Deutscher "Urwald" für Unternehmen

Wir müssen die verbleibenden Reservate schützen!

Buchenwälder mit 200 Jahre alten Bäumen sind in Deutschland fast verschwunden. Im Rahmen des einzigartigen Waldschutzprojekts "Wilde Buche" von B.A.U.M. e. V. und ForestFinance können engagierte Unternehmen jetzt im "Internationalen Jahr der Wälder" helfen, verbleibende Reservate zu schützen.

Von Mira Nürnberg

Das Waldreservat "Wilde Buche": Ein unangetasteter Ort, der so seinem natürlichen Altern überlassen wird.
Foto: © Julian Ekelhof, ForestFinance
Es gilt als eines der letzten seiner Art in Deutschland. Im Waldreservat "Wilde Buche" in der rheinland-pfälzischen Gemeinde Hümmel stehen bis zu 200 Jahre alte Buchen und niemand rührt sie an.
Der Wald bleibt sich selbst überlassen, wird nicht forstlich genutzt oder bearbeitet. Im Laufe der Jahrzehnte ist so eine beachtenswert biodiverse Flora und Fauna entstanden. "Wilde Buche" ist Lebensraum für eine Vielzahl seltener einheimischer Tier- und Pflanzenarten wie Wildkatzen und bis zu 30.000 Insekten- und Pilzarten.

Solche einzigartigen "Ur-Buchenwälder" stehen in Deutschland nur noch auf weniger als einem Prozent der gesamten Waldfläche.

Große Teile Deutschlands (mit Ausnahme von Mooren, Sumpf- und Bruchwäldern, Flussauen, höchsten Berglagen und extremen Trockengebieten) wären unter den heutigen Klimabedingungen von Natur aus mit Buchenwäldern bedeckt. Doch im Laufe der (mittel-)europäischen Siedlungsgeschichte sind die natürlich vorkommenden Rotbuchenwälder stark zurückgedrängt worden. Nicht umsonst hat das Welterbekomitee der UNESCO vor kurzem fünf deutschen Buchenwaldgebieten den Weltnaturerbe-Status verliehen. Die Reservate sind wertvolle Restbestände einst großflächiger Buchenwälder in Deutschland, deren Erhalt nun durch die UNESCO unterstützt wird. Damit erkennt die Organisation die wichtigen Funktionen der Buchenwälder für den Biodiversitäts-, Wald- und Klimaschutz an.

Klima- und Trinkwasserschutz
Laubwälder wie die Buchen in Hümmel haben viele Funktionen für eine intakte Umwelt: Neben dem schützenden Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere speichern sie im Vergleich zu Nadelwäldern erheblich mehr lebenswichtiges Trinkwasser und leisten so u.a. einen entscheidenden Beitrag für die Grundwasser- und Bodenqualität. Die lebende Biomasse, überwiegend im Holz der Bäume und im Boden gebunden, erreicht in den alten Buchenbeständen mittlerweile den dreifachen Wert bewirtschafteter Wälder und damit wieder Urwaldniveau. Die Buchenwälder leisten somit u.a. auch einen wichtigen Beitrag zur dauerhaften Kohlenstofffixierung und damit zum Klimaschutz.

In Hümmel hat man sich deshalb dafür entschieden, Teile des ur-buchenbewaldeten Gebiets der wirtschaftlichen Nutzung zu entziehen und auf eine kommerzielle Durchforstung fortan zu verzichten. Das Waldreservat "Wilde Buche" wurde geschaffen, um als stillgelegter FSC-zertifizierter Wald seinem natürlichen Altern überlassen werden zu können.

Doch nicht nur der Buchen wegen, sondern auch für deren Bewohner sollte der Wald erhalten werden.
Foto: © Alastair Rae
Unternehmen werden offizielle Partner der "Wilden Buche"
Um weiterhin Buchenwälder schützen zu können, ist die Gemeinde auf Projektpartner und externe Mittel angewiesen, verzichtet sie doch auf erhebliche Einnahmen - denn eigentlich würde die herkömmliche deutsche Forstwirtschaft von der Gemeinde verlangen, das Buchenholz einträglich zu vermarkten. Urwaldschutz kostet auch in Deutschland. Auf der Suche nach passenden Partnern wurde man schnell fündig: Die Bonner ForestFinance Gruppe - die über mehr als 15 Jahre Erfahrung in der nachhaltigen, FSC-zertifizierten Forstwirtschaft verfügt und weltweit über 3.000 Hektar Invest- und CO2-Wälder ökologisch bewirtschaftet - und B.A.U.M. e. V. haben zusammen ein Konzept entwickelt, mit dem sich weitere Buchenflächen schützen lassen. Mit unterschiedlich hohen Beteiligungen können engagierte Unternehmen dafür sorgen, dass weitere Buchenflächen in und um Hümmel stillgelegt werden und das Waldreservat weiter wächst, mit allen genannten positiven Effekten für Umwelt, Biodiversität, Klima und Trinkwasser. Die zur Verfügung gestellten Mittel kommen der Gemeinde zugute, die im Gegenzug sowohl für den dauerhaften Schutz der seltenen Flächen einsteht, als auch langfristig weitere angrenzende Waldgebiete erwirbt, in das Waldschutzreservat aufnimmt und so aufwertet. Im Gegenzug werden die Unternehmen als offizielle Partner des Schutzwaldes "Wilde Buche" geführt und können dies als CSR-Maßnahme kommunizieren. Hierfür stellen ForestFinance und B.A.U.M. e. V. umfangreiches Bild-, Karten- und Videomaterial zur Verfügung. Firmenexkursionen unter professioneller Führung ermöglichen darüber hinaus ein echtes Urwalderlebnis - direkt vor der Haustür.

www.wildebuche.de

Mira Nürnberg ist Referentin der Geschäftsführung bei ForestFinance.


Hintergrund Rotbuche
Die Rotbuche trägt die Geschichte Europas in sich: Während der letzten Eiszeit mussten die Bäume auf neue Verbreitungsgebiete im Süden ausweichen. Aus Mitteleuropa haben das nur wenige Baumarten geschafft, da die vergletscherten Alpen wie ein Riegel dazwischen lagen. Dadurch wurde die Baumflora dramatisch dezimiert. Die Rotbuchen wurden getrennt und wichen östlich und westlich der Alpen aus. Es gibt eine beträchtliche genetische Varianz zwischen beiden Gruppen, die Gegenstand intensiver Forschung und vor allem Teil unserer europäischen Klimageschichte ist. Für die Anpassung dieser zentralen Baumart an den Klimawandel ist diese spezies-interne Diversität entscheidend. Daher ist jeder Altbestand besonders wertvoll, da er einen lokal angepassten, genetisch individuellen Typ darstellt.


Quelle:
Umwelt | Biodiversität, 17.11.2011
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2011 - Stadt der Zukunft erschienen.
     
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