Technik | Energie, 31.10.2025

Ungleichbehandlungen bei Projekten der Gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung (GGV) gefährden die Energiewende

Messstellenbetreiber blockieren notwendige Dienstleistungen oder verlangen willkürlich überhöhte Zusatzentgelte

Während die Bundespolitik über die Einführung des Energy Sharing debattiert, scheitern bereits gesetzlich verankerte Projekte zur Bürgerenergie an handfesten strukturellen Blockaden. Massive Ungleichbehandlungen bei der Umsetzung der Gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung (GGV) bremsen die dezentrale Energiewende im Mehrparteienhaus aus und untergraben das Vertrauen in die politische Steuerungsfähigkeit.

 © ulleo, Pixabay.comDie GGV, im Mai 2024 mit dem Solarpaket 1 eingeführt, soll Bürgerinnen und Bürgern eine unbürokratische Teilhabe aus einer Photovoltaikanlage auf dem Mehrparteienhaus ermöglichen.
 
Doch die Praxis sieht anders aus. "Seit eineinhalb Jahren besteht ein gesetzlicher Anspruch zur Umsetzung der GGV, doch die Realität ist von Verzögerung und Verweigerung geprägt," kritisiert Susanne Jung, Vorstand des Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. "Zahlreiche Messstellenbetreiber blockieren die notwendigen Dienstleistungen oder verlangen willkürlich überhöhte Zusatzentgelte. Dies gefährdet direkt die Wirtschaftlichkeit und Umsetzbarkeit von Energielösungen und untergräbt das Engagement der Bürgerinnen und Bürger für die Energiewende."

Initiativen, die günstige, klimafreundliche Energie für Mieter:innen und Wohnungseigentümer:innen bereitstellen wollen und dabei auch noch das Netz entlasten, stoßen auf zahlreiche Hürden: Netzbetreiber als grundzuständige Messstellenbetreiber verweigern oder verzögern Leistungen. Doch das nicht genug: Auch wettbewerbliche Anbieter werden ausgebremst. Für die Umsetzung der Mieterstromprojekte wäre es auch zwingend notwendig, den Einbau intelligenter Messsysteme (iMSys) als vorrangigen Pflichteinbau zu behandeln. Doch das passiert nicht.

„Wir erleben eine faktische Verhinderung der Bürgerenergie im Mehrparteienhaus. Anstatt Energiegemeinschaften zu fördern, wird die Bürokratie zu einer unsichtbaren Mauer", so Frank Späte, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. „Wenn wir die Energiewende wirklich demokratisieren wollen, darf ihre Umsetzung nicht am Messstellenbetreiber scheitern. Die aktuelle Situation benachteiligt Mehrparteienhäuser gegenüber Einfamilienhäusern und gefährdet die Akzeptanz neuer Beteiligungsmodelle."

Die Verbände fordern die Politik daher auf, schnellstmöglich rechtssichere und diskriminierungsfreie Rahmenbedingungen zu schaffen. Dazu gehört die klare Verpflichtung der Messstellenbetreiber, GGV- und künftige Energy-Sharing-Projekte diskriminierungsfrei innerhalb fester Fristen zu begleiten.
 
Ebenso muss der gesetzliche Pflichteinbau von iMSys uneingeschränkt anerkannt und eine praxisgerechte „Small-Lösung" für die Messdatenübermittlung – eine tägliche, aggregierte Datenübertragung ist ausreichend – eingeführt werden, um unnötige Zusatzkosten zu vermeiden.

„Es ist paradox: Wir diskutieren über neue Beteiligungsmodelle beim Energy Sharing, während das seit anderthalb Jahren bestehende Instrument der GGV noch nicht einmal in der Praxis angekommen ist. Ohne rechtssichere Rahmenbedingungen droht beides zu scheitern", warnt Frank Späte. Die Energieexperten die Energieagentur Regio Freiburg ergänzen: „Die Bürgerinnen und Bürger sind bereit, in die Energiewende zu investieren. Jetzt muss auch die Politik zeigen, dass sie diese Bereitschaft ernst nimmt und die Blockaden beseitigt."

Kurz gefasst: 
Die Umsetzung der Gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung (GGV) im Mehrparteienhaus scheitert an strukturellen Blockaden. Seit 1,5 Jahren ist die GGV gesetzlich verankert, aber die Realität ist geprägt von:
  • Verweigerung und Verzögerung durch Messstellenbetreiber
  • Willkürlich überhöhte Zusatzentgelte
  • Ausbremsung des Pflichteinbaus intelligenter Messsysteme (iMSys)

Über die DGS: 
Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) e.V. wurde 1975 gegründet und hat aktuell rund 3.500 individuelle Mitglieder und Firmenmitglieder. Sie ist die deutsche Sektion der International Solar Energy Society (ISES). Die DGS setzt sich für 100 Prozent Erneuerbare Energien und Steigerung der Energieeffizienz ein.
 
Dabei versteht sie sich als Mittlerin zwischen Wissenschaft, Ingenieur:innen und Handwerk, Anwender:innen und allen anderen Beteiligten an dieser Transformation. www.dgs.de

Kontakt: Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V., Susanne Jung | jung@sfv.de



     
        
Cover des aktuellen Hefts

forum future economy

forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy.

  • Mit diesem Schritt markiert der Verlag bewusst eine Zeitenwende – hin zu einer Wirtschaft, die Zukunft schafft, statt nur Probleme zu verwalten.
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
08
DEZ
2025
Seeds of Hope
Lichtblicke am Jahresende
80336 München
09
DEZ
2025
Club of Rome Salon: Building the City of the Future (in English)
Cities, World Expos, and Stakeholders Driving Sustainability
10178 Berlin
Alle Veranstaltungen...
Anzeige

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Megatrends

Selbstgewählte Einsamkeit
Christoph Quarch analysiert den Trend und empfiehlt, Komfortzonen zu verlassen
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

Song Contest "Dein Song für EINE WELT!"

Nachhaltig Weihnachten feiern

Ökologische Stromproduktion aus Fließgewässern

Ab 14.12.2025 gilt der neue Fahrplan der Deutschen Bahn für 2026

EMAS-Validierung für ein transparentes, europäisches Umweltmanagement der LaSelva Bio-Feinkost Unternehmensgruppe

Schulen stärken Bildung für nachhaltige Entwicklung

Seit 15 Jahren: faire und umweltbewusste Beschaffung mit dem Kompass Nachhaltigkeit

Blue Green FUTUREventura

  • Engagement Global gGmbH
  • Global Nature Fund (GNF)
  • circulee GmbH
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • toom Baumarkt GmbH
  • NOW Partners Foundation
  • Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW)
  • TÜV SÜD Akademie
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG