„Gigaliner“:

Die neuen Riesen-Lkws

Bereits vor über drei Jahren fuhren die ersten sogenannten Gigaliner im Rahmen eines Feldversuchs über Deutschlands Straßen. Seit Juli 2015 sind wieder einige Straßen in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg für einen neuen Pilotversuch freigegeben. Einige Speditionen suchten sogar über Plattformen wie Lkw-fahrer-gesucht.com neues Personal für die Gigaliner. Befürchtungen hinsichtlich ihrer Umweltverträglichkeit, ihrer Größe sowie der Überlastung der Infrastruktur gibt es nach wie vor reichlich. Im Gegensatz dazu gibt es eine Vielzahl von Befürwortern aus Politik und Wirtschaft für den Einsatz von Gigalinern im öffentlichen Straßenverkehr. Diese heben in erster Linie eine potentielle Verbesserung der Ökobilanz, die Einsparung von Personal sowie die Einsparung von Kraftstoff hervor.
 
Wesentlich Unterschiede zwischen Gigalinern und "normalen" LKW
Sie sind rund 25 Meter lang und bringen ein Gewicht von über 40 Tonnen auf die Waage: Die behäbigen Riesen tauchen mit ihrer eindrucksvollen Gestalt seit einigen Jahren hin und wieder im Straßenverkehr in Deutschland auf. © Andreas Dengs, www.photofreaks.ws / pixelio.deSie sind rund 25 Meter lang und bringen ein Gewicht von über 40 Tonnen auf die Waage: Die behäbigen Riesen tauchen mit ihrer eindrucksvollen Gestalt seit einigen Jahren hin und wieder im Straßenverkehr in Deutschland auf. Mit ihrer unübersehbaren Anwesenheit sorgen sie sogar für die einen oder anderen staunenden Augen. Im Unterschied zu ihren kleiner gewachsenen Artgenossen können Gigaliner - auch häufig als "Riesen-LKW", "Long Combination" oder "Longliner" bezeichnet - eine Länge von bis zu 25,25 Metern aufweisen. Mit diesen Maßen sind sie also maximal um 8,75 Meter länger als traditionelle Lastkraftwagen. Während sich das Maximalgewicht eines normalen LKWs auf eine Höchstgrenze von 44 Tonnen beläuft, darf ein Gigaliner bis zu 60 Tonnen von A nach B transportieren.
 
Gigaliner helfen bei der Einsparung von Kraftstoff
Aufgrund der Größe sowie des zulässigen Transportgewichts können zwei Gigaliner-Fahrten drei Transporttouren mit konventionellen LKWs ersetzen. Unterm Strich bedeutet das nach gängigen Hochrechnungen in Sachen Kraftstoff eine Ersparnis von bis zu 25 Prozent. Befürworter des Gigaliner-Projekts sehen sich in diesem Zusammenhang mehr als bestätigt und verlangen von Kritikern, angesichts der Senkung des CO2-Ausstoßes ihren Standpunkt zu überdenken. Einige Transportunternehmen sprechen mittlerweile vom "Öko-Laster", da vielerorts der Kraftstoffverbrauch sogar um 30 Prozent reduziert werden konnte.
 
Betriebskosten könnten gesenkt werden
Die Ergebnisse aus den Feldversuchen zeigen außerdem, dass aller Voraussicht nach auch die Kosten für Wartungsarbeiten sowie der Austausch von Verschleißteilen einen erheblichen Rückgang verzeichnen dürften. Sofern sich die ermittelten Werte in weiteren Tests bestätigen, dürften einige Befürchtungen bezüglich steigender Betriebskosten endgültig der Vergangenheit angehören und gleichzeitig einen neuen Blickwinkel auf die Gigaliner ermöglichen.
 
Weniger CO2-Ausstoß bei deutlich mehr Frachtkapazität
Durch den Einsatz von Gigalinern erhöht sich die Lade- bzw. Lieferkapazität und spart über einen längeren Zeitraum hinweg jede Menge Fahrten mit herkömmlichen Lastkraftwagen ein. Sowohl die Hersteller von Gigalinern, als auch die Speditionsbetriebe verweisen an dieser Stelle gerne auf die Ökobilanz der Fahrzeuge und stützen sich dabei zugleich auf die Aussagen von Experten. Diese gehen davon aus, dass CO2-Emissionen durch den Einsatz der Gigaliner um 15 bis 20 Prozent zurückgehen werden. Die Ökobilanz spricht eindeutig für Gigaliner. Durch einen sogenannten "Bündelungseffekt" wird nach Meinung vieler Fachleute aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft durch die Gigaliner für eine Entlastung der Infrastruktur in Deutschland bzw. Europa gesorgt. Die Folgen könnten weniger Staus und eine verringerte Belastung der Straßen sein.
 
Hohes Einsparpotential beim Personal
Aus der größeren Lade- bzw. Transportkapazität der "Super-Laster" ergibt sich neben der geringer werdenden Anzahl von Fahrten ein nicht zu unterschätzendes Einsparpotential im personellen Bereich für Speditionen. Die auf den ersten Blick "gigantisch" wirkenden Fahrzeuge lassen sich durch den Fahrzeugführer mit minimalem Aufwand steuern, was die Attraktivität der Gigaliner zusätzlich steigert. Im Laufe der Zeit könnten auf diese Weise nicht nur die Spediteure selbst, sondern auch die gesamte Logistik-Branche von diesen Auswirkungen in Form von geringeren Preisen profitieren. Im Umkehrschluss ergeben sich für Unternehmen, die ihre Finanz- und Arbeitskraft in Gigaliner verlagern, neue Investitionsmöglichkeiten mit zahlreichen Chancen zur Expansion.
 
Geringeres Verkehrsaufkommen erwartet
All jene, die sich für den Einsatz von Riesen-Lastkraftwagen auf deutschen Straßen aussprechen, gehen bereits nach einer verhältnismäßig kurzen Zeit von einer Verringerung des derzeitigen Verkehrsaufkommens auf deutschen Autobahnen und Bundesstraßen aus. Analysten und Wissenschaftler gehen bislang davon aus, dass sich durch die wachsende Bevölkerung in den kommenden Jahren deutlich höhere Bedarfs-Anforderungen an Logistik-Betreiber ergeben werden. Dieser Umstand hätte zur Folge, dass immer mehr LKWs Waren über die Straßen transportieren und zusätzlich die vorhandene Infrastruktur noch mehr belasten, als es ohnehin schon der Fall ist. Gigaliner könnten hierbei für eine erhebliche Entlastung sorgen und gleichzeitig wesentlich mehr Güter an deren Bestimmungsorte transportieren.
 
Kritische Stimmen zu Gigalinern
Es gibt auch einige negative Stimmen zu den Riesen-Lastkraftwagen. Kritiker äußern, dass bisherige Schienentransporte auf Gigaliner verlagert werden könnten und als Folge das Verkehrsaufkommen und damit der Ausstoß von Abgasen erhöht werden könnte. Aufgrund ihres sehr hohen Gewichts haben Gigaliner deutlich längere Bremswege als normale LKW, was zu deutlich mehr Unfällen auf den Straßen führen kann. Außerdem könnten Gigaliner durch ihre enorme Länge Überholvorgänge unübersichtlich und langwierig gestalten. Bedenkt werden muss auch, dass beispielsweise einige Brücken und Straßen nicht für Gigaliner ausgelegt sind und daher hohe Kosten für Erweiterungsbauten entstehen könnten. Der Verkehrsclub Deutschland e.V. nennt Kosten von bis zu acht Milliarden Euro, welche letztendlich der Steuerzahler bezahlen müsste.
 
Regelbetrieb scheint in greifbarer Nähe
Mittlerweile beteiligen sich drei Viertel aller deutschen Bundesländer an den noch immer andauernden Feldversuchen für die Gigaliner. Offiziellen Angaben zufolge ist die Dauer der aktuellen Versuchsphase bis Ende 2016 begrenzt. Aktuell gilt es, die Risiken der Gigaliner auszuwerten. Für einen Regelbetrieb der neuen LKW-Generation gibt es noch einige Fragen zu klären und Risiken abzuwägen. Ein Regelbetrieb steht also noch in den Sternen.

Technik | Mobilität & Transport, 30.11.2015

     
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