Tina Teucher
Umwelt | Klima, 01.01.2010
Wie bekommt CO2 ein Preisschild?
FAQs zum Emissionshandel
Gemeinsam mit der Deutschen Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt beantwortet forum häufige Fragen rund um den Emissionshandel.
Von Julie Steinen und Tina Teucher
Warum dürfen sich Unternehmen mit Geld das Recht erkaufen, CO2 auszustoßen?
Der Emissionshandel geht auf eine alte Idee im Umweltschutz zurück: Da Umwelt und Natur nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen und ihre Nutzung kostbar ist, wird die Belastung mengenmäßig beschränkt. Der Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen in die Atmosphäre erhält dadurch einen Preis.
Wer Treibhausgas ausstößt, muss im Emissionshandel Emissionsberechtigungen (Zertifikate) besitzen. Ein Zertifikat deckt eine Tonne Treibhausgas ab. Unternehmen erhalten damit zwar sozusagen das Recht, Treibhausgase auszustoßen, aber die Gesamtmenge an Emissionsberechtigungen ist begrenzt. Die Zertifikate werden an der Börse gehandelt und der Preis orientiert sich nach Angebot und Nachfrage. Die Unternehmen müssen sich also überlegen, ob es nicht wirtschaftlicher ist, ihre Emissionen zu verringern. Der Emissionshandel setzt so einen wichtigen Anreiz für Innovationen und hebt ungenutztes Potenzial für den Klimaschutz.
Warum hat die Regierung nicht einfach eine CO2-Steuer eingeführt?
Im Gegensatz zu einer Steuer garantiert der Emissionshandel die Einhaltung des Klimaschutzziels. Denn mehr Treibhausgas, als zuvor politisch festgelegt wurde, darf nicht ausgestoßen werden. In Europa deckelt der Emissionshandel so fast die Hälfte der gesamten CO2-Emissionen. Gleichzeitig lässt er den Unternehmen die Freiheit, zu entscheiden, wie und wo Emissionen eingespart werden.
Eine Steuer hingegen kann zwar Anreize zur CO2-Minderung geben, eine Zielerreichung aber nicht garantieren. Um genügend wirksam zu sein, müsste sie zudem sehr hoch angesetzt werden und wäre damit politisch kaum durchsetzbar. Auch beim Verwaltungsaufwand ist eine Steuer dem Emissionshandel nicht überlegen: Ein Überwachungssystem für Emissionen und die regelmäßige Berichterstattung sind bei einer Steuer ebenso notwendig. Denn auch diese würde sich am tatsächlichen Ausstoß oder Brennstoffverbauch einer Anlage berechnen.
Drücken Stromsparen und Erneuerbare Energien auf den CO2-Preis?
Als die Europäische Union 2008 das Klimapaket verabschiedete, hat sie die Ziele für den Emissionshandel, eine bessere Energieeffizienz und für den Ausbau der erneuerbaren Energien gemeinsam festgelegt. Die drei Instrumente sind also aufeinander abgestimmt. Das heißt, die bis 2020 festgelegte Obergrenze für den Emissionshandel berücksichtigt beides: die damals angenommene Entwicklung der erneuerbaren Energien und das Ziel, 20 Prozent Strom einzusparen. Die CO2-sparenden Effekte von erneuerbarer Energie und Energieeffizienz sind also schon im CO2-Preis abgebildet.
Ich verstehe nicht, warum sich Unternehmen mit Zertifikaten aus Projekten in Entwicklungsländern freikaufen können, anstatt selbst CO2 einzusparen!
Die Entwicklungsländer mit einzubeziehen war eine bewusste Entscheidung, festgelegt im Kyoto-Protokoll. Grundidee hierbei ist, dass es für den weltweiten Klimaschutz unerheblich ist, wo Treibhausgas-Emissionen entstehen - solange es insgesamt weniger werden. Emissionsminderungen sind in Entwicklungsländern oft sehr viel kostengünstiger umsetzbar als in Industrienationen und können so mit weniger finanziellem Aufwand mehr Nutzen erzielen. Klimaschutzprojekte fördern zudem den Technologietransfer in Entwicklungsländer, an dem sich neben staatlichen Institutionen auch die Privatwirtschaft und andere Einrichtungen beteiligen. Denn ein wirksamer globaler Klimaschutz ist auf privates Kapital angewiesen. Im Gegenzug für ihr Engagement erhalten Investoren Zertifikate, die sie auch im europäischen Emissionshandel nutzen können.
Noch Fragen offen?
Wir beantworten sie gern! Senden Sie uns Ihre individuelle Fragestellung an: redaktion@forum-csr.net
Von Julie Steinen und Tina Teucher
Warum dürfen sich Unternehmen mit Geld das Recht erkaufen, CO2 auszustoßen?
Der Emissionshandel geht auf eine alte Idee im Umweltschutz zurück: Da Umwelt und Natur nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen und ihre Nutzung kostbar ist, wird die Belastung mengenmäßig beschränkt. Der Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen in die Atmosphäre erhält dadurch einen Preis.
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Foto: © Freimut Woessner |
Warum hat die Regierung nicht einfach eine CO2-Steuer eingeführt?
Im Gegensatz zu einer Steuer garantiert der Emissionshandel die Einhaltung des Klimaschutzziels. Denn mehr Treibhausgas, als zuvor politisch festgelegt wurde, darf nicht ausgestoßen werden. In Europa deckelt der Emissionshandel so fast die Hälfte der gesamten CO2-Emissionen. Gleichzeitig lässt er den Unternehmen die Freiheit, zu entscheiden, wie und wo Emissionen eingespart werden.
Eine Steuer hingegen kann zwar Anreize zur CO2-Minderung geben, eine Zielerreichung aber nicht garantieren. Um genügend wirksam zu sein, müsste sie zudem sehr hoch angesetzt werden und wäre damit politisch kaum durchsetzbar. Auch beim Verwaltungsaufwand ist eine Steuer dem Emissionshandel nicht überlegen: Ein Überwachungssystem für Emissionen und die regelmäßige Berichterstattung sind bei einer Steuer ebenso notwendig. Denn auch diese würde sich am tatsächlichen Ausstoß oder Brennstoffverbauch einer Anlage berechnen.
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Quelle: DEHST (www.dehst.de) |
Als die Europäische Union 2008 das Klimapaket verabschiedete, hat sie die Ziele für den Emissionshandel, eine bessere Energieeffizienz und für den Ausbau der erneuerbaren Energien gemeinsam festgelegt. Die drei Instrumente sind also aufeinander abgestimmt. Das heißt, die bis 2020 festgelegte Obergrenze für den Emissionshandel berücksichtigt beides: die damals angenommene Entwicklung der erneuerbaren Energien und das Ziel, 20 Prozent Strom einzusparen. Die CO2-sparenden Effekte von erneuerbarer Energie und Energieeffizienz sind also schon im CO2-Preis abgebildet.
Ich verstehe nicht, warum sich Unternehmen mit Zertifikaten aus Projekten in Entwicklungsländern freikaufen können, anstatt selbst CO2 einzusparen!
Die Entwicklungsländer mit einzubeziehen war eine bewusste Entscheidung, festgelegt im Kyoto-Protokoll. Grundidee hierbei ist, dass es für den weltweiten Klimaschutz unerheblich ist, wo Treibhausgas-Emissionen entstehen - solange es insgesamt weniger werden. Emissionsminderungen sind in Entwicklungsländern oft sehr viel kostengünstiger umsetzbar als in Industrienationen und können so mit weniger finanziellem Aufwand mehr Nutzen erzielen. Klimaschutzprojekte fördern zudem den Technologietransfer in Entwicklungsländer, an dem sich neben staatlichen Institutionen auch die Privatwirtschaft und andere Einrichtungen beteiligen. Denn ein wirksamer globaler Klimaschutz ist auf privates Kapital angewiesen. Im Gegenzug für ihr Engagement erhalten Investoren Zertifikate, die sie auch im europäischen Emissionshandel nutzen können.
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Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2011 - Stadt der Zukunft erschienen.
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