Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 01.04.2015
Starke Frauen - Mascha Kauka
Ein halbes Leben für den Erhalt unseres Planeten
17 Millionen Kochbücher und 35 Jahre Kampf für den Schutz
des ecuadorianischen Regenwaldes – die zwei großen Karrieren der Mascha
Kauka
Am
14. Februar 2015 feierte Mascha Kauka ihren 70. Geburtstag. Zu den
Gratulanten aus aller Welt gehörten auch viele Indianer. Denn die Hälfte
ihres bisherigen Lebens hatte die einstige erfolgreiche Verlegerin
vorwiegend ihrem engagierten Kampf für den Erhalt des ecuadorianischen
Regenwaldes gewidmet – und dabei zahllose indigene Mitstreiter und
Freunde gewonnen. Seit 35 Jahren versucht die zierliche Münchnerin mit
großem Mut, viel Verstand und grenzenloser Einsatzbereitschaft, den
traditionellen Lebensraum der Waldindianer zum Wohle allen Lebens auf
der Erde zu bewahren. Heute kann die Gründerin des Vereins Indio-Hilfe
e.V., der Stiftung Amazonica und der einzigartigen Amazonica-Akademie
auf ein überaus beeindruckendes Lebenswerk zurückblicken – und ist doch
noch lange nicht am Ziel.
Bereits
zwei Jahre nach der Begegnung mit den Indianern entstand 1982 unter
Kaukas Federführung die Indio-Hilfe e.V. Sie wurde zu ihrem Lebenswerk
und hat mit weit über einhundert erfolgreichen Projekten dazu
beigetragen, den Indianern inmitten ihres ursprünglichen Lebensraums
eine Zukunft zu ermöglichen. Die Liste der realisierten Projekte liest
sich wie eine Best Practice-Sammlung der Hilfe zur Selbsthilfe:
Schulprojekte, Lehrplantagen, Ausbildungswerkstätten,
Trinkwasserprojekte, Landvermessung, medizinische Ausbildung, der Bau
eines Urwaldkrankenhauses, die Einführung zahlreicher neuer
landwirtschaftlicher Kulturen, Unterstützung bei der Vermarktung,
Aufforstungsprojekte, Familienplanungskurse…
Der
vorläufige Höhepunkt ihrer einzigartigen Entwicklungshilfe ist Kaukas
stiftungseigene Amazonica-Akademie. Die erste Urwald-Akademie mit zwei
Repräsentanzen in der Amazonasregion Ecuadors liegt weitab vom
Straßennetz, mitten im tropischen Primärwald auf indigenen Territorien.
Dorthin kommen Studenten und Wissenschaftler der verschiedensten
Fakultäten aus aller Welt, um Hand in Hand mit indigenen Akademikern und
Studenten zu lernen und zu forschen. Vielfältige Fachrichtungen sind
und waren hier bereits vertreten, z.B. Biologie, Klimatologie,
Hydromechanik, Regenerative Energien oder Tourismus.
Am
14. Februar 2015 feierte Mascha Kauka ihren 70. Geburtstag. Zu den
Gratulanten aus aller Welt gehörten auch viele Indianer. Denn die Hälfte
ihres bisherigen Lebens hatte die einstige erfolgreiche Verlegerin
vorwiegend ihrem engagierten Kampf für den Erhalt des ecuadorianischen
Regenwaldes gewidmet – und dabei zahllose indigene Mitstreiter und
Freunde gewonnen. Seit 35 Jahren versucht die zierliche Münchnerin mit
großem Mut, viel Verstand und grenzenloser Einsatzbereitschaft, den
traditionellen Lebensraum der Waldindianer zum Wohle allen Lebens auf
der Erde zu bewahren. Heute kann die Gründerin des Vereins Indio-Hilfe
e.V., der Stiftung Amazonica und der einzigartigen Amazonica-Akademie
auf ein überaus beeindruckendes Lebenswerk zurückblicken – und ist doch
noch lange nicht am Ziel. Als Urlauberin erkundete Mascha Kauka 1980 an der Seite ihres
verstorbenen Mannes, Uli Pohl, auf einer Reise quer durch Südamerika
auch den ecuadorianischen Regenwald. Fernab der üblichen Touristenpfade
trafen sie auf das Indianervolk der Chachi. Diese Flussnomaden hatten
bis dahin noch wenig Kontakt zu Europäern gehabt. Ungeachtet dessen
fassten die Chachi so großes Vertrauen zu ihren Besuchern, dass sie
ihnen offenbarten, wie massiv ihre Lebensgrundlage bedroht sei.
Ausländische Holzgesellschaften hatten nicht nur begonnen, den Wald zu
zerstören, sondern von der Regierung auch die Aussiedlung der Indianer
verlangt.
Rasch erkannte Kauka, dass eine Vertreibung der Indianer aus den
Tiefen des Waldes weltweite Auswirkungen auf das Leben auf der Erde
haben würde. Die Ureinwohner des Regenwaldes würden nur als dessen
natürliche Beschützer fungieren, solange sie dort auch weiterhin im
Einklang mit der Natur leben können. Eine Vertreibung der „Waldhüter"
hätte unweigerlich die Zerstörung des größten intakten Waldökosystems
und des größten Süßwasserspeichers unseres Planeten zur Folge. Die
verheerenden Auswirkungen auf das Klima, den Weltwasserhaushalt und die
Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren wären nicht abzusehen. Tatenlos
zuschauen konnte die temperamentvolle Tochter des deutschen „Walt
Disney", Rolf Kauka, bei dieser drohenden Katastrophe nicht. Aber
natürlich hatte sie auch noch keine konkrete Vorstellung, wie ihre Hilfe
aussehen könnte. Bisher war die leidenschaftliche Kochbuch-Autorin mit
einer verkauften Gesamtauflage von über 17 Millionen Exemplaren
beruflich völlig anders ausgerichtet.
Also begann Mascha Kauka entschlossen, sich mit den verbrieften
Rechten der indigenen Bevölkerung und den Möglichkeiten, sie beim Kampf
um ihren Lebensraum zu unterstützen, vertraut zu machen – und startete
eine unglaubliche zweite „Karriere".
"Die zukünftige Lebensqualität auf der Erde wird wesentlich davon abhängen, wie gesund wir unsere Natur erhalten können."
Im Regenwald des 21. Jahrhunderts wird nach alten Werten und modernen Erkenntnissen gelebt und gelehrt
Bereits
zwei Jahre nach der Begegnung mit den Indianern entstand 1982 unter
Kaukas Federführung die Indio-Hilfe e.V. Sie wurde zu ihrem Lebenswerk
und hat mit weit über einhundert erfolgreichen Projekten dazu
beigetragen, den Indianern inmitten ihres ursprünglichen Lebensraums
eine Zukunft zu ermöglichen. Die Liste der realisierten Projekte liest
sich wie eine Best Practice-Sammlung der Hilfe zur Selbsthilfe:
Schulprojekte, Lehrplantagen, Ausbildungswerkstätten,
Trinkwasserprojekte, Landvermessung, medizinische Ausbildung, der Bau
eines Urwaldkrankenhauses, die Einführung zahlreicher neuer
landwirtschaftlicher Kulturen, Unterstützung bei der Vermarktung,
Aufforstungsprojekte, Familienplanungskurse…2007 gründete Kauka die Stiftung Amazonica, unter deren Dach sie
seither gemeinsam mit den indigenen Völkern des Regenwaldes um dessen
Erhalt kämpft. Der Laptop gehört heute ebenso zum Alltag im Regenwald
wie die Mülltrennung oder eine Solaranlage. Immer mehr neue
Indianervölker lassen sich von Amazonica den Weg in ein zeitgemäßes
Gemeindeleben weisen. Tausende haben bereits von entsprechenden
Pilotprojekten profitiert. Die oberste Prämisse: Der Schutz der Natur
und die eigene Tradition fallen den neuzeitlichen Errungenschaften nicht
zum Opfer. Stattdessen wird im Regenwald des 21. Jahrhunderts nach
alten Werten und modernen Erkenntnissen gelebt – und gelehrt.
"Zum Alltag im Regenwald gehören heute Laptop, Mülltrennung und eine Solaranlage."
Naturschutz durch Bildung
Der
vorläufige Höhepunkt ihrer einzigartigen Entwicklungshilfe ist Kaukas
stiftungseigene Amazonica-Akademie. Die erste Urwald-Akademie mit zwei
Repräsentanzen in der Amazonasregion Ecuadors liegt weitab vom
Straßennetz, mitten im tropischen Primärwald auf indigenen Territorien.
Dorthin kommen Studenten und Wissenschaftler der verschiedensten
Fakultäten aus aller Welt, um Hand in Hand mit indigenen Akademikern und
Studenten zu lernen und zu forschen. Vielfältige Fachrichtungen sind
und waren hier bereits vertreten, z.B. Biologie, Klimatologie,
Hydromechanik, Regenerative Energien oder Tourismus.Die Verpflegung vor Ort ist legendär gut. In umfangreichen Kochkursen
hat Mascha Kauka, die einst zu den erfolgreichsten Kochbuchautorinnen
Deutschlands zählte, den Indianerfrauen höchstpersönlich ihre
kulinarischen Geheimnisse verraten. Die Kombination aus traditioneller
Urwaldküche und ecuadorianischen Spezialitäten wird mit Prisen aus
Europa und Asien fein gewürzt.
Die Amazonica-Akademie ermöglicht den Indianervölkern Amazoniens
ebenso wie der Jugend der Welt Zugang zu einem Lebensraum, der immer
mehr an Bedeutung gewinnt, den unmittelbaren Kontakt mit der „Lunge der
Erde" und verantwortungsbewusstes Arbeiten in einem der letzten noch
gesunden Regenwaldgebiete. Die vier Säulen der Akademie
(Ausbildungsstätte für die lokale, indigene Bevölkerung, Lehr und
Forschungsbetrieb für Studierende aus aller Welt, CSR und
Produktentwicklung für Mitarbeiter und Kunden sowie Reisen für
Naturliebhaber), zusammengefasst als „Naturschutz durch Bildung" haben
auch die Unesco überzeugt. Im Rahmen ihrer weltweiten Bildungsinitiative
präsentierte sie die Amazonica-Akademie Ende vergangenen Jahres als ein
vorbildhaftes Modell für nachhaltige Entwicklung.
Erst kürzlich wurde die Amazonica-Akademie von Mascha Kauka endlich
ganz offiziell als gemeinnützige GmbH eingetragen. Es war ein langer,
beschwerlicher Weg bis dorthin, und das Ringen um Ausbau, Konsolidierung
und finanzielle Absicherung ist noch lange nicht zu Ende.
Während der wissenschaftliche Betrieb bereits überaus erfolgreich läuft,
muss die bauliche Infrastruktur noch wachsen. Unermüdlich wird Frau
Kauka daher weiter kämpfen und Spenden sammeln - für ihren Einsatz zum
Erhalt unserer Erde.
Weitere Informationen finden Sie unter www.amazonica.org
Amazonica hat es sich zur Aufgabe gemacht, das
bedeutendste Waldökosystem der Erde gemeinsam mit den dort lebenden
indigenen Völkern für die Menschheit zu bewahren. Eine wesentliche Säule
dieser Aktivitäten bildet die Amazonica Akademie in Ecuador.
Diese Forschungs- und Lehreinrichtung, die neben den Waldindianern auch
Wissenschaftlern und Studierenden aus aller Welt offen steht, wurde ins
Leben gerufen, um Verständnis für den tropischen Regenwald zu
vermitteln. Ein ebenso wichtiges Anliegen ist das Weitergeben und
Vertiefen von Erkenntnissen über zukunftsweisende Formen der
Gemeindeentwicklung aus erprobten Modellprojekten im Wald. Das
Amazonasbecken ist der größte Süßwasserspeicher unseres Planeten.
Annähernd ein Drittel der gesamten Süßwasserreserven der Erde wird in
dieser Flusslandschaft im nördlichen Teil Südamerikas gehalten und
erneuert. Das Weltklima wird durch den tropischen Regenwald maßgeblich
beeinflusst, denn ein intakter Tropenwald stabilisiert den
Weltwasserhaushalt und reinigt die Atmosphäre von Verschmutzungen und
klimaschädlichen Gasen wie dem CO2. |
Ein weiterer Beitrag der forum-Serie "Starke Frauen" erzählt von den fotografischen Projekten Barbara Dombrowskis.
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2015 - Nachhaltige Mode erschienen.
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