Reflecting Water
Nachhaltiges Design bietet Lösungen für Wassermangel und -verschmutzung
Wasser, ob in festem, flüssigem oder gasförmigem Zustand ist von solch ästhetischer Schönheit, dass Designer dieses Grundelement des Lebens vielfach aufgreifen. Neben anderen Branchen erlebt auch die Designwelt immer mehr eine Rückbesinnung auf das Wesentliche. Weltweit arbeiten Designer an sinnvollen, ökologisch verträglichen Produkten, das Thema Wasser spielt dabei oftmals eine maßgebliche Rolle.
Seit zwei Jahren ist das Museum für angewandte Kunst in Frankfurt am Main ein Mekka für Künstler, Designer und Nachhaltigkeitsexperten. Die Designerinnen Cornelia Dollacker, Ulrike Schneider und Christine Fehrenbach organisieren und gestalten hier das nachhaltige Designforum come closer. Ihr Ziel: Nachhaltig interessierte Unternehmen über Designentwicklungen, Forschungserkenntnisse und Designprodukte zu informieren. Mit ihrem sustainable designforum laden die Künstlerinnen alle sechs Wochen zu Vorträgen, Film, Literatur und begleiteten Designausstellungen ein. Experten äußern sich zur aktuellen Nachhaltigkeitsdebatte und gehen mit positivem Beispiel voran.
Eine der diesjährigen Veranstaltungen trug den Titel "Reflecting Water - Design und Nachhaltigkeit". "Designer gestalten heute nicht nur Luxus, sie gestalten überlebensnotwendige Produkte, die Lösungen anbieten zu Wassermangel, Verschmutzung und gerechter Verteilung des Wassers", erklärte Cornelia Dollacker zum Auftakt des Abends.
Das Schweizer Designerduo Sandro Macchi und Björn Olsson präsentierten das Forschungsprojekt "Self". Der futuristische Container ist eine energie- und wasserunabhängige Raumzelle für den temporären Einsatz zum Wohnen und Arbeiten, um neue Gebäudekonzepte und Energietechnologien zu erproben. Auf die Frage, ob nicht alle Menschen in diesen kleinen autarken Einheiten wohnen sollten, antworteten sie: "Wir müssen nicht in solchen Zellen leben. Aber wenn es hier funktioniert, dann funktioniert es auch in größeren Einheiten."
"Wasser sparen" ist zu kurz gedacht
Auch der zweite Referent, Thomas Richter, Leiter Business Development Dornbracht bestätigte come closer: "Der pure Anspruch 'Wasser sparen' wäre zu kurz gedacht". Nachhaltiges Agieren reicht bei dem deutschen Armaturenhersteller von der Produktion über das Nutzungsversprechen des Produktes bis hin zur gesellschaftlichen Verantwortung. "Design spielt dabei immer eine aktive Rolle", war eine der Kernaussagen aus seinem Vortrag.
Unter den parallel ausgestellten Designbeispielen war ein Produktentwurf des Designers Lars Mayer zur Trinkwasseraufbereitung in Bangladesch. In einem Land, das durch Überschwemmungskatastrophen in verschmutztem Wasser ertrinkt, kann Trinkwasser mit einfachen Mitteln durch Tontöpfe gefiltert werden. Das ebenfalls ausgestellte Waterfootprint-Poster des Kommunikationsdesigners Timm Kekeritz, das den Wasserverbrauch bei der Lebensmittelherstellung in einer Infografik darstellte, gibt es neuerdings schon als Applikation für Smartphones. Es ist ein schönes Beispiel für Transparenz in der Kommunikation über Produkte und international verständliche Bildsymbole.
Designlösungen für Stoffkreisläufe und Menschenrechte
"Scheinbar unendlich ist die Bandbreite der Kreativen, die Wasser und nachhaltiges Design in Einklang bringen" , so die Designerinnen von come closer. Sie sehen: Stoffkreisläufe funktionieren nicht mehr in intakten ökologischen Gefügen. Die Gestaltung industrieller Prozesse und Zusammenhänge von der Rohstoffaufbereitung bis zur Abfallrückführung müssen umgehend und systematisch in einen nachhaltigen Prozess überführt werden. Das heißt: Luft- und Wasserverschmutzung sowie Recycling müssen die gleiche Priorität bekommen wie die Einhaltung der Menschenrechte und Kosteneffizienz. Nachhaltiges Design berücksichtigt diese Faktoren.
Die gestalterische Auseinandersetzung beispielsweise mit Wasserknappheit brachte intelligente Designlösungen hervor: Wasser zu sammeln und aufzufangen, in Gebieten in denen eigentlich gar kein Wasser vorhanden ist. Physikalische Gesetzmäßigkeiten, eingebunden in funktionales Design, ergeben lebensrettende Lösungen, die come closer unter anderem in Ausstellungen thematisiert.
Neue Gestaltung für neue Bedürfnisse
Der Einfluss von Design, als Schnittstelle zwischen Unternehmen und Verbrauchern, ist für die Zukunft nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen von entscheidendem Wert. Ökologische und soziale Zusammenhänge und Konsequenzen sind hier, wie auch in anderen Bereichen unserer Gesellschaft, für zukunftsfähiges Wirtschaften wichtig.
Die Kaufentscheidung für eine Bad- oder Küchenarmatur geht heute nicht nur über den Preis, sondern auch über die Frage nach Materialität, Funktionalität, Langlebigkeit, Produktionsstätten und Produktwegen. Hier beraten Designer Unternehmen und kommunizieren durch ihre gestalterische Arbeit wichtige Fakten an die Konsumenten. Bade- und Duschwannen, die durch ihre Oberflächenbeschaffung kaum noch mit Putzmitteln gereinigt werden müssen oder Duschköpfe mit eingebauter Wasserspartaste sind Beispiele neuester Designentwicklungen. Ihre versteckten ökologischen Raffinessen müssen die Käufer verstehen. Als Vermittler zwischen Unternehmen und Konsument binden Designer vielschichtige Qualitätskriterien ein und fördern Bewusstsein und nachhaltiges Handeln auf beiden Seiten.
Die Renaissance des Wesentlichen
Design setzt Akzente, ist nutzenorientiert im Alltag, stimuliert die Sinne und weckt Emotionen. Früher standen Form und Funktion im Fokus des Designprozesses. Im Laufe der Massenproduktion von Konsumgütern war Design meist schmückendes Beiwerk zu überhöhten Preisen und die Grundidee der Werte trat in den Hintergrund. Heute hingegen sind die Aufgabenstellungen viel komplexer und erfordern Lösungen, die das soziale Umfeld, Kultur, Gesellschaft und Umwelt mit einbeziehen. Neue Produkte werden vorausschauender entwickelt und bestehende überarbeitet. Die Kreativen setzten sich damit auseinander, wie ihre gestalteten Ergebnisse auch in Bezug zur Ressource Wasser bestehen kann. Die Renaissance des Wesentlichen in der Gestaltung besinnt sich auf die Wiederentdeckung der Nähe des Menschen zur Natur - dies mit den (technischen) Möglichkeiten einer globalisierten Ära der Nachhaltigkeit.
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Eine der diesjährigen Veranstaltungen trug den Titel "Reflecting Water - Design und Nachhaltigkeit". "Designer gestalten heute nicht nur Luxus, sie gestalten überlebensnotwendige Produkte, die Lösungen anbieten zu Wassermangel, Verschmutzung und gerechter Verteilung des Wassers", erklärte Cornelia Dollacker zum Auftakt des Abends.
Das Schweizer Designerduo Sandro Macchi und Björn Olsson präsentierten das Forschungsprojekt "Self". Der futuristische Container ist eine energie- und wasserunabhängige Raumzelle für den temporären Einsatz zum Wohnen und Arbeiten, um neue Gebäudekonzepte und Energietechnologien zu erproben. Auf die Frage, ob nicht alle Menschen in diesen kleinen autarken Einheiten wohnen sollten, antworteten sie: "Wir müssen nicht in solchen Zellen leben. Aber wenn es hier funktioniert, dann funktioniert es auch in größeren Einheiten."
"Wasser sparen" ist zu kurz gedacht
Auch der zweite Referent, Thomas Richter, Leiter Business Development Dornbracht bestätigte come closer: "Der pure Anspruch 'Wasser sparen' wäre zu kurz gedacht". Nachhaltiges Agieren reicht bei dem deutschen Armaturenhersteller von der Produktion über das Nutzungsversprechen des Produktes bis hin zur gesellschaftlichen Verantwortung. "Design spielt dabei immer eine aktive Rolle", war eine der Kernaussagen aus seinem Vortrag.
Unter den parallel ausgestellten Designbeispielen war ein Produktentwurf des Designers Lars Mayer zur Trinkwasseraufbereitung in Bangladesch. In einem Land, das durch Überschwemmungskatastrophen in verschmutztem Wasser ertrinkt, kann Trinkwasser mit einfachen Mitteln durch Tontöpfe gefiltert werden. Das ebenfalls ausgestellte Waterfootprint-Poster des Kommunikationsdesigners Timm Kekeritz, das den Wasserverbrauch bei der Lebensmittelherstellung in einer Infografik darstellte, gibt es neuerdings schon als Applikation für Smartphones. Es ist ein schönes Beispiel für Transparenz in der Kommunikation über Produkte und international verständliche Bildsymbole.
Das Designforum come closer - ein Mekka für Künstler, Designer und Nachhaltigkeitsexperten |
Designlösungen für Stoffkreisläufe und Menschenrechte
"Scheinbar unendlich ist die Bandbreite der Kreativen, die Wasser und nachhaltiges Design in Einklang bringen" , so die Designerinnen von come closer. Sie sehen: Stoffkreisläufe funktionieren nicht mehr in intakten ökologischen Gefügen. Die Gestaltung industrieller Prozesse und Zusammenhänge von der Rohstoffaufbereitung bis zur Abfallrückführung müssen umgehend und systematisch in einen nachhaltigen Prozess überführt werden. Das heißt: Luft- und Wasserverschmutzung sowie Recycling müssen die gleiche Priorität bekommen wie die Einhaltung der Menschenrechte und Kosteneffizienz. Nachhaltiges Design berücksichtigt diese Faktoren.
Die gestalterische Auseinandersetzung beispielsweise mit Wasserknappheit brachte intelligente Designlösungen hervor: Wasser zu sammeln und aufzufangen, in Gebieten in denen eigentlich gar kein Wasser vorhanden ist. Physikalische Gesetzmäßigkeiten, eingebunden in funktionales Design, ergeben lebensrettende Lösungen, die come closer unter anderem in Ausstellungen thematisiert.
Neue Gestaltung für neue Bedürfnisse
Der Einfluss von Design, als Schnittstelle zwischen Unternehmen und Verbrauchern, ist für die Zukunft nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen von entscheidendem Wert. Ökologische und soziale Zusammenhänge und Konsequenzen sind hier, wie auch in anderen Bereichen unserer Gesellschaft, für zukunftsfähiges Wirtschaften wichtig.
Die Kaufentscheidung für eine Bad- oder Küchenarmatur geht heute nicht nur über den Preis, sondern auch über die Frage nach Materialität, Funktionalität, Langlebigkeit, Produktionsstätten und Produktwegen. Hier beraten Designer Unternehmen und kommunizieren durch ihre gestalterische Arbeit wichtige Fakten an die Konsumenten. Bade- und Duschwannen, die durch ihre Oberflächenbeschaffung kaum noch mit Putzmitteln gereinigt werden müssen oder Duschköpfe mit eingebauter Wasserspartaste sind Beispiele neuester Designentwicklungen. Ihre versteckten ökologischen Raffinessen müssen die Käufer verstehen. Als Vermittler zwischen Unternehmen und Konsument binden Designer vielschichtige Qualitätskriterien ein und fördern Bewusstsein und nachhaltiges Handeln auf beiden Seiten.
Die Renaissance des Wesentlichen
Design setzt Akzente, ist nutzenorientiert im Alltag, stimuliert die Sinne und weckt Emotionen. Früher standen Form und Funktion im Fokus des Designprozesses. Im Laufe der Massenproduktion von Konsumgütern war Design meist schmückendes Beiwerk zu überhöhten Preisen und die Grundidee der Werte trat in den Hintergrund. Heute hingegen sind die Aufgabenstellungen viel komplexer und erfordern Lösungen, die das soziale Umfeld, Kultur, Gesellschaft und Umwelt mit einbeziehen. Neue Produkte werden vorausschauender entwickelt und bestehende überarbeitet. Die Kreativen setzten sich damit auseinander, wie ihre gestalteten Ergebnisse auch in Bezug zur Ressource Wasser bestehen kann. Die Renaissance des Wesentlichen in der Gestaltung besinnt sich auf die Wiederentdeckung der Nähe des Menschen zur Natur - dies mit den (technischen) Möglichkeiten einer globalisierten Ära der Nachhaltigkeit.
Quelle:
Umwelt | Ressourcen, 27.10.2010
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