12 Jahre nach Rana Plaza

Gewerkschafter in Bangladesch inhaftiert, Lieferkettengesetz vor der Abschwächung

Anlässlich des 12. Jahrestag der Fabrikkatastrophe von Rana Plaza warnt das entwicklungspolitische INKOTA-netzwerk vor gravierenden Rückschritten bei Arbeitsrechten: Während in Bangladesch Gewerkschaftsführer gewaltsam verfolgt werden, plant die kommende Bundesregierung eine Schwächung des Lieferkettengesetzes.
 
Die Planungen der kommenden Bundesregierung, das deutsche Lieferkettengesetz zu verwässern, sind ein verheerendes Signal an all jene, die sich für Arbeitsrechte einsetzen und die unter menschenunwürdigen Bedingungen für deutsche Unternehmen produzieren. © Tom Fisk; pexels"Die Verhaftung von Gewerkschaftern in Bangladesch und die brutale Gewalt gegen diese offenbart, dass trotz aller Versprechen nach Rana Plaza der Kampf für die Menschenrechte bei der Arbeit noch immer lebensgefährlich ist", erklärt Berndt Hinzmann, Referent für Wirtschaft und Menschenrechte bei INKOTA. "Gleichzeitig plant die kommende Bundesregierung, das deutsche Lieferkettengesetz zu verwässern - ein verheerendes Signal an all jene, die sich für Arbeitsrechte einsetzen und die unter menschenunwürdigen Bedingungen für deutsche Unternehmen produzieren."

Im März 2025 wurden mehrere Gewerkschaftsführer in Bangladesch ohne Anklage und unter falschen Anschuldigungen verhaftet. Laut Informationen der National Garment Workers Federation (NGWF) wurden am 12. März 2025 der NGWF-Generalsekretär Md. Kabir Hossain sowie die Gewerkschaftsführer Khairuzzaman Sabuj und Nur Habib von Polizei und einem Schlägertrupp des Fabrikmanagements nachts im Gewerkschaftsbüro überfallen und festgenommen. Zuvor hatten Arbeiterinnen und Arbeiter gegen ausstehende Lohnzahlungen und illegale Kündigungen in der Textilfabrik protestiert.

"Die gewaltsame Unterdrückung von Gewerkschaften ist Realität in Ländern und Fabriken, die auch für deutsche Unternehmen produzieren", betont Berndt Hinzmann. Öffentlich zugänglichen Informationen zufolge unterhält die AJI Group/AJI Apparels Industry Ltd., zu der Polo Composite Knit Industry Ltd. gehört, Geschäftsbeziehungen zu bekannten Marken wie Kappa und zu Lidl - zwei Unternehmen, die dem Lieferkettengesetz unterliegen - sowie Carrefour S.A.

Der Fall zeigt exemplarisch die Probleme bei der Umsetzung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten.

Lieferkettengesetz in Gefahr
Die kommende Bundesregierung plant eine signifikante Abschwächung des deutschen Lieferkettengesetzes inklusive Aussetzens der Berichtspflichten und Sanktionen. "Diese Änderungen würden das Gesetz de facto wirkungslos machen", warnt Berndt Hinzmann. "Die Folgen sehen wir jetzt in Bangladesch: Wenn Unternehmen nicht genötigt sind strukturelle Risiken in Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und Zivilgesellschaft zu beseitigen, ist dies ein Freiraum für gravierende Menschenrechtsverletzungen. Zwölf Jahre nach Rana Plaza darf der wichtige Fortschritt - die rechtliche Verpflichtung von Unternehmen dem Einhalten von Menschenrechten - nicht wieder zurückgedreht werden."

Gemeinsam mit den Organisationen Femnet, hej!support und Südwind veröffentlicht INKOTA auf der Website textile-incidents.info Menschenrechtsverletzungen und negative Auswirkungen auf Gesundheit der Beschäftigten und die Umwelt.

Am 24. April 2013 stürzte das Rana Plaza-Gebäude in Dhaka, Bangladesch, ein. 1.134 Menschen, überwiegend Textilarbeiterinnen, starben. Über 2.500 Menschen wurden verletzt. Die Katastrophe wurde zum Symbol für die tödlichen Auswirkungen unverantwortlicher globaler Lieferketten in der Textilindustrie und führte zur Gründung Internationalen ACCORD, dem Abkommen für mehr Sicherheit in Textilfabriken, der Gründung des Textilbündnis und zur Verabschiedung des Lieferkettengesetz. Die Freiwilligkeit und Beliebigkeit von Sorgfaltspflichten konnte Katastrophen wie Rana Plaza nicht verhindern und kann auch nicht aktuelle Menschenrechtsverletzungen, wie die brutalen Übergriffe auf Menschen, die sich für Rechte ihrer Kollegen einsetzen.

Weitere Informationen
Mehr zum Fall von Md. Kabir Hossain

Kontakt: INKOTA-netzwerk e.V., Berndt Hinzmann | hinzmann@inkota.de | www.inkota.de



     
        
Cover des aktuellen Hefts

forum future economy

forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy.

  • Zukunft bauen
  • Frieden kultivieren
  • Moor rockt!
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
17
DEZ
2025
Lunch & Learn: Geschichten & Inspirationen zum Mitmachen
Impulse: Katrin Hansmeier, Basil Merk, Tina Teucher
online
17
JAN
2026
INNATEX
Internationale Fachmesse für nachhaltige Textilien
65719 Hofheim-Wallau
05
FEB
2026
Konferenz des guten Wirtschaftens 2026
Veränderung willkommen? Wie Wandel gelingen kann
90475 Nürnberg
Alle Veranstaltungen...
Anzeige

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Digitalisierung

Smartphones und Philosophie
Werden Handy-Verbote in Schulen und Altersgrenze bei Social Media Nutzung die Probleme lösen?
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

Nachhaltig Weihnachten feiern

Bau Innovativ 2026: Zukunft bauen – nachhaltig, digital, innovativ

FNG-Siegel: 25 Fonds der Erste Asset Management mit Bestnote ausgezeichnet

Vom Öko-Pionier zum chinesischen Familienalltag: SODASAN und Stakunft Home gestalten nachhaltiges Wohnen

So klappt's mit den Weihnachtsgeschenken – ohne Stress und Schulden

Deutschland hat kein Geldproblem, Deutschland hat ein Skill-Problem

Zuversicht und Inspiration schenken

Renexpo – Connect Energies, 19./20. März 2026 in Salzburg

  • Global Nature Fund (GNF)
  • Engagement Global gGmbH
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • NOW Partners Foundation
  • circulee GmbH
  • Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW)
  • TÜV SÜD Akademie
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • toom Baumarkt GmbH
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG