Lea Stolley

Innovative Technologie für nachhaltige Stadtentwicklung

Die SmartCity im niedersächsischen Harsefeld ist ein Modellprojekt für nachhaltiges und innovatives Bauen

Die sogenannte SmartCity bietet Antworten auf die drängendsten Fragen der Bauindustrie und soll zeigen wie klimaschonender, klimaangepasster und ressourcensparender Hausbau gelingen kann.
 
SmartCity im niedersächsischen Harsefeld: ein Modellprojekt für nachhaltiges und innovatives Bauen © ViebrockhausIm September 2023 eröffnete die Viebrockhaus AG im niedersächsischen Harsefeld ein Modellprojekt für nachhaltiges und innovatives Bauen: die sogenannte SmartCity. Mit dem Wissen, dass die Baubranche eine der CO2-intensivsten weltweit ist, verfolgt der Massivhausanbieter das Ziel, den Hausbau in Einklang mit dem Klimaschutz zu bringen. Bei der Entwicklung und dem Bau der SmartCity wurden daher Aspekte wie energetische Vernetzung, Flächenversiegelung, Starkregensicherheit und nachhaltige Baustoffe berücksichtigt. Es werden neue Technologien zur Energieeffizienz und Ressourcenschonung erforscht, entwickelt und erprobt. Ein weiteres Ziel der SmartCity ist, die Lebensqualität der Bewohner:innen zu steigern und eine ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltige Kommune zu erschaffen. Der erste Spatenstich für diese Ökosiedlung, die aus 18 Einfamilien- und Doppelhäusern besteht, erfolgte 2021. Alle Gebäude wurden CO2-neutral als Effizienzhäuser der Stufe 40 NH errichtet. Das Projekt wurde auf der 26. UN-Klimakonferenz in Glasgow präsentiert und gilt seitdem als Maßstab für nachhaltige Stadtentwicklung.
 
Autonome Energieversorgung und Vernetzung – die SchwarmCity
© ViebrockhausEin zentrales Merkmal der SmartCity ist die Nutzung erneuerbarer Energien. Jedes Haus verfügt über eine eigene Photovoltaikanlage, deren Solarstrom für Heizung, Warmwasserversorgung, Lüftung und Haushaltsgeräte verwendet wird. Der produzierte Strom wird intelligent zwischen den Häusern verteilt: Was ein Haushalt nicht benötigt, kann ein anderer nutzen. Ergänzend sorgen modernste Batterietechnologien und ein intelligentes Energiemanagement für eine flexible Speicherung des erzeugten Solarstroms. Die autonome Stromversorgung macht die Kommune unabhängig von schwankenden Energiepreisen und krisenfester.
 
Forschungsprojekt EnQuaFlex
So ist die SmartCity auch Forschungsort des von der hochschule 21 in Buxtehude initiierten Forschungsprojekts „Energiewendedienlicher Quartiersbetrieb durch gemeinschaftliche Flexibilitätskoordination" (EnQuaFlex), das in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) aus Freiburg im Breisgau, dem RWTH Aachen Institute for Energy Efficient Buildings and Indoor Climate (EBC) sowie der Synavision GmbH aus Bielefeld durchgeführt wird. Ziel ist, ein ganzheitliches Quartier-Energiemanagementsystem zu entwickeln, zu implementieren und die Ergebnisse auszuwerten.
 
Die SmartCity bietet somit die Möglichkeit, unterschiedliche Anlagetechnologien unter realen Nutzungsbedingungen auf Verteilnetz-, Quartiers- und Hausebene zu betrachten. Entscheidend ist auch die Kopplung von Strom-, Wärme- und Mobilitätssektoren für die Quartiere von morgen. In der SmartCity teilen Photovoltaikanlagen ihre Energie – überschüssiger Strom kann für E-Mobilität genutzt oder ins Netz eingespeist werden. Bidirektionale Ladestationen ermöglichen zudem, dass Elektroautos im Bedarfsfall als Energiespeicher für Häuser dienen.
 
Ressourcenschonender Bau: Materialien und Konzepte
Um den Ressourcenverbrauch zu minimieren, wurden auch bei den Baumaterialien innovative Lösungen umgesetzt. 
  • Recycling und Optimierung: Baumaterialien wie Fensterrahmen werden aus recycelten Kunststoffen und alten Fenstern gefertigt – ein Prozess, der mehrfach wiederholt werden kann.
  • Recycling von Abbruchmaterialien: Ziegel von Abrissobjekten werden gereinigt, sortiert, neu verpackt und wiederverwendet.
  • Begrüntes Steildach: Anstelle klassischer Dachpfannen kommt ein Gründach zum Einsatz, das mit pflegeleichten Sedum-Pflanzen bewachsen wird.
  • Klimaschonende Baustoffe: Die innovative Verwendung von Abfallprodukten wie Kirschkernen aus der Marmeladenproduktion als Brennstoff zur Herstellung von Klinkersteinen reduziert den Bedarf an fossilen Energien. Auch PET-Dämmungen aus recycelten Flaschen ersetzen konventionelle Materialien.
  • Natürliche Kältemittel: Bei den eingesetzten Wärmepumpen wird auf das umweltfreundliche Kältemittel Propan gesetzt, das frei von PFAS ist. 
Klimaschutz durch nachhaltige Stadtplanung – die SchwammCity
Die SmartCity wurde konsequent im Einklang mit dem Klimaschutz realisiert. Aspekte wie Flächenversiegelung, Starkregensicherheit und Biodiversität stehen im Fokus. Die Siedlung ist so gestaltet, dass der ökologische Wert der Fläche trotz Bebauung erhöht wurde. Zisternen in allen Gärten und Dachbegrünungen helfen, Stark­regenereignisse zu bewältigen und die Biodiversität zu fördern. Schon während der Bauzeit haben sogar zahlreiche Schwalben die Siedlung als Lebensraum entdeckt. Das Hochwasserkompetenzzentrum Köln zeichnete die SmartCity mit der Plakette „Klimaangepasste Siedlung" aus.
 
Weiterentwicklung für den sozialen Wohnungsbau
Die intelligente Energienutzung in der SmartCity bildet den Ausgangspunkt für andere Bauprojekte. So wurde auf Basis der in der SmartCity erprobten Innovationen das sog. Power Townhouse entwickelt: ein innovatives Wohnkonzept, das speziell für den sozialen Wohnungsbau sowie nachhaltige Stadtplanung konzipiert wurde und alle nachhaltigen und energetischen Neuerungen der SmartCity enthält. Das Power Townhouse kann durch serielle Bauweise besonders kosteneffizient realisiert werden. Dank der modularen Konstruktion lassen sich diese Häuser schnell und in hoher Stückzahl errichten, was sie zu einer idealen Lösung für den sozialen Wohnungsbau macht. Gleichzeitig reduziert sich der Planungs- und Genehmigungsaufwand für einzelne Bauprojekte z.B. durch eine Serienzertifizierung erheblich, was die Umsetzung großer Wohnquartiere erleichtert.
 
Das Konzept ist speziell darauf ausgelegt, flexiblen und erschwinglichen Wohnraum in urbanen Gebieten zu schaffen. Gleichzeitig erfüllt es die hohen Anforderungen an soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit und leistet so einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung zukunftsfähiger Quartiere. 
 
Sarah Lea Stolley ist Senior Communication Managerin bei der Viebrockhaus AG und seit 2006 im Unternehmen tätig. Sie ist in Kooperation mit den Projektpartnern für die Öffentlichkeitsarbeit der Nachhaltigkeitsprojekte Viebrockhaus SmartCity und Viebrockhaus Power Townhouses zuständig.

Quelle: BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften

Dieser Artikel ist in forum 03/2025 - Der Wert der Böden erschienen.



     
        
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