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Erfinder retten die Welt

Globale Herausforderungen könnten durch neueste Patente gelöst werden

Neueste Patente machen Hoffnung, dass für globale Herausforderungen ­Lösungen gefunden werden. Das beweist der European Inventor Award: Immer mehr ­Einreichungen bei diesem „Oscar für Innovation” kommen aus dem Bereich der ­Umwelt-Technologien.

Peter Holme Jensen – seine Filtermethode soll die Welt revolutio­nieren. Nach dem Vorbild der Zellmembranen von Lebewesen entwickelt er Wasserfilter. Der große Vorteil: Hoher Energieaufwand und verstopfte Poren von Filtern sind Vergangenheit.Erfinder sind die Helden des 21. Jahrhunderts. Ihre Ideen und Patente schaffen nicht nur neue Arbeitsplätze und nachhaltigen Wohlstand. Sie realisieren zunehmend ­Visionen, von denen man lange nur träumen konnte. Städte, die sich selbst reinigen oder Zugang zu sauberem Wasser für alle Menschen? Entsprechende Patente halten 15 Erfinder, die es aus mehr als 300 Einreichungen ins Finale des prestigeträchtigen „European Inventor Award" geschafft hatten. Dieser macht seit neun Jahren sichtbar, welches Potenzial zur Problemlösung in den Köpfen von Forschern steckt. „Über 700 Patentansuchen registriert das Europäische Patentamt pro Tag – Tendenz steigend", so Oswald Schröder, der Erfinder dieses Preises und Kommunikations-Direktor des Europäischen Patentamtes. Er will damit die wichtige Rolle seiner Institution beschreiben, die sie im Innovationsprozess spielt.

Mutter Natur als Vorbild

Zwei der in diesem Jahr nominierten Erfindungen zeigen exemplarisch auf, wie der Trend zu umweltrelevanten Erfindungen konkret aussieht: Geschätzt 1,5 Milliarden Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Und auch der Bedarf der Industrie nach sauberem und ganz speziell ultrareinem Wasser steigt stetig. Die ­Aquaporin-Membran, eine neue Technologie aus Dänemark, zeigt, dass die Aufbereitung dieser kostbaren Flüssigkeit in ihre reinste Form auch ohne hohen und teuren Energieaufwand möglich ist.

Wasserfilter © EPOBei gängigen Filtertechnologien wird das verschmutzte Wasser unter hohem Druck durch ein aufwendiges System aus Filtern gepresst, um es von Verschmutzung zu befreien und von kleinsten Partikeln wie Mineralien und Salzen zu trennen. Je feiner die Poren, desto reiner das Wasser – desto größer sind aber auch der Energieaufwand und die Gefahr der Verstopfung der Poren. Auf der Suche nach einer energieeffizienteren Methode zur Herstellung von ultrareinem Wasser lieferte die Natur dem Chemiker Peter Holme Jensen den entscheidenden Hinweis: Sie stellt die perfekten Wasserfilter selbst zur Verfügung und zwar in den Zellen von Lebewesen. Dort bilden bestimmte Proteine, die sogenannten Aquaporine, kleinste Kanäle, die Wasser durch die Membran passieren lassen, gleichzeitig aber Fremdstoffe zurückhalten.

Die Überzeugung, dass sich dieser Effekt von Biomembranen der Zellen auch auf industrielle Anwendungen übertragen lässt, brachte Holme Jensen im Jahr 2005 dazu, in der Nähe von Kopenhagen ein Biotechunternehmen namens Aquaporine A/S zu gründen. Sein langfristiges Ziel ist es, die Versorgung mit sauberem Trinkwasser global zu verbessern: „Unsere Biomembrantechnologie hat das Potenzial, in Zukunft eine große Rolle zu spielen, wenn es darum geht, die weltweiten Probleme der Knappheit von sauberem Wasser zu lösen." Auch die Entsalzung von Meerwasser ist mit dieser Technik möglich. Dieses Patent war für die Jury des Europäischen Erfinderpreises derart überzeugend, dass sie ihm den Sieg in der Kategorie „Kleine und mittlere Unternehmen" zusprach. Der Preis wurde im feierlichen Rahmen am 17. Juni in Berlin übergeben.

Oscar für Technologie und Innovation

Der Preis gilt zu Recht als Europas Oscar für Technologie und Innovation. Forscher aus fünf Kategorien, deren Erfindungen besonders zum gesellschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Fortschritt beigetragen haben, werden vom Europäischen Patentamt ausgezeichnet. Der Publikumspreis wird per Online-Votum im Internet entschieden. Wie wichtig und prestigereich dieser Erfinderpreis ist, zeigt die Teilnahme von Präsidenten, EU-Spitzen, Ministern, Repräsentanten der europäischen Königshäuser und hochrangigen Vertretern aus Wirtschaft, Forschung und Industrie. Sie sind begeistert von den präsentierten Projekten, zum Beispiel dem „selbstreinigenden Beton und Straßenbelag”.

Luigi Cassar - sein Beton soll die Luft der Städte reinigen. © EPOBeton wird zum „Smog-Fresser"

Jede Großstadt kämpft mit dem Problem der Luftverschmutzung und deren Folgen, denn Abgase gefährden Umwelt sowie Gesundheit und sie verschmutzen Gebäudehüllen. Dank einer Erfindung des Chemikers Luigi Cassar können nun Gebäude nicht nur länger sauber bleiben, sondern selbst zum Schadstoffabbau und zur Verbesserung der Luftqualität beitragen. Ein dünner Überzug eines innovativen Zementanstrichs und die Einstrahlung von Sonnenlicht genügen, um einen Selbstreinigungsprozess sowohl für die Gebäude­fassade als auch für die Luft dauerhaft in Gang zu setzen. Denn die Sonne hat die Kraft, Schadstoffe aufzuspalten, bevor diese sich an der Oberfläche ansammeln und Verfärbungen verursachen. Dazu mischt Cassar dem Zement sogenannte Photokatalysatoren bei. Die Katalysatoren spalten mit Hilfe von Sonnenlicht Schadstoffe in weniger schädliche Elemente auf. Regenwasser „wäscht" sie problemlos ab. Der Clou: Nicht nur der Beton wird gereinigt, sondern auch die ihn umgebende Luft.

Querdenker für die Zukunft

Erfinder betreten mit ihrem Engagement Neuland, weil sie den Mut haben, quer zu denken. Sie sind Helden, weil sie die Hoffnung haben, dass unsere Zukunft schön sein könnte – und dies ist ein wunderbares Gefühl. Vielleicht rettet sich die Welt ja selbst – durch Ideen, die sie in den Köpfen der Erfinder entstehen lässt.


Informationen und Videos zum Event finden Sie hier.

Dr. Urška Starc Peceny

hat in Salzburg Kommunikation studiert. Sie war als Journalistin sowie als Strategie- und Kommunikationsexpertin tätig. Zurzeit arbeitet sie am Aufbau der Innovationsplattform RealMakers.org.

 

Oswald Schröder © EPOWahre Helden

forum befragte Oswald Schröder, den Kommunikationsdirektor des Europäischen Patentamtes, zur Entstehung des Awards.

Warum haben Sie den Europäischen Erfinderpreis ins Leben gerufen?

Früher hat man nur die juristisch-techni­sche Seite der Patente kommuniziert. Damit kann man aber keine Menschen erreichen. Es ist besser, Geschichten zu erzählen. Frauen und Männer zu zeigen, die tolle Ideen gehabt haben und sie auch umsetzen. Das Storytelling über ihre Schwierigkeiten und Erfolgserlebnisse hilft bei dem, was ein Patentamt eigentlich leisten soll, nämlich Innova­tion zu befördern.

Wie sieht es mit Erfindungen im Umwelt-Bereich aus?

Wir sehen heute einen klaren Trend: Immer mehr Patente sind von der Natur selbst inspiriert. Sie hat in Millionen Jahren intelligente Lösungen entwickelt, die nun zur Inspiration für technische Erfindungen genutzt werden.

Aber wo sind Erfindungen mit positiver Auswirkung für die Natur?

Natürlich im Bereich der Energie-Effizienz; sehr viel geschieht im Automobil-Sektor, in der Bauwirtschaft, in der Systemsteuerung von Häusern und Industrieanlagen, und auch im Waste-Management – um nur einige Bereiche aufzuzählen.

Warum haben Sie diesen Preis ins Leben gerufen?

Um Unternehmen auszuzeichnen, die auf dem richtigen Weg sind. Um auch KMUs und Universitäten die Chance zu geben, mit ihren Erfindungen bekannt zu werden. In der Kategorie Lebenswerk geht es darum, verdiente Menschen, die sonst oft im Schatten stehen, ins Rampenlicht zu stellen. Für mich sind Erfinder die wahren Helden des 21. Jahrhunderts!


Technik | Wissenschaft & Forschung, 01.07.2014
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2014 - Tooooor! 3:0 für Nachhaltigkeit erschienen.
     
        
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