Tina Teucher
Umwelt | Klima, 16.10.2013

"Sogar Angeberautos können sauber sein"

Umweltschutz muss keine lästige Pflicht sein

Arnold Schwarzenegger will das Klima retten. forum verrät er, warum er nur kurz duscht, was er mit dem Star-Unternehmer Richard Branson gemeinsam hat und warum sein Auto nach Pommes riecht.

Arnold Schwarzenegger war 2003 bis 2011 Gouverneur von Kalifornien. Bekannt wurde der gebürtige Österreicher als Schauspieler in Filmen wie "Terminator". Jetzt engagiert er sich mit seiner Organisation "Regions 20" für lokalen Klimaschutz weltweit.
Foto: © Regions20

Herr Schwarzenegger, Sie haben im Jahr 2010 die R20 Regions of Climate Action gegründet. Was hat Sie dazu bewegt?
2009 konnten sich die Länder auf der UN Konferenz in Kopenhagen (COP 15) nicht auf einen Post-Kyoto-Vertrag verständigen. Und das, obwohl Wissenschaftler schon lange warnen, dass wir unsere momentanen Treibhausgasemissionen bis 2050 um 80 Prozent senken müssen, um die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern - die wir ja heute mancherorts schon sehen.
Die Länder fanden einfach keinen Weg, ihre Streitigkeiten und diese Pattsituation aufzulösen. Als ich darüber mit internationalen Entscheidern wie UN Generalsekretär Ban Ki-Moon diskutierte, erkannte ich: Wir müssen einen neuen Weg einschlagen.

Deshalb brachten Sie im November 2010 bei Ihrem 3. "Governor's Global Climate Summit" regionale Regierungsvertreter aus aller Welt in Kalifornien zusammen.
Menschen von überall her stellten uns Lösungen vor, wie wir uns von fossilen Energieträgern unabhängiger machen und damit eine nachhaltige Wirtschaft erschaffen können. Bundesländer und Regionen krempeln die Ärmel hoch und machen sich an die Arbeit - sie warten nicht, bis Nationalstaaten zu Potte kommen.
Ich sprach mit anderen Landespräsidenten, Premierministern, der UN, Cleantech-Entwicklern, Finanzinstitutionen und NGOs. Wir waren uns einig: Die Welt braucht eine neue Organisation, um dieses regionale Engagement zu stärken. R20 unterstützt Aktionen auf regionaler Ebene, die Finanzierung und Technologie verbinden - für saubere, effiziente und kohlenstoffarme Lösungen.

Was unterscheidet Ihre Organisation von den vielen anderen, die sich für den Klimaschutz engagieren?
R20 ist mehr als eine NGO oder ein Regionennetzwerk. Diese Koalition vereint Regierungen, Finanzwirtschaft, NGOs, Wissenschaft, Technologieentwickler und Unternehmen. Gemeinsam entwickeln wir einen wirklich ganzheitlichen Maßnahmenplan für die Green Economy. Ein bisschen ähneln wir einem Kuppler: Wir bringen Anlagekapital und andere Finanzmittel zusammen mit lokalen Regierungen und Technologiepartnern, die kohlenstoffarme Projekte erfolgreich umsetzen können. Ich glaube, dieser Ansatz kann als Katalysator für echte Veränderung wirken.

Wie denn?
Stellen Sie sich doch mal vor: Wir überwinden endlich diese Finanzierungslücke, die uns ständig bremst. Wie rasant entwickeln sich dann Erneuerbare Energien-Projekte. Sie fördern damit die Weltwirtschaft, niedrigere Emissionen und neue Arbeitsplätze. R20 ist für mich ein missionarischer Feldzug. Wir wollen Erfolgsgeschichten verbreiten und jeden Menschen inspirieren, an der Lösung von großen Problemen wie dem Klimawandel mitzuwirken. Jeder soll wissen, wie er loslegen kann, ohne auf Unternehmen oder Regierungen oder die Vereinten Nationen zu warten. Ich selbst habe im Bereich Fitness deutlich gesehen, wie die Kraft von Menschen die Welt verändern kann - genau das brauchen wir jetzt für die Fitness unseres Planeten.

Was haben Sie bisher erreicht?
Unser erstes Projekt in China ist abgeschlossen. Dort setzt unser Projektpartner Westech Solar seine Wassererhitzungsanlagen in der Umweltschutzbehörde und im Hauptkrankenhaus der Stadt Wuxi in der Provinz Jiangsu ein. Der solare Boiler versorgt das Krankenhaus nun zu 100 Prozent mit heißem Wasser und spart so Energie und Geld für die Menschen.

Sie waren auch in Brasilien unterwegs ...
Im April durfte ich dem Umweltschutzbeauftragen von Rio de Janeiro die Machbarkeitsstudie "Die nächste Generation der Straßenbeleuchtung" präsentieren. Der dazugehörige Aktionsplan zeigt, wie sich solarbetriebene LEDs in Straßenlaternen nachrüsten lassen. Damit könnte Rio über 50 Prozent Energie sparen und die Projektkosten innerhalb von drei Jahren amortisieren. So verbindet die Stadt Einsparungen in zweistelliger Millionenhöhe und Umweltschutz. Genau solche Beispiele wollen wir mit R20 weltweit bekannt machen, damit andere die Projekte nur noch übernehmen brauchen. Das sind echte Taten.

Gibt es Regionen, die Ihnen positiv aufgefallen sind?
Afrika hat mich beeindruckt. Im Sommer sagte mir der algerische Premierminister Sellal, dass er seinen Kontinent in eine nachhaltige Energiezukunft führen will. Er sieht seine Chance, die Fehler, die wir in der westlichen Welt gemacht haben, zu überspringen. Besorgt erzählte er mir von der Umweltverschmutzung seiner Häfen, der schlechten Luftqualität und den gesundheitlichen Auswirkungen auf seine Bevölkerung. Ich war überrascht, als er eine Gruppe Studenten zu unserem gemeinsamen Mittag mitbrachte, die Umweltexperten und -aktivisten sind. Wir führten tolle Gespräche darüber, welche Lösungen aus dem R20-Netzwerk Algerien für sich entdecken und übernehmen könnte. Die Provinz Oran wird unser erstes algerisches Mitglied sein. Wir wollen Projekte im Bereich Energieeffizienz, Müllverwertung und Erneuerbare Energien anpacken. Umweltverschmutzung runter, lokale Wirtschaftsförderung rauf.

Und was tun Sie privat für den Klimaschutz?
Umweltschutz muss keine lästige Pflicht sein. Wir sollten es einfach in unseren Alltag einbinden. Ich halte meine Kinder an, die Lichter auszumachen, wenn sie den Raum verlassen und kürzer zu duschen - und mache das auch selbst. Sie wissen sicher, dass ich ein großer Autofan bin - vor allem von meinem Hummer. Doch ich habe versucht, mein Auto umweltfreundlicher zu machen und den Antrieb auf Wasserstoff umgerüstet. Ein weiterer Hummer läuft jetzt mit Pflanzenöl - es riecht ein bisschen nach Pommes, wenn ich damit die Straßen langfahre, aber darüber reden die Leute. Klar, manche sagen mir: "Arnold, der Umwelt wäre mehr geholfen, wenn Du einen Prius fährst oder ein kleineres Auto". Doch nicht jeder kann ein kleineres Auto fahren, etwa wenn man im Baugewerbe tätig ist oder Kinder hat wie ich. Ich wollte eben zeigen, dass sogar Angeberautos sauber sein können und deshalb bin ich stolz, diesen Hummer umgerüstet zu haben.

Der Terminator a. D. gründet R20 Regions of Climate Action. Richard Branson hat in Anlehnung an die US-Action-Serie "A-Team", das "B-Team"gestartet. Sehen Sie Parallelen?
Ich glaube, Richard Branson und ich teilen eine ähnliche Philosophie: Wir müssen jetzt handeln. Wir haben keine Zeit zu warten. Ich will im Kampf gegen den Klimawandel wirklich etwas bewegen und den Übergang zu einer sauberen, grünen Wirtschaft schaffen. Ich finde es super, dass Richard auch zur Tat schreitet. Er ist ein Pionier und Visionär und setzt wie ich seine Kräfte voll ein, um einen neuen Kurs einzuschlagen. Einen Kurs, mit dem wir der größten Herausforderung unserer Zeit begegnen und nachhaltige Lösungen in die Welt bringen können.
 
 
Ein Interview von Tina Teucher


Zum Weiterlesen:

So schützen Unternehmen das Klima

Was bringen Klima-Konferenzen noch?

Der Weg zur Klima-Stadt

Quelle:

Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2013 - Hallo Klimawandel erschienen.

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