Biologische Vielfalt in der Ökobilanz
Komplexität kommunizieren
Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik entwickelt eine Methode zur Bewertung des
Einflusses
unternehmerischer Aktivitäten auf die Biologische Vielfalt.

Der Ansatz soll es künftig
ermöglichen, Biologische Vielfalt in eine Ökobilanz zu integrieren. Erste
Anwender sind Fallstudien-Partner aus der Forstwirtschaft, Nahrungsmittel- und
Textilindustrie, sowie dem Bergbau. Darunter auch ein finnischer
Papierhersteller, der mithilfe der neuen Methode seinen „Impact" unter die Lupe
nahm. Zu den wichtigsten Handlungsfeldern des Unternehmens zählt die Entwicklung
einer nachhaltigen Forstwirtschaft. Die Erhaltung und Erhöhung der Biologischen
Vielfalt gewinnt dabei zunehmend an Bedeutung, denn sie leistet einen wichtigen
Beitrag zur Produktivität der Wälder.

Wie kann man Biodiversitäts-Wirkung messen?
Auf Basis von Stakeholderbefragungen und Workshops mit Vertretern aus Politik
und Wirtschaft legten die Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts die
Anforderungen an die Methode fest. Die Erhebung der Eingangsdaten sollte einfach
und nachvollziehbar sein, möglichst Daten nutzen, die ohnehin vorliegen und sich
auf klare Vorgaben aus Forschung, Politik und Naturschutz stützen. Idealerweise
sollte sich der Verlust Biologischer Vielfalt durch Wertschöpfungstätigkeit in
einem Indikator ausdrücken lassen, welcher über unterschiedliche Ökosysteme und
Regionen hinweg vergleichbar und anschlussfähig an die Methodik der Ökobilanz
ist.
„Jeder Ansatz, die Biologische Vielfalt zu erfassen, bewegt sich in einem
Spannungsfeld zwischen Komplexität und Kommunizierbarkeit und ist von
unterschiedlichen Werten geprägt", berichtet Projektleiter Jan Paul Lindner.
„Ziel unserer Arbeit ist es, die vielen Facetten der Biologischen Vielfalt im
Kontext des jeweiligen biogeographischen und kulturellen Verständnisses zu
berücksichtigen."
Das Biodiversity Impact Assessment lässt sich für Produkte, aber auch
Unternehmensstandorte durchführen. Durch die Zusammenfassung der Parameter in
einem Indikator ist das komplexe Thema besser intern und extern kommunizierbar.
Bis die Methode jedoch in der Breite angewendet werden kann, muss zunächst ein
Grundstock an Modellen für andere Regionen und Branchen aufgebaut werden. Dazu
wurden drei weitere Fallstudien für Rindfleisch (Vion), Baumwolle (Aid by Trade
Foundation) und Zement (HeidelbergCement) durchgeführt, sowie vereinfachte
Modelle für ausgewählte Energieträger aufgestellt. Projektleiter Jan Paul
Lindner lädt interessierte Unternehmen ein, weitere Studien in verschiedenen
Regionen und Branchen durchzuführen und setzt dabei auf die Unterstützung von
Behörden und Naturschutz-NGOs.
Interview mit Jan Paul Lindner, Fraunhofer-Institut für Bauphysik

Lindner: Das ist richtig. Biodiversität bedeutet nun einmal Vielfalt und nicht
Einheit. Diese Vielfalt abzubilden, ist allerdings extrem aufwendig. Es geht im
Prinzip um die eierlegende Wollmilchsau: Die vereinheitlichende Beschreibung von
Biologischer Vielfalt ohne die Individualität der Elemente der Vielfalt zu
vernachlässigen. Mit unserem Ansatz lassen wir einen pragmatischen,
regionalspezifischen Kompromiss zu, um dieses Spannungsfeld ein Stück weit
aufzulösen.
Was ist der Mehrwert der Methode für NGOs und Behörden im Bereich Naturschutz?
Was wir zur Verfügung stellen, ist keine abgeschlossene Bewertungsmethode,
sondern eine Struktur für die Beurteilung der Biodiversität auf einer gegebenen
Fläche, die nach dem sogenannten „Distance to Target"-Prinzip funktioniert. Das
bedeutet, Anwendern der Methode wird gezeigt, wie weit sie von einem Ziel
entfernt sind. Das ist eine Steilvorlage für NGOs und Behörden, denn diese
können vorgeben, was dieses Ziel sein soll. Auf diesem Weg könnte man für
Unternehmen transparenter machen, was die Ziele von Naturschutz sind.
Was sind mögliche Perspektiven für das Biodiversity Impact Assessment?
Meine Vision für die Zukunft dieser Methode ist, dass Akteure aus Wirtschaft und
Wissenschaft die Weiterentwicklung der Methode unterstützen und deren Anwendung
vorantreiben. Daraus könnte sich ein Grundstock an Rechenmodellen und
Grundlagendaten für verschiedene Regionen und Branchen entwickeln. Natürlich
sollte ein Qualitätsmanagement eingerichtet werden, bevor die Modelle für
Entwickler und Anwender zur Verfügung gestellt werden. Biodiversität könnte
einmal so selbstverständlich in Managementstrategien berücksichtigt werden, wie
heute die Ergebnisse einer CO2-Bilanz.
Anja Urbanek
studierte Sustainability Economics and Management an der Universität Oldenburg
und arbeitet bei B&V im Bereich Nachhaltigkeitskommunikation. Ein besonderes
Anliegen ist es ihr, interdisziplinäre und komplexe Themen, wie Ökobilanzierung,
für alle Zielgruppen verständlich aufzubereiten.
Umwelt | Biodiversität, 01.10.2015
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2015 - Ertrinken wir in Plastik? erschienen.

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