Mr. Social und Mrs. Business

Gemeinsam gegen die Lebensmittelverschwendung

Das Kölner Start-Up FoodLoop möchte dazu beitragen, diese Art der Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Von ihrer Idee profitieren Supermärkte, Konsumenten und die Umwelt.
 
© Norbert Stanczak Beim gemeinsamen Einkauf im Supermarkt kommt es vor dem Kühlregal zum Streit. Als Mr Social die Lieblingsmilch in den Einkaufswagen sortiert, schaut Mrs Business auf die Verpackung und meint mürrisch: „Die ist ja nur noch ein paar Tage haltbar. Wenn es schon Bio-Milch sein muss, dann achte wenigstens auf ein möglichst langes Haltbarkeitsdatum!" Mr Social schüttelt nur den Kopf und entgegnet: „Wieso denn, zusammen verbrauchen wir die Milch doch sowieso in zwei Tagen. Dein Einkaufsverhalten und die Frischepolitik der Supermärkte führen dazu, dass allein in Deutschland jedes Jahr über 550.000 Tonnen Lebensmittel einfach weggeworfen werden. Das entspricht täglich zwei vollen Einkaufswagen pro Supermarktfiliale!" Mrs Business denkt nach: „Aber damit entgeht den Supermärkten doch eine Menge Geld…" „Und die Kunden würden die Produkte zum reduzierten Preis sicher noch gern kaufen", fügt Mr Social hinzu. Beide sind sich einig: Eine Lösung muss her, aus Liebe zum Essen und aus Respekt vor Lebensmitteln.
 
März 2013
Beim Einkaufen im Supermarkt fällt dem Studenten Christoph auf, dass alle Lebensmittel in den Regalen und Kühltruhen noch mehrere Tage oder Wochen haltbar sind. Zufall? Wohl kaum. Christoph recherchiert und findet heraus, dass Supermärkte Produkte, deren Mindesthaltbarkeitsdatum in Kürze abläuft, systematisch aussortieren, um ihren Kunden eine möglichst frische Auswahl anbieten zu können. Durch diese Praxis landen jeden Tag Unmengen an Lebensmitteln im Müll – obwohl sie noch absolut in Ordnung sind. Diese Verschwendung und die schlechte Nutzung unserer Ressourcen haben schwerwiegende Folgen für die Umwelt.
 
September 2013
Christoph kann die erschreckenden Zahlen und Auswirkungen der Lebensmittelverschwendung nicht vergessen. Zusammen mit Freunden und Kommilitonen fängt er an, ein System zu entwickeln, mit dem Supermärkte das Wegwerfen von Lebensmitteln reduzieren können. Die Idee für FoodLoop ist geboren: Mit einer speziell entwickelten Software können Supermärkte Lebensmittel mit einer kurzen Resthaltbarkeit reduzieren und dieses Angebot an eine App weiterleiten. Nutzer dieser FoodLoop-App bekommen dann Informationen darüber, wo es in ihrer Nähe die reduzierten Lebensmittel zu kaufen gibt. So finden die Lebensmittel doch noch glückliche Käufer – und dadurch werden wichtige Ressourcen besser genutzt und die Umwelt geschont.
 
Februar 2014
Begeistert von ihrer Idee wollen Christoph und seine Mitstreiter ihr Konzept in die Praxis umsetzen. Der Name FoodLoop muss geschützt werden, eine GmbH wird angemeldet und die jungen Gründer machen sich auf die Jagd nach Startkapital. Das Team bewirbt sich bei Start-Up-Wettbewerben um finanzielle Unterstützung – und hat Erfolg! FoodLoop kann renommierte Preise und wichtige Unterstützung ergattern.
 
November 2014
Gemeinsam mit einem engagierten Supermarkt in Bonn wird die FoodLoop-App erfolgreich getestet. © FoodLoop.orgAuch die umweltbewusste Eis-Marke Ben & Jerry’s ist begeistert von der Idee. FoodLoop gewinnt beim Sozialunternehmer-Wettbewerb „Bist du der nächste Ben & Jerry’s?" nicht nur Startkapital in Höhe von 10.000€ sondern auch ein Coaching der Sozialunternehmer-Organisation Ashoka. Der Erfolg macht dem FoodLoop-Team Mut und durch das FoodLoop-Logo auf einer Eis-Sorte der Marke werden nun auch immer mehr Menschen auf die neue App aufmerksam.
 
Januar 2015
Die Idee von FoodLoop ist gut – doch funktioniert sie auch in der Praxis? Mit einem kleinen Pilotprojekt wollen die Gründer zeigen, dass ihr System einen echten Mehrwert bietet. In Zusammenarbeit mit einem Bio-Supermarkt in Bonn testen sie ihre App. Schon jetzt zeigt der Test, dass FoodLoop Supermärkten einen klaren ökologischen und wirtschaftlichen Mehrwert bringt. „Wir entsorgen weniger vollwertige Lebensmittel und konnten in beiden Filialen ein Umsatzplus generieren", sagt Axel Bergfeld, Geschäftsführer von Bergfeld‘s Biomärkten.
 
Und wie geht es weiter?
© FoodLoop.orgFoodLoop ist auf Erfolgskurs, aber die Gründer feilen weiter an ihrem Konzept. Indem Nutzer der App die Möglichkeit haben, eine Wohltätigkeitsorganisation ihrer Wahl zu unterstützen, möchte FoodLoop einen Teil der Gewinne direkt an soziale Projekte spenden. Und da Lebensmittelverschwendung nicht nur in Deutschland ein Thema ist, ist das Team auch schon dabei, internationale Partner zu finden. Supermarktketten in Spanien und der Slowakei haben bereits Interesse bekundet und möchten dieses Jahr ein Pilotprojekt mit FoodLoop starten. Außerdem ist die Handelskette Target bei den Sustainable-Brand-Awards 2014 in den USA auf FoodLoop aufmerksam geworden und hat Interesse an der Lösung bekundet. Der globale Erfolg von FoodLoop hängt allerdings davon ab, dass große Einzelhandelsketten den neuen sogenannten GS1-DataBarcode auf ihren Produkten verwenden. Wenn diese neue Barcode-Systematik flächendeckend eingeführt wird, könnte das ehrgeizige Ziel des Start-Ups Realität werden: Bis 2020 sollen weltweit alle Supermärkte mit FoodLoop ausgestattet sein. Supermärkte und Konsumenten auf der ganzen Welt könnten so von der App profitieren und gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung vorgehen. Dann können Mr Social und Mrs Business beide zufrieden sein – und in Zukunft ganz ohne Streit gemeinsam einkaufen gehen.
 
Von Fritz Lietsch
 

Jungunternehmer für den positiven Wandel in der Gesellschaft:
Hier erhaltet ihr Hilfe.

© Ben & Jerry’sDie Eiscreme-Marke Ben & Jerry‘s ist nicht nur für ihre ungewöhnlichen Eis-Sorten bekannt, sondern auch für sozial und ökologisch nachhaltige Zutaten und Produktionsbedingungen. Als Teil ihres sozialen Engagements unterstützt die Marke zudem seit 2012 mit dem Wettbewerb „Bist du der nächste Ben & Jerry’s?" Jungunternehmer, die sich mit ihrem Business wie die Eismacher Ben Cohen und Jerry Greenfield für positiven Wandel in der Gesellschaft einsetzen. Die Teilnehmer müssen zeigen, dass sie ein innovatives, finanziell tragbares Geschäftsmodell haben, das einen sozialen und/oder ökologischen Nutzen hat.
 
Weitere Infos gibt es auf der
Ben & Jerry’s Website,

Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2015 - Nachhaltige Mode erschienen.

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