Die Kraft der guten Beispiele

So schaffen wir das!

 
Von Elmar Thomassek

Wie können wir die langfristig anstehenden Aufgaben der Integration von Migranten meistern? Es werden Ideen, durchdachte Planungen und die Beteiligung der Neuankömmlinge gefordert sein. Eine ganze Nation wird sich schulen müssen in einer neuen Denkart, die mit Offenheit für neue Kulturen und gleichzeitiger Bewahrung eigener kultureller Werte einhergeht. Wir werden auch verkrustete Bürokratien abbauen müssen. Eine große Chance, mehr Mitmenschlichkeit und Lebensqualität in unserer Gesellschaft gemeinsam mit den ankommenden Menschen zu entwickeln.

 Innovative Lösungen für temporäre Unterkünfte: In Bremen entstehen neue Siedlungen unter Beteiligung von Migranten bei der Konzeption und baulichen Umsetzung. Der Nachnutzen wird dabei mitgedacht. Foto: © Architekten Feldschnieders + KisterNeben kriegerischen Auseinandersetzungen und Terrorismus wird auch das Raumschiff Erde weiterhin für Turbulenzen und Flüchtlinge sorgen: Hier und da mal ein Beben, ein Vulkanausbruch, ein Tsunami und last but not least der Klimawandel. Lassen Sie uns alle Möglichkeiten zur Vorbereitung nutzen, mit allen Fähigkeiten, die wir in Deutschland entwickelt haben, um konstruktiv, mit Zuversicht, Mut und Mitmenschlichkeit die große Aufgabe zu meistern. Tun wir dies in gemeinsamer Teilhabe mit den neu ankommenden Menschen. Je nach Betrachtungswinkel können wir Migration und Integration als Weckruf verstehen oder als ein Menetekel.

Konstruktiver Journalismus – tatkräftig anpacken
Es hat Freude gemacht, während der Recherche zu diesem Schwerpunktthema neben den traurigen, depressiv ­machenden Bildern der letzten Monate gleichwohl Mut machende Bilder zu finden. Helfende Aktionen und Aktivitäten zu entdecken, die zum Teil schon seit Jahren existieren. Es sind Institutionen, Stiftungen, Wohlfahrtverbände darunter und die vielen unbekannten ehrenamtlichen Helfer, die engagierten Unternehmer, Freiberufler, Freundeskreise. In unserem ersten Schwerpunktthema werden wir natürlich nur punktuell – pars pro toto – Beispiele zeigen können. Wir haben uns entschlossen, künftig den Ideen und Initiativen Platz auf unseren Medienplattformen zu geben. Dies soll zum gemeinsamen Handeln ermuntern, Hilfestellung und Anregung geben. Wir wollen den Prozess begleiten, Ansprech­partner, Vermittler und Vernetzer sein, ganz im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens. Schön wäre es, wenn unsere Vorstellung, eine gemeinsame Plattform der Akteure zu schaffen, auch Gehör und Unterstützung bei unseren ­Lesern, bei Firmen und Ministerien fände. Viele Akteure haben sich bereit erklärt, Berichte, Bilder, Links und gute Beispiele zur Verfügung zu stellen und sich mit uns zu vernetzen. Das „Wir schaffen das!" von Angela Merkel wird vielleicht zum Pendant des „Yes we can!" von Barack Obama. Wir hoffen, dass es ihr den Friedensnobelpreis und Deutschland eine friedliche Zukunft beschert.

Und nun viel Freude, Mut und Motivation bei der Verwirk­lichung und Umsetzung einer Jahrhundertaufgabe.

Themenfelder und Akteure der nächsten Jahre
Die prioritären Themen werden sein: Wohnen – Sprach­erwerb – Ausbildung – Beschäftigung – kulturelle Vielfalt und gemeinschaftliche Projekte. Die am Gestaltungsprozess beteiligten Haupt-Akteure sind: Bundesregierung, Bundesministerien, Landesregierungen, Landesministerien, Kommunen, Kindergärten/Kitas, Schulen, Hochschulen, Mittelständische Unternehmen, Konzerne, Stiftungen, Agenturen, ­TV-Sender, Printmedien, Internet-Portale/Online-Medien, Unter­nehmens­verbände, Stiftungsverbände, Wohlfahrtsverbände, Vereine, Freundeskreise, Religionsgemeinschaften, Das Kollektiv der Bürger und nicht zuletzt die Migranten selbst. Die genannten Akteure sind bereits aktiv und können dringend weitere Hilfe bei der Bewältigung der oben genannten Herausforderungen und Themen gebrauchen.

Sichtbare Aktionen
Natürlich waren die viele der Genannten schon vor den großen Fluchtbewegungen ab Mitte 2015 sehr aktiv, wenn es um Integration und Erste-Hilfe ging. Die spontane Hilfsbereitschaft der neuen Ehrenamtlichen im Feld der Integrationsarbeit begann sich Ende 2015 zu ordnen, findet Strukturen und vernetzt sich auf allen Medienkanälen miteinander. Das sind positive Aussichten.

Wir können in dieser forum-Ausgabe nur eine kleine Auswahl an Aktivitäten, kreativen Projekten, Persönlichkeiten zeigen und sprechen lassen. In unseren Recherchen haben wir eine Vielfalt von Lösungsangeboten zu den prioritären Themen gefunden. Mit einigen Protagonisten haben wir in den letzten Wochen gesprochen. Viele Beispiele zeigen wir online. Mit eigenen Initiativen und der Vernetzung wollen wir zum Gelingen einer Integration beitragen, die vorbildlich für ­Europa sein kann. Best Practices aus Deutschland und der Welt sollen uns selbst und anderen Mut machen. Wir informieren zu den Schwerpunktthemen Wohnen (temporäre und feste Bauten), Spracherwerb (für alle Altersstufen), Ausbildung und Bildung (Handwerk, Fachkräfte, Schule, Studium), Beschäftigung (Mittelstand, Konzerne), Kulturelle Vielfalt und Gemeinschafsprojekte. In diesem forum-Heft zeigen wir Beispiele aus den Themenfeldern Wohnen, Spracherwerb und Ausbildung.

Didaktische Hilfsmittel braucht das Land: Die sprachliche Unterstützung ist ein wichtiger Schritt zur Integration. Fotos: © DaZ-projektDer Mensch braucht ein Dach über dem Kopf
Die letzten Monate zeigten, dass wir schnell menschen­würdige Wohnsituationen schaffen müssen. Dabei dürfen wir nicht die Perspektive für mittelfristige Anpassungen verlieren, von temporären Lösungen hin zu festen Bauten. Wir brauchen innovative Quartierslösungen, um eine Ghettobildung zu vermeiden. Damit die Integration gelingt, ist eine gute Durchmischung aller Gesellschaftsschichten in den Wohnbereichen wichtig. Dies sind die neuen Herausforderungen des Wohnungsbaus.

Die blauen und grünen Container von Bremen. Hier werden die bekannten Wohncontainer einmal anders gestaltet. Mit der Motivation und Absicht erstellt, Migranten kurzfristig ein Wohnumfeld zu bieten, die sie an Stadtviertel, Häuser und Wohnungen in ihrer Heimat erinnert. Der Architekt Stefan Feldschnieders hat solch temporäre Wohnareale in Arbergen, Grohn, Hemelingen und Walle gebaut. Häuser mit Innenhof, ähnlich den Häusern im Nahen Osten, in Nordafrika, in Syrien; mit Atrium und zentralen Plätzen. Es sollen keine „Aufbewahrungsanstalten", sondern Quartiere sein, die auch Privatsphäre ermöglichen. Keine Gemeinschaftsduschen, die von Frauen oft aus religiösen Gründen und aus Scham nicht genutzt werden: Ein sehr gutes Beispiel durchdachter Umsetzung, Mitwirkung von Betroffenen bei der Planung und beispielgebend für kurzfristig zu erstellende temporäre Übergangslösungen..

www.fk-architekten.de

Die Asylhilfe Bayern – ein durchdachtes Konzept in Holzbauweise. Eine der Hauptaufgaben der Asylhilfe Bayern gGmbH ist es, Sozialeinrichtungen für eine humanitäre Unterbringung der schutz- und asylbedürftigen Menschen in Bayern auf städtischen oder kommunalen Grundstücken zu planen und zu errichten. Die Asylhilfe stellt die Gebäude auf, die durch das Landratsamt betrieben werden. Sind die regionalen Projekte beendet, gehen sowohl das Eigentum der Immobilien als auch sämtliche Erlöse automatisch in den Besitz der regionalen Gebietskörperschaften über, in die Asylhilfe Bayern investiert hat. VariaHome als Ersteller der Gebäude achtet besonders darauf, dass sich unterschied­liche Religionsgemeinschaften und Kulturkreise räumlich gut trennen lassen. Jörg Bauer, ehrenamtlicher Geschäftsführer von Asylhilfe Bayern, betont, dass bei den Gebäuden auf individuelle Bedürfnisse im Sanitärbereich geachtet wird und auch darauf, dass Kinder ausreichenden Platz zum Spielen haben. Sogar Raum für ehrenamtliche Helfer und damit die Möglichkeit zur aktiven Sozialbetreuung werden eingeplant. Verbunden mit der satzungsmäßigen Auflage ist gewährleistet, dass die nachhaltigen Gebäude und deren Erträge wieder für soziale Zwecke eingesetzt werden, z.B. für Obdachlose oder geistig oder körperlich Behinderte in den Regionen. Motto der Initiative: Von diesem Konzept sollen alle etwas haben.

www.variahome.de

Worte bauen Brücken
Das DaZ-Projekt
– didaktische Hilfsmittel vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe.
Im Themenfeld Sprachunterricht ­finden wir bundesweit die unterschiedlichsten Akteure. ­Ministerien, staatliche Stellen, Unternehmen, Schulen, Universitäten und ehrenamtliche Initiativen haben früh erkannt, dass der Spracherwerb einer der wesentlichen Schlüssel­faktoren einer gelungenen Integrationsarbeit ist.

In Kitas, Schulen, Freundeskreisen und ­Ausbildungsbetrieben steigt deshalb der Bedarf an Materialien, die Kindern, Jugendlichen und Auszubildenden das Deutschlernen erleichtern helfen.

Ein Verlag will hier Impulse geben und Werkzeuge zum Spracherwerb vom Kindesalter bis zu Jugendlichen anbieten. Die Instrumente sollen zum Erlernen der Sprache und als Unterstützung für haupt- und ehrenamtliche Helfer dienen. Die hier vorgestellten Materialien werden zudem kostenlos vergeben und sind auch als Gratisdownload verfügbar.

www.verlagruhr.de

Das SprInt-Projekt als Brückenbauer: Unter dem ­Namen SprInt arbeiten an verschiedenen Standorten in Deutschland Sprach- und Integrationsmittler. Sie sind Brücken­bauer zwischen Migranten und Fachpersonal im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen. Ihre Arbeit soll Verständi­gungsbarrieren abbauen und eine problemlose und effek­tive Zusammenarbeit ermöglichen. SprInt-Fachkräfte dolmetschen kultursensibel. Sie sind also darin geschult, kulturelle Missverständnisse zu vermeiden. Zudem assis­tieren sie Fachkräften der Sozialen Arbeit auch bei längerfristigen Aufgaben. Ihre Kompetenzen erwerben sie in einer 18-­monatigen Qualifizierung, die sich in drei Schwerpunkte gliedert:

  • Modul I Spracherwerb
  • Modul II Einführung in die regionale Kultur- und Lebenswelt
  • Modul III Einführung in das Berufs- und Arbeitsleben

Am Ende der Qualifizierung erhalten die Teilnehmer das bundeseinheitliche SprInt-Zertifikat, vergeben von drei renommierten Hochschulen.

www.sprachundintegrationsmittler.org

Ausbildung und Arbeit statt Almosen
Im Themenfeld Ausbildung sind vor allem die staatlichen Institutionen und Akteure der Wirtschaft gefordert, gut durchdachte Ausbildungsmöglichkeiten und integrative Arbeitsverhältnisse zu schaffen.

ESF – ein vernetzendes Förderportal. Da hat sich die Bundesregierung Mühe gemacht. Auf den Seiten des Europäischen Sozialfonds für Deutschland werden Ausbildungs- und Förderprojekte, deutsche und europäische Initiativen sowie Hintergrundinformationen und sehr gute Verlinkungen angeboten. Eine Top-Quelle für alle, die sich mit Integration und Ausbildung beschäftigen.

www.esf.de

Das GrünBau Beschäftigungsprojekt. GrünBau hat ein Ausbildungscoaching für junge Migranten und Neuankömmlinge entwickelt und bietet dieses Programm über das Internet an.

Junge Menschen, die nach Deutschland kommen, sind überdurchschnittlich motiviert, eine Ausbildung aufzunehmen und einen Beruf zu erlernen. Sie wollen sich damit gesellschaftlich integrieren und wirtschaftlich selbstständig ihren Weg gehen. Das Angebot richtet sich an Menschen, deren Sprachniveau und schulische Erfahrung den Anforderungen einer dualen Ausbildung gerecht werden. Es umfasst den kompletten Prozess von der Entscheidung für den geeigneten Ausbildungsberuf über die Bewerbungsphase bis hin zu begleitenden Hilfestellungen nach erfolgreicher Ausbildungsaufnahme.

www.gruenbau-dortmund.de

Weitere Projektbeschreibungen, Initiativen und Links finden Sie www.forum-csr.net und in der kommenden Ausgabe von forum Nachhaltig Wirtschaften.



Gesellschaft | Migration & Integration, 01.01.2016
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2016 - Herausforderung Migration und Integration erschienen.
     
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