Klimaschutz, Jobs und Bildung
Game Changing Climate Lighthouse Activities
2,5 Milliarden Menschen leben weltweit ohne zuverlässige Stromquelle für ihren täglichen Energiebedarf. Das Problem besteht nicht nur darin, dass sie ineffiziente Lichtquellen nutzen, sondern häufig wird äußerst ungesunder und teurer Brennstoff wie Kerosin in den Lampen eingesetzt. Insgesamt führt die mangelhafte Beleuchtung dazu, dass ab Einbruch der Dunkelheit alle Aktivitäten stark einschränkt sind. Hier setzt das in Paris ausgezeichnete Projekt Solarenergie für Bildung und Jobs von myclimate an.
Solar Home Systeme sind günstig und sauber
Das Projekt fördert eine saubere sowie
erschwingliche Alternative zu fossilen Brennstoffen und kombiniert
moderne Solar- und LED-Techniken. Im Produktumfang dieser Solar Home
Systeme (SHS) sind vier Komponenten enthalten: Solarpanel, Batterie,
LED-Lichtquelle und ein Ladegerät für Mobiltelefone. SHS werden in
verschiedenen Größen für die Bedürfnisse von Haushalten mit niedrigem
Einkommen wie auch kleinerer Unternehmen angeboten. Besonders wichtig
ist den Machern des Projektes die kostenlose Installation durch lokal
ausgebildete Techniker, damit die Systeme von Anfang an störungsfrei
laufen. Ein GSM-Modem im Solarregler sorgt für eine laufende
Überwachung, bei gleichzeitig niedrigen Wartungskosten. Ein
flankierendes Mikrofinanzsystem senkt die Investitionshürde für Kunden
und über Mobile-Banking können die Kosten bequem in einem
36-Monats-Ratenplan bezahlt werden. Das ermöglicht selbst Kunden ohne
eigenes Bankkonto den Kauf eines SHS. Das in Paris ausgezeichnete
Projekt läuft seit Anfang 2013 und sparte bisher pro Jahr 10.000 Tonnen
CO2. Von den über 30.000
platzierten Solarsystemen profitieren mehr als 150.000 Menschen und es
konnten 350 neue Jobs in Tansania geschaffen werden.
Außerdem wurde bei der Awardveranstaltung die
Solvatten-Technologie ausgezeichnet, bei der mit Hilfe der UV-Strahlen
der Sonne in einem Kanister alle kritischen Krankheitserreger im Wasser
vernichtet werden und dieses gleichzeitig bis 75 Grad erhitzt wird. Eine
Technik, die auch im Projekt Sauberes Trinkwasser für Schulen und
Haushalte eingesetzt wird. Durch den Einsatz dieses Systems entfällt das
Abkochen von Wasser auf Holzfeuern. Insgesamt wurden von myclimate
bereits über 1.600 Wasserfiltersysteme verbilligt abgegeben. Das Projekt
spart mehr als eine halbe Tonne Feuerholz pro Haushalt und weniger
Menschen erkranken an Durchfall oder anderen durch unsauberes Wasser
verursachten Krankheiten. Aktuell wird es in Uganda betrieben, reduziert
den CO2-Ausstoß pro Jahr um 50.000 t und soll nun in andere Länder skaliert werden.
Welche Anforderungen sollte man an Klimaschutzprojekte stellen?
Viele Unternehmen kaufen heute freiwillig Klimazertifikate, um die im Geschäftsbetrieb oder bei der Produktion entstandenen CO2-Emissionen
zu kompensieren. Die Zertifikate sollten unbedingt sorgfältig
ausgewählt werden. Eine Zertifizierung nach den strengsten Standards
(Gold Standard im Bereich Erneuerbare Energien / Energieeffizienz und
Plan Vivo im Bereich Wald / Aufforstung / Land use) ist obligatorisch.
Verantwortungsbewusste Klimaschutzprojekte sollten die Lebensbedingungen
möglichst vieler Menschen nachhaltig verbessern und somit auch einen
kleinen Beitrag zu mehr Klimagerechtigkeit leisten. Je nach Land muss
der sinnvollste Ansatz ausgewählt werden: Mal eignen sich Biogasanlagen
am besten, mal bessere Kochgelegenheiten (zum Beispiel Solar- oder
Biomassekocher), umweltfreundlichere Lichtquellen (LED statt Petroleum)
oder eine regenerative Energieerzeugung. Bei der Preisverleihung in
Paris betonte myclimate, dass sie eine möglichst große Auswahl an
Projekten für ihre Kunden bereithalten, da diese oft eines auswählen
möchten, das mit ihrem Kerngeschäft in Verbindung zu bringen ist.
Unternehmen können damit ihre Gelder in die Bereiche lenken, die zu
ihren sonstigen CSR-Aktivitäten am besten passen. Sei es Energie,
Bildung, Naturschutz, Biodiversität oder sonstige Umwelt- oder
Sozialthemen.
Bei der Auswahl eines Klimadienstleisters ist
es wichtig, dass er als Projektbetreiber mit verlässlichen
Vor-Ort-Partnern zusammenarbeitet. Meistens handelt es sich dabei um
NGOs, die lokal etabliert und gut verankert sind. Das ist die
Grundvoraussetzung dafür, dass die Menschen wirklich von den Projekten
profitieren. Sei es durch bessere gesundheitliche Bedingungen, Zugang zu
sauberem Trinkwasser, dauerhafte Arbeitsplätze, Verbesserung ihres
Einkommens, Stärkung der Frauenrechte, und vieles mehr.
Wer überprüft, dass Zertifikate seriös sind?
Natürlich haben wir bei der Preisverleihung in Paris nachgefragt, ob und wie sichergestellt wird, dass die CO2-Reduktionen,
ebenso wie die oben genannten Vorteile für die Bevölkerung, erreicht
werden. Dazu erklärte Stefan Baumeister, der deutsche Repräsentant mit
französischem Charme:
Wir sind bei allen Projekten selbst vor Ort
und prüfen die Aktivitäten; unabhängige Dritte (z.B. der TÜV Süd),
verifizieren dann unsere Angaben zum jeweiligen Projekt (Menge der CO2-Einsparungen
und sozialer Zusatznutzen) jährlich und erst wenn diese Prüfungen durch
Dritte die Einhaltung der Standards bestätigen, werden von der
zertifizierenden Organisation (Gold Standard oder UNFCCC) auch die CO2-Zertifikate
ausgestellt. Die strengen Mechanismen sind aufwendig und teuer, jedoch
auch Garant für uns und unsere Kunden, dass die Qualität und die Zahlen
der Projekte stimmen.
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2016 - Herausforderung Migration und Integration erschienen.
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