1.500 „Sitzplätze“ und einen Kilometer „Stehplätze“ …
… bietet das größte Volksfest der Welt den knapp 6,4 Millionen Besuchern in München an.
Die Rede ist von Toiletten. Irgendwo müssen die 7,7 Millionen konsumierten Maß Bier auch wieder raus. Die Bereitstellung von sanitären Anlagen auf Großevents und Festivals ist im wahrsten Sinne des Wortes ein dringendes Bedürfnis. Auch hier gibt es neue Lösungen.
Herkömmliche Chemie-Klos sind bei 30 Grad Celsius wahrlich kein Fest für die Nase. Die Idee mobile Komposttoiletten auf Events zu betreiben kam mit dem Australier Hamish Skermer nach England. Skermers Firma Natural Event hat beim diesjährigen Glastonbury Festival mit insgesamt ca. 240.000 Besuchern mehr als 900 Komposttoiletten erfolgreich betrieben. Das Konzept kommt nun auch in Deutschland zum Einsatz. Die Öko-Toiletten sind dabei die Lösung mehrerer Probleme zugleich. Sägemehl in den Toilettenhäuschen oder gar ganze Strohballen verhindern, dass sich unangenehmer Geruch ausbreitet. Besonders findig sind die Franzosen der Firma Faltazi: Sie befestigen einfach ein Kunststoffurinal an einem Strohballen. Ein kleines Rohr wird tief in den Ballen gesteckt und leitet die Flüssigkeit ins Balleninnere. Dort beginnt eine chemische Reaktion zwischen dem im Urin enthaltenen Stickstoff und dem Kohlenstoff des Strohballens. Nach 6 bis 12 Monaten entsteht daraus ein Komposthaufen, der beim Anpflanzen im nächsten Jahr gebraucht werden kann. Das Urinal aus Stroh hat mehrere Vorteile gegenüber den traditionellen chemischen Toiletten – es mindert den Wasserverbrauch, senkt die Transport- und Bedienungskosten der Sanitäranlagen und lässt sich schnell vor Ort montieren. In Deutschland gibt es auch schon die ersten Nachahmer-Projekte, wie zum Beispiel den „Goldeimer" von einer Gruppe Kieler Studenten. Sie sagen den Chemie-Toiletten den Kampf an und „touren" mit ihren „Goldeimern" durch ganz Europa zu angesagten Festivals. Malte Schremmer, einer der Leiter des Projekts, ist der Meinung, dass Klos mehr Aufmerksamkeit verdienen. Weiter sagt er: „In Deutschland und den westlichen Ländern benutzen wir Spültoiletten und verschwenden damit Trinkwasser. Mit dem Wegspülen der Fäkalien verlieren wir wichtige Wertstoffe, die eigentlich genutzt werden könnten, um Böden zu düngen und Nahrungsmittel herzustellen."
Festivals und Großveranstaltungen werden grün
Die Bewahrung der Schöpfung
Ein Vorreiter war auch das Münchner Tollwood: Bereits zum Start des Festivals 1988 hat es als erste Großveranstaltung in München Mehrweggeschirr vorgeschrieben. Damit nicht genug, wird seit vierzehn Jahren Grüner Strom eingesetzt und die Festivalgastronomie ist seit 2003 bio-zertifiziert. Nachhaltigkeit – das umfasst auf Tollwood zweierlei: Die umweltfreundliche Gestaltung sämtlicher Organisationsprozesse und die programmatische Verankerung ökologischer und sozialer Themen im kulturellen Programm andererseits. „Wir handeln aus Überzeugung", bekennt Christiane Stenzel, die Sprecherin des Festivals, „deshalb haben wir auch einen speziellen „Welt-Salon" eingeführt, in dem wir Nachhaltigkeitsthemen vorstellen, zusätzlich engagieren wir uns für Projekte wie Bio-Schulverpflegung oder artgerechte Tierhaltung."
Weitere Infos
Infos zu den Ökotoiletten:
Wirtschaft | Green Events, 01.10.2014
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2014 - Green Tech als Retter der Erde erschienen.
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