Jahren in Afrika? Was hat Sie inspiriert?
© Hannie VerhoevenMeine Frau hat 1999 in Simbabwe ein Kinderheim gegründet. Das Land war einst die Kornkammer Afrikas, aber schon damals herrschte durch den Raubbau an der Natur, durch die Auswirkungen des Klimawandels und Misswirtschaft eine regelrechte Nahrungsmittelknappheit. Heute leiden rund ein Drittel aller Kinder unter fünf Jahren an chronischer Mangelernährung. Da haben wir beobachtet, wie gut Pilze auf dem Abfall der Kaffee-Plantagen wachsen und dachten uns, das ist die Idee: Warum nicht das nutzen, was da ist und so die Bevölkerung mit günstiger und vor allem gesunder Nahrung versorgen? Also haben wir zusammen mit einer afrikanischen Stiftung angefangen, Pilze auf Pflanzenabfall zu züchten.
 
Wenn das in Afrika klappt, warum dann nicht auch in den Niederlanden? Das dachten Sie sich mit Sicherheit, als sie das Konzept nach Europa brachten?
Ja, in den Städten der Niederlande wird wahnsinnig viel Kaffee getrunken, da fällt eine enorme Menge Kaffeesatz an, gerade in der großen Systemgastronomie. Es wäre doch eine Schande, diese wertvolle Ressource dem Müll zu überlassen. Also sammeln wir pro Woche 6.000- 8.000 kg Kaffeesatz bei über 500 Freizeitparks, Caterern und Restaurant-Ketten ein und können so rund 2.000 kg Austernpilze produzieren.
 
Die eignen sich hervorragend als Fleischersatz: Wir können sie auf dem Kaffee-Stroh-Gemisch anbauen, sie brauchen keinen Dünger, die Produktion findet lokal statt und der Geschmack ist sensationell – das hat bei uns oberste Priorität. Unsere Produkte entwickeln wir mit Spitzenköchen, denn wenn der Geschmack stimmt, vermisst niemand Fleisch. Auch die großen Industriegastronomen nicht, erst liefern sie uns die Grundressource und dann nehmen sie uns das fertige Produkt wieder ab, so schließt sich der Kreis. Auf diese Weise profitieren wir alle: die Gastronomen, wir, die Konsumenten – und natürlich die Umwelt.
 
„Krupi Chips", Suppen oder „Bitterballen", alles ist hundertprozentig vegetarisch und rein aus Pilzen. Sie produzieren aber auch einen Burger – und der ist zur Hälfte aus Rindfleisch. Warum?
Es gibt bereits viele Vegetarier – auch in den Niederlanden, und sie werden täglich mehr, allerdings sind es noch viel zu wenige, den großen Rest wollen wir mit dem Blended-Burger sukzessive davon überzeugen, dass sie auch mit weniger Fleisch ihren Burger genießen können. Mit Mischprodukten machen wir es auch für begeisterte Fleischesser einfacher, weniger Fleisch zu konsumieren. Damit ist unser Einfluss auf die Reduzierung des gesamten tierischen Proteinverbrauchs viel größer, als wenn wir nur Produkte für Vegetarier und Flexitarier entwickeln würden. Wir wollen niemanden zum Vegetarismus bekehren, unser Ziel ist es, den Fleischkonsum an sich zu reduzieren.

Ein Burger aus Fleisch und Pilzen? Was ist der Vorteil?
Um ein Kilo Rindfleisch herzustellen werden 55 Kilo CO2 ausgestoßen, 15.500 Liter Wasser verbraucht und außerdem 25 Kilo Futter, also Soja oder anderes Getreide gebraucht. Um ein Kilo Pilze zu züchten wird nur ein Bruchteil der Ressourcen verwendet: nur 1,7 Kilo CO2, 15 Liter Wasser und eben das, was andere als Abfall sehen, der Kaffeesatz. Auf einen Burger umgerechnet können wir so alleine 575 Gramm CO2 einsparen. Außerdem geht bei unserer Form der Pilz-Aufzucht kein Gramm Nährstoff oder Ressource verloren. Alles, von den Plastiktüten, in denen die Pilze gezüchtet werden, über das Substrat, wird recycelt. Bei uns wird nichts verschwendet. Das ist natürlich ein unschlagbarer Vorteil für die Umwelt und fürs Klima.

Und euer Konzept geht auf?
Ja, wir sind ziemlich stolz darauf, dass aus einer kleinen Idee etwas so Großartiges geworden ist. Unser Umsatz ist allein letztes Jahr um 300 Prozent gewachsen und 2019 wollen wir den Umsatz noch einmal verdreifachen, denn nur, wenn sich unser Modell auch wirtschaftlich lohnt, können wir auch in Sachen Nachhaltigkeit etwas bewegen. Wir wollen möglichst viele Menschen erreichen, also kann man unsere Produkte auch in den Supermarktketten finden, in England, Belgien und bald auch in Deutschland. Vielleicht werden wir einen Teil der Aufzucht sogar in unser Nachbarland ausweiten, denn wenn wir die Erde retten wollen, müssen wir die richtigen Schritte machen – und zwar jetzt.

Herr Bosman Jansen, wir danken für das Gespräch.

Dieser Artikel ist in forum 04/2019 - Food for Future erschienen.



     
        
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