Mehr Kreislaufwirtschaft, weniger Kosten für Klima und Unternehmen

Neue WWF-Studie zum Potential der Kreislaufwirtschaft in Deutschland

Wie kann die Industrie klimaneutral und zugleich wettbewerbsfähig werden? Eine neue WWF-Studie zeigt: Technologien der Kreislaufwirtschaft bieten großes Potenzial – werden aber bisher kaum genutzt. 
 © InspirationalStocks, pixabay.com
Technologien zur Kreislaufwirtschaft können die Kosten zur Klimaneutralität in der Grundstoffindustrie um bis zu 45 Prozent senken. Das zeigt eine neue Studie des Beratungsunternehmens Systemiq im Auftrag des WWF Deutschlands. Untersucht wurden zehn ausgewählte Technologien mit Blick auf CO2- und Materialeinsparpotenzial, Wirtschaftlichkeit und Skalierbarkeit – und mit solch hoher Marktreife, dass Produzenten sie heute schon in der energieintensiven Industrie nutzen könnten. Aktuell werden diese Technologien allerdings noch nicht ausreichend eingesetzt.

„Stahl, Chemie und Zement verursachen rund drei Viertel der CO2-Emissionen der Industrie – daher stehen sie besonders im Fokus, wenn es darum geht, diesen Sektor zu dekarbonisieren. Die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energien ist der wirksamste Hebel für eine klimaneutrale Industrie. Unsere Studie zeigt: Werden Kreislaufwirtschaft und CO2-Minderung konsequent zusammengedacht, entsteht ein Win-win-win für unser Klima, unsere Ressourcen und die Unternehmen", sagt Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland.  

Werden weniger Materialien benötigt bzw. teils auch durch andere ersetzt, trägt dies zur Resilienz der Industrie bei, da instabile Lieferketten und schwankende Rohstoffpreise weniger stark ins Gewicht fallen. Würden die vorgestellten Technologien konsequent in der Grundstoffindustrie eingesetzt, könnten Energieabhängigkeiten um bis zu 20 Prozent verringert werden. Mit dem Ausbau von Kreislaufwirtschaftstechnologien kann Deutschland außerdem seine internationale Wettbewerbsfähigkeit ausbauen und neue Exportmärkte schaffen.

„Innovationen für eine nachhaltige Industrie müssen im Kerninteresse der Unternehmen selbst und des Staates liegen. Klima- und Ressourcenschutz tragen aktiv zur Stabilisierung und Unabhängigkeit dieses Sektors bei und können bei den Unternehmen große Kostenersparnisse bringen", sagt Raddatz.

Beispiele für Technologien mit Benefits für die Umwelt sowie für die Unternehmen und den Standort Deutschland sind etwa die Nutzung von Fertigbauteilen, denn modulares Bauen spart Beton. Mit modularem Bau und intelligentem Design lassen sich bis zu 35 Prozent der Emissionen einsparen. Laser können in Stahlschrott Kupferreste finden und entfernen, was die Qualität verbessert. So können mehr als 70 Prozent des heutigen Stahlbedarfs technisch durch recycelten Stahl gedeckt werden. Digitales Tracking hilft, Verpackungen zurückzuverfolgen, sodass sie seltener im Müll landen. Allgemein können Wiederverwendungsmodelle die globale Nachfrage nach Chemikalien bis 2050 in den wichtigsten Kunststoffwertschöpfungsketten – insbesondere für Verpackungen, aber auch Textilien und Automobil – um 12-20 Prozent senken.

Sektorübergreifend empfiehlt sich die verstärkte Nutzung von sogenannten Digital Twins – also die digitale Modellierung von Prozessen, Objekten o.ä., um diese zu testen und zu optimieren. Sie ermöglichen Energie- und Materialeinsparungen von mindestens 20 Prozent.  

Der Bericht zeigt auch deutlich: Jede Technologie bringt eigene Anforderungen, Barrieren und Herausforderungen bei der Umsetzung mit sich. Daher bedarf es gezielte Förderung bestimmter Technologien. „Für ein wettbewerbsfähiges Europa müssen wir jetzt in Technologien investieren, die auf Klimaschutz und die Kreislaufwirtschaft einzahlen", so Raddatz. Zudem braucht es unter anderem einen CO2-Preis mit Lenkungswirkung und eine auf Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft ausgerichtete öffentliche Beschaffung, die Anreize für die Transformation setzen.

Kontakt: WWF, Lea Vranicar | lea.vranicar@wwf.de | wwf.de



     
        
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