Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen

Warum wiederverwendbare Berufsbekleidung besser ist anstatt Einwegartikel

Ökologische Nachhaltigkeit gewinnt in verschiedenen Bereichen zunehmend an Bedeutung. Auch das Gesundheitswesen steht vor der Herausforderung, umweltfreundlicher zu handeln. Das hat einen guten Grund: Krankenhäuser, Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen und andere medizinische Institutionen erzeugen täglich ein nicht unerhebliches Aufkommen an Abfall. Ein Großteil bilden Einwegartikel. Dazu gehören mitunter medizinische Berufsbekleidung wie OP-Kleidung, Hauben und Überschuhe. Grund dafür sind spezielle Hygienevorgaben. Doch in Zeiten des Klimawandels und wachsender Ressourcenknappheit rückt eine Frage in den Vordergrund: Gibt es nachhaltigere Alternativen im Gesundheitsbereich, die Hand in Hand mit hygienischen Aspekten gehen?
 

Einwegprodukte im Gesundheitswesen – eine Problematik, die sich lösen lässt?

© Lesleys OP-HaubenUm die Müllberge im Gesundheitsbereich zu reduzieren, gibt es einige interessante Lösungsansätze. Einer davon ist die Umstellung von Einwegkleidung auf wiederverwendbare medizinische Berufsbekleidung. Diese Veränderung bringt nicht nur ökologische Vorteile mit sich, sondern kann auch ökonomisch sinnvoll sein – wenn sie richtig umgesetzt wird.

Hintergrund: Einwegartikel sind im modernen Gesundheitssystem weit verbreitet und in vielen Bereichen auch nötig. Sie gelten als hygienisch und zeitsparend. Gerade im OP-Bereich und bei infektiösen Patient*innenkontakten ist der Einsatz von Wegwerfkitteln, Einweghosen und Einmal-Hauben Standard. Dabei wird jedoch oft übersehen, dass diese Produkte nicht nur Ressourcen in der Herstellung verbrauchen, sondern auch nach einmaligem Gebrauch entsorgt werden müssen – oft als Sondermüll. Dabei gibt es inzwischen OP-Hauben und andere Kleidungsartikel für den Gesundheitsbereich, die eine adäquate Alternative bilden. 

Lässt sich die Umweltbelastung im Gesundheitsbereich durch Einwegkleidung wirklich reduzieren?

Die ökologische Bilanz von Einwegkleidung ist alarmierend. In der Regel bestehen diverse Kleidungsstücke aus besonderen Kunststoffgemischen. Diese enthalten in der Regel Polypropylen oder Polyester. Obwohl diese Gemische praktisch erscheinen, bergen sie einen nicht unerheblichen Nachteil: Sie sind nicht biologisch abbaubar. Zudem erfordert die Produktion Unmengen an Erdöl, Energie und Wasser. Nach der Verwendung kommt zudem die Ernüchterung: Zahlreiche Artikel landen direkt in der Müllverbrennung oder auf Deponien. Dort setzen sie Treibhausgase frei und belasten nachhaltig das Ökosystem.

Trotz dieser Erkenntnis nutzen viele Institutionen im Gesundheitssektor weiterhin Einwegartikel. Ein häufiges Argument für den Einsatz ist der Schutz vor Infektionen. Vor allem in sensiblen Bereichen wie in der Chirurgie oder der Intensivpflege erscheint der Verzicht auf Einwegartikel auf den ersten Blick undenkbar. Dabei wird jedoch oft übersehen, dass wiederverwendbare medizinische Kleidung bei sachgemäßer Aufbereitung und Reinigung den gleichen Hygienestandards entspricht.

Moderne Textilien und Aufbereitungstechnologien ermöglichen es, Kleidung mehrfach zu verwenden, ohne die Sicherheit für Patient*innen oder Personal zu gefährden. Professionelle Wäschereien, die sich auf Krankenhauswäsche spezialisiert haben, arbeiten mit validierten Verfahren, die Bakterien, Viren und Sporen effektiv entfernen. Dementsprechend steht wiederverwendbare Kleidung Einwegprodukten in puncto Hygiene in nichts nach.

Welche Vorteile hat wiederverwendbare medizinische Berufsbekleidung?

Die Umstellung auf wiederverwendbare Bekleidung bringt zahlreiche Vorteile mit sich, die sowohl aus ökologischer als auch aus ökonomischer Sicht Mehrwert bieten. Wenn sich der Gesundheitsbereich diese Vorteile genauer ansieht, lässt sich die Verwendung von Einwegartikeln reduzieren und ein wertvoller Beitrag für den Umweltschutz erwirken.

Ökologische Vorteile
  • Ressourcenschonung: Wiederverwendbare Kleidung wird in der Regel aus langlebigen Materialien wie Baumwolle, Mischgeweben oder technischen Textilien gefertigt. Diese Stoffe überstehen bis über hundert Waschzyklen und mehr. Demnach lässt sich der Verbrauch von Rohstoffen deutlich reduzieren.
  • Weniger Müll: Im Vergleich zu Einwegkleidung wird mit wiederverwendbaren Produkten weniger Abfall produziert. Ein wiederverwendbarer Kittel kann über Monate oder Jahre hinweg genutzt werden, während für den gleichen Zeitraum Unmengen von Einwegkitteln in den Müll landen.
  • Reduktion des CO2-Fußabdrucks: Wiederverwendbare Kleidung erzeugt trotz Wasch- und Trocknungskosten eine wesentlich geringere CO2-Bilanz als Einwegprodukte. Das spart horrende Kosten ein. 
Ökonomische Vorteile
  • Langfristige Kosteneinsparungen: Zwar ist die Anschaffung wiederverwendbarer Kleidung zunächst teurer als die von Einwegprodukten. Mit der Zeit amortisieren sich jedoch die Aufwendungen. 
  • Geringere Abfallkosten: Die Entsorgung medizinischer Einwegartikel verursacht immense Kosten. Das ist vor allem dann der Fall, wenn sie als infektiöser Abfall klassifiziert werden. Wiederverwendbare Kleidung reduziert die Ausgaben und führt zu deutlichen Einsparungen. 
  • Bessere Planbarkeit: Ein festes Bekleidungssystem mit Waschrücklauf, z.B. über ein Textilservice-Unternehmen, ermöglicht eine effizientere Versorgungssicherheit. Das kann insbesondere in Krisenzeiten wie bei Pandemien von Vorteil sein, wenn es zu Knappheit bei Einwegprodukten kommt.
Tipp: Auch die Zufriedenheit des Personals sollte nicht vernachlässigt werden. Wiederverwendbare Kleidung ist in der Regel qualitativ hochwertiger, atmungsaktiver und angenehmer zu tragen als dünne Einwegtextilien. Das steigert das Wohlbefinden und wirkt sich positiv auf die Arbeitsleistung des Mitarbeiter*innen aus.

Welche Herausforderungen gilt es bei der Umstellung auf wiederverwendbare Berufsbekleidung zu beachten?

Die Umstellung von Einweg- auf Mehrwegkleidung ist mit ein paar Vorkehrungen verbunden. Natürlich gilt es zunächst, die nötigen Hygieneartikel zu planen und die Ausgaben zu überblicken. Ein Umdenken und eine zuverlässige Vorsorge bei den Verantwortlichen gilt daher als essentiell. Doch was ist im Detail zu beachten?

Investitionskosten
Die Anschaffung von wiederverwendbarer Kleidung sowie die Einrichtung eines geeigneten Wäscherei- und Logistiksystems erfordert zunächst finanzielle Mittel. Einrichtungen sollten daher langfristig denken und mögliche Fördermittel oder Partnerschaften mit Textildienstleistern in Betracht ziehen.
 
Organisation
Die Nutzung von Mehrwegtextilien setzt ein funktionierendes System voraus: Abholung, hygienische Reinigung, Rückführung und Lagerhaltung sind bestmöglich zu organisieren. Viele Krankenhäuser arbeiten hier erfolgreich mit externen Dienstleistern zusammen, die auf diesen Bereich spezialisiert sind.
 
Akzeptanz
Für das medizinische Personal gilt es, die Vorteile der neuen Kleidung darzulegen und entsprechende Schulungen anzubieten. Sind sämtliche Beteiligten von der Umstellung in Kenntnis gesetzt, kann die medizinische Berufsbekleidung nachhaltig und erfolgreich genutzt werden.

Zahlreiche Einrichtungen in verschiedenen Ländern haben bereits auf wiederverwendbare Kleidung umstellen können – mit Erfolg! Im deutschsprachigen Raum setzen immer mehr Kliniken auf Textildienstleister, die individuelle Textil- und Reinigungssysteme anbieten. Auch in Skandinavien oder den Niederlanden ist der Umstieg mittlerweile gut angelaufen. Die Ergebnisse sind vielversprechend: Geringes Müllaufkommen, reibungslose Lieferketten und zufriedenere Angestellte sorgen für Zufriedenheit. Dabei ist solide Hygiene gewährleistet, was wiederum Sicherheit im Gesundheitsbereich auf verschiedenen Eben zulässt.
 

Ist Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen wirklich so einfach?

Die Frage, ob wiederverwendbare Kleidung ohne viel Mühe im Gesundheitsbereich eingesetzt werden kann, lässt sich einfach beantworten. Die relevantere Frage lautet: Wie schnell ist eine Umstellung möglich? Es ist absehbar, dass Nachhaltigkeit in Zukunft noch mehr Einfluss in unterschiedlichen Bereichen einnehmen wird. Die Nachfrage nach umweltfreundlichen, sicheren und wirtschaftlichen Lösungen wächst und das sowohl auf Seiten der Träger als auch auf der von Patient*innen.

Die Umstellung von Einweg- auf wiederverwendbare medizinische Berufsbekleidung ist ein klares Statement zur Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen. Jede Aufwendung schont Ressourcen, reduziert Abfall, senkt langfristig Kosten und verbessert die Arbeitsbedingungen des Personals. Dabei ist es nicht nötig, Kompromisse bei der Hygiene einzugehen.

Damit das Vorhaben jedoch gelingt, braucht es ein Quäntchen Mut und Strategien. Auch die Bereitschaft, Investitionen vorzunehmen, spielt keine unerhebliche Rolle. Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen beginnt bereits mit kleinen Entscheidungen wie der Wahl der richtigen Kleidung. Doch gerade diese Entscheidungen haben das Potenzial, einen bedeutenden Unterschied zu machen – für Mensch, Umwelt und kommende Generationen.


     
        
Cover des aktuellen Hefts

forum future economy

forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy.

  • Mit diesem Schritt markiert der Verlag bewusst eine Zeitenwende – hin zu einer Wirtschaft, die Zukunft schafft, statt nur Probleme zu verwalten.
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
09
DEZ
2025
Club of Rome Salon: Building the City of the Future (in English)
Cities, World Expos, and Stakeholders Driving Sustainability
10178 Berlin
Alle Veranstaltungen...
Anzeige

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Pioniere & Visionen

Großzügigkeit und Wohlwollen
Christoph Quarch wünscht sich einen Relaunch des Nikolaus-Festes
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

EMAS-Validierung für ein transparentes, europäisches Umweltmanagement der LaSelva Bio-Feinkost Unternehmensgruppe

Schulen stärken Bildung für nachhaltige Entwicklung

Seit 15 Jahren: faire und umweltbewusste Beschaffung mit dem Kompass Nachhaltigkeit

Blue Green FUTUREventura

Nachhaltigkeit in der Cloud

The GREEN MONARCH Awards 2025 Verleihung in Berlin

forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy

Wie Unternehmen mit regionaler Aufforstung ihre ESG-Ziele stärken

  • NOW Partners Foundation
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • Engagement Global gGmbH
  • circulee GmbH
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW)
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • TÜV SÜD Akademie
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • toom Baumarkt GmbH