Wirtschaft | Führung & Personal, 01.03.2025
Vom Müssen zum Wollen
Nachhaltigkeit im Unternehmen erlebbar machen
Viele Unternehmen haben sich bereits für einen Kulturwandel entschieden und möchten ihren Geschäftsbetrieb nachhaltig ausrichten. Die Mitarbeitenden spielen eine wesentliche Rolle bei der Transformation und authentischen Verankerung von Nachhaltigkeit in der DNA ihres Unternehmens. Aber warum werden sie dann so wenig in den Prozess involviert? Das geht auch anders!

Top Management und Führungskräfte von Unternehmen sehen immer häufiger, dass Nachhaltigkeit eine große Bedeutung für ihren Unternehmenserfolg hat und langfristig den Unternehmenswert steigert. Sie sind sich zunehmend ihrer Verantwortung und der Notwendigkeit bewusst, ihre Geschäftsmodelle zukunftsfähig aufzustellen.
Ob die Entscheidung zum Wandel als Zwang empfunden wird, oder ob sie eher bewusst gewählte, freiwillige Selbstverpflichtung ist, spielt eine bedeutende Rolle bei der Frage, wie das Strategieprojekt der Geschäftsführung zum Mitarbeiterprojekt werden kann.
Laut einer Umfrage der Unternehmens- und Personalberatung Russell Reynolds unter Führungskräften und Mitarbeitenden in 105 Ländern ist nämlich „die Kluft zwischen Mitarbeitern und Arbeitgebern beim Thema Nachhaltigkeit gerade in Deutschland besonders groß". Wie kann diese Kluft überwunden werden?
Arbeitgeberattraktivität funktioniert bottom-up!
Nachhaltiges Handeln spielt mittelfristig eine wesentliche Rolle im Unternehmen. Das sehen viele Mitarbeitende ebenso, sofern sie ihren persönlichen Lifestyle bereits nachhaltig ausgerichtet haben. Oftmals vermissen sie jedoch den ehrlich gemeinten Kulturwandel in ihrem Unternehmen oder werden erst gar nicht in den Prozess eingebunden. Doch jetzt spielt ihnen die aktuelle Entwicklung vom Arbeitgebermarkt hin zum Arbeitnehmermarkt in die Hände. Sie können sich zukunftsfähige, verantwortungsvolle Unternehmen aussuchen.
Nachhaltigkeit funktioniert top-down?
Inzwischen existieren auf dem Markt zahlreiche spezialisierte Agenturen und Beratungsfirmen, die Unternehmen bei der Nachhaltigkeitstransformation unterstützen. Sie helfen, den Prozess fachlich professionell aufzustellen und v.a. der umfassenden Regulatorik gerecht zu werden. Auffallend ist allerdings, dass dieser Veränderungsprozess in der Regel top-down und meist auf rein theoretischer Ebene stattfindet. Das bedeutet, der Prozess wird den Mitarbeitenden einfach übergestülpt; er durchdringt nicht alle Abteilungen und stößt mitunter auf wenig Akzeptanz und Verständnis bei den Angestellten.Auch die herkömmliche Herangehensweise, über beschlossene Nachhaltigkeitsmaßnahmen lediglich zu informieren, statt alle Mitarbeitenden frühzeitig aktiv einzubinden, lässt wenig Spielraum zum Mitgestalten. Frontale Präsentationen von autorisierten Experten oder rein theoretische Schulungen führen daher verständlicherweise eher zu Desinteresse, Fremdbestimmtheit und fehlender Motivation.
Das ist eine vertane Chance. Die New-Work-Bewegung hat da ganz andere Ansprüche und Ansätze. Hier rückt nämlich das zunehmende Bedürfnis der Mitarbeitenden nach dem Purpose und nach sinnstiftender, selbstbestimmter Tätigkeit in den Fokus. Nachhaltigkeit als Querschnittsaufgabe wird somit zum wichtigen Kernthema – insbesondere auch für die HR-Abteilungen.
„Nachhaltigkeit mit Leidenschaft erleben und erfahren hilft, Hindernisse und Widerstände zu überwinden.”
Erlebnisorientierte Workshops als Schlüssel zur Mitarbeiterbindung
Wie können Unternehmen nun ihre Belegschaft für den Transformationsprozess begeistern, ihre Leidenschaft und ihr Engagement wecken? Die Erfahrungen aus der Live-Kommunikation, deren Ziel es ist zu emotionalisieren, zeigen den Weg: Events, Incentives, persönliche Begegnungen – kurz, die Kombination aus Seriosität, Erleben, Leidenschaft und Spaß hinterlassen erfahrungsgemäß tiefere Spuren. Warum also nicht ohnehin stattfindende Incentives, Teambuilding-Events und Führungskräfteworkshops thematisch aufladen und als Infotainment in eine sinnvolle, wertstiftende und effiziente Verquickung von Nachhaltigkeit mit Elementen der Unterhaltung umwandeln? Nachhaltigkeit darf nämlich auch Spaß machen!
Mithilfe agiler Coaching-Methoden und insbesondere durch praktische Erfahrungen wird bei erlebnisorientierten Workshops ein tieferes Bewusstsein geprägt: beispielsweise kann im Rahmen von gemeinsamen Koch-Sessions über die Herausforderungen von Landwirtschaftsbetrieben diskutiert werden. Die reine Essenszubereitung gewinnt neue Dimensionen, wenn man sich intensiv und umfassend mit ihren Auswirkungen beschäftigt: von den Rohstoffen über den Anbau, Wasserverbrauch, Düngemittel, Transportwege, Kennzeichnungspflicht, Gesundheit, Ernährung, Food Waste, Preisgestaltung etc. – alles unerschöpfliche Themen, die Awareness für scheinbar Selbstverständliches schaffen kann. Mitarbeitende werden so mit dem ganzheitlichen Kopf-Herz-Hand-Prinzip spielerisch und mit Leichtigkeit an unternehmensrelevante, komplexe und drängende Themen herangeführt und damit Teil der Lösung. Sie sind sensibilisiert und erkennen, wie sie selbst einen positiven Beitrag leisten und ins Handeln kommen können. Solche Teambuildingmaßnahmen sind beliebte Motivationstreiber und zudem überzeugende Employer Branding Tools. Sie stärken nachweislich die Identifikation mit ihrer Arbeitswelt, sorgen für ein positives Wir-Gefühl und für ehrliche Loyalität dem Unternehmen gegenüber.
Nachhaltigkeit geht alle an und führt nur gemeinsam zum Erfolg
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Starkes Teambuilding für nachhaltigen Wandel
Erlebnisorientierte Workshops in der Natur berühren die Teilnehmenden in besonderem Maße. Ergänzend gibt es weitere Möglichkeiten der aktiven Einbindung von Mitarbeitenden in den nachhaltigen Transformationsprozess von Unternehmen und Organisationen, die auf eine selbstbestimmte Wirkkraft der Mitarbeitenden abzielen und zu deren Integration und Begeisterung für das Thema beitragen. Hier einige Beispiele:
Goals Connect e.V. bietet Workshops und Beratung für eine Unternehmenskultur der Nachhaltigkeit an – zum Beispiel das Green-Team-Programm, das zum Ziel hat, mit den Mitarbeitenden den Alltag in ihren Institutionen nachhaltig zu gestalten und sie auf diesem Weg zu begleiten. www.goalsconnect.org
SUSTAYN ist eine App, die durch Wissensvermittlung, Gamification, Mitbestimmung und Ideenmanagement Mitarbeitenden hilft, nachhaltig zu handeln und gemeinsam Nachhaltigkeit im Unternehmen zu gestalten.
sustayn.de Synergie Zukunft GmbH bezeichnet mit „Valuetainment" vielfältige Veranstaltungs- und Medienformate, die durch kreatives Entwickeln nachhaltig berühren und Wertschätzung, Achtsamkeit und Aktivismus als mächtigen Treiber in den Mittelpunkt stellen.
Seedlings.green – Workshops für alle, die Nachhaltigkeit ganzheitlich im Unternehmen verankern wollen. Teambuilding durch Trainings, Workshops, Prozessbegleitung für Nachhaltigkeit.
seedlings.green HR4green – Beratung und Begleitung für eine HR-getriebene Transformation. Hier gilt es, Nachhaltigkeit in die gesamte Organisationskultur einzubringen. www.hr4green.com |
Um ein breites Spektrum an Erfahrungen und Kompetenzen der Belegschaft abzubilden und gegenseitiges Verständnis für die jeweiligen Aufgabengebiete und Verantwortlichkeiten zu wecken, sind kleine, möglichst disziplin-, hierarchie- und generationenübergreifende Teams sinnvoll. Das ist eine eher ungewöhnliche Konstellation, ermöglicht jedoch einen dynamischen Prozess, der Vertrauen und Vertrautheit schafft und den Gemeinsinn stärkt. Die Teilnehmenden können im geschützten Raum ihre emotionale Befindlichkeit ausleben und ihre Ideen und Bedenken frei äußern. Sie werden zu begeisterten Vorreitern und überzeugten Botschafter*innen der gemeinsamen Sache.
Professionelle Coaches können die Teams mit ihrer Fachexpertise durch den Prozess steuern. Sie helfen, eine Maßnahmen-Agenda zu erstellen, die das Erlebte und Erarbeitete dokumentiert und den Transfer der Ergebnisse in den Unternehmensalltag gewährleistet.
Von der Natur lernen
Auch die Wahl eines besonderen Rückzugsortes spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle und weckt positive Emotionen. Abseits der Alltagsroutine und vor allem naturverbunden, fokussiert man sich auf das Wesentliche. Die Teilnehmenden lernen von der Natur, beobachten deren Verletzlichkeit und gleichzeitige Regenerationsfähigkeit, und erfahren ihre eigene Wirkungskraft. Sie entdecken und erleben mit allen Sinnen, kommen zur Ruhe und erfahren durch den Perspektivwechsel „echtes" Leben. Diese besondere, Vertrauen und Dialog fördernde Atmosphäre steigert die Kreativität und Wahrnehmungsfähigkeit.
So kann der Bottom-up-Prozess gelingen
Nachhaltigkeit mit Leidenschaft erleben und erfahren hilft, Hindernisse und Widerstände zu überwinden. Wenn Unternehmen es schaffen, bei aller Last und Komplexität des Themas, vom Müssen zum Wollen zu kommen und das Potenzial der Mitarbeitenden wertzuschätzen, kann die Vermittlungskluft zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmenden überwunden werden. Die intrinsische Motivation jedes Einzelnen zahlt dann in das Gelingen des anspruchsvollen Transformationsprozesses ein.
Ehrliche und transparente Kommunikation und eine offene Dialog- und Feedbackkultur schaffen Vertrauen; regelmäßige Review-Meetings und ein gemeinsamer kontinuierlicher Austausch über die Ziele und Fortschritte des Unternehmens zeigen, dass man es ernst meint. Aber auch das Einrichten von ausreichend Zeit und Budget ist ein Zeichen für die hohe Priorität des Vorhabens. Nachhaltigkeit gehört demnach als Querschnittsaufgabe fest in die Unternehmensorganisation. Denn Nachhaltigkeit ist unternehmenswert und wird damit zum Unternehmenswert.
Christiane Dunsbach ist seit über 30 Jahren in der Live-Kommunikation tätig, deren Ziel die Emotionalisierung von Marken und Botschaften ist. Nachhaltigkeit darf Spaß machen, sollte begeistern und zum gelebten Selbstverständnis für Unternehmen und Mitarbeitende werden. Dies hat sie sich mit ECOTRAINMENT zur Aufgabe gemacht. www.ecotrainment.de
Dieser Artikel ist in forum 02/2025 - Save the Ocean erschienen.
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