Neu denken, ausprobieren, nachjustieren

Carola von Peinen, Gründerin von Talents4Good, im forum-Interview

Sie ist eine der Vorreiterinnen, die für unternehmerische Verantwortung und ein enkeltaugliches Wirtschaften stehen: Carola von Peinen. Wir sprachen mit ihr über ihr Unternehmen und ihre Visionen.
 
Liebe Carola, wie lautet Deine Vision einer Wirtschaft von morgen?
Carola von Peinen © Leonie LorenzWenn ich in die Zukunft blicke, dann sehe ich eine Gesellschaft, die es geschafft hat, die menschlichen Bedürfnisse aber auch die effiziente Nutzung von natürlichen Ressourcen und den wirtschaftlichen Wohlstand wieder in Einklang zu bringen. Ich bin davon überzeugt, dass dadurch die Wirtschaft wieder florieren und sehr innovationskräftig sein wird. Und dass wir Menschen dadurch einer inneren Ruhe und Leichtigkeit näherkommen, nach der viele sich sehnen.
Wie arbeiten, wie leben wir dann, wenn wir das erreicht haben?
 
Ich glaube es geht dabei nicht nur um die Transformation der Wirtschaft, sondern um eine Verschiebung von Werten und Prioritäten. Mein Gefühl ist, dass da eine Zeitenwende größeren Ausmaßes auf uns zukommt. Was die Arbeitswelt in Deutschland betrifft, glaube ich, dass Arbeit flexibler wird und sich wieder mehr an die Bedürfnisse der Menschen anpassen wird. Dadurch kann sich ein neues Stadt-Land-Gefüge ergeben. Persönlich möchte ich einen Beitrag dazu leisten, dass wir Menschen uns immer mehr in unserer Einzigartigkeit zeigen und akzeptieren.
 
Wie es in anderen Regionen der Welt aussehen wird, kann ich schwer einschätzen. Dass Arbeit einen Sinn ergeben muss, ist ein Thema, das wir primär in Regionen der westlichen Welt sehen, in anderen Regionen geht es bei Arbeit erst einmal darum, überhaupt eine zu haben oder die gesundheitlichen Arbeitsbedingungen zu verbessern. Das ist schwer zu vergleichen.
 
Was macht Talents4Good?
Wir haben Talents4Good vor etwas mehr als zehn Jahren gegründet, weil wir  Organisationen und Unternehmen stärken wollten, die unsere Welt ein Stückchen besser machen wollen. Konkret suchen und finden wir passenden Kandidat*innen für deren Vakanzen, beraten zu wichtigen Zukunftsthemen wie New Work oder Diversität und begleiten in Veränderungsprozessen.
Zudem beraten und begleiten wir Menschen, die einen Job mit Sinn – neudeutsch „Purpose" – suchen. Denn wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, dass Profitabilität, Ökologie und Menschlichkeit gleichberechtigte Zielsetzungen in der Wirtschaft und Arbeitswelt werden.
 
Was sind Talents4Good?
Wenn wir von „Talenten" sprechen, dann meinen wir damit die Person, die am besten für die entsprechende Stelle geeignet ist. Also Expert*innen, Fach- und Führungskräfte, Geschäftsführungen und Vorständ*innen. Das können natürlich auch Berufseinsteiger*innen sein. Aktuell vermitteln wir aber tatsächlich vor allem Menschen mit Berufserfahrung. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels richten wir unser Augenmerk auch immer häufiger auf Menschen, die nach mehr Purpose in ihrer Arbeit suchen, denn diese sind häufig sehr gut ausgebildet und besonders motiviert. Wenn dann auch noch die Werte übereinstimmen, dann stehen die Chancen für eine Vermittlung an einen unserer Auftraggeber gut.
 
Wer sucht Talents4Good?
Wir arbeiten für schlagkräftige NGOs, Vorreiter der Biobranche, Social Entrepreneurs, innovative Stiftungen und traditionelle soziale Organisationen – also mit all jenen, denen das Gemeinwohl wichtiger ist als der Profit und die mit unternehmerischem Engagement für eine bessere Welt einstehen. Dabei spielt für uns Non- oder For-Profit keine Rolle. Was zählt, ist die Einstellung und die Ziele der Organisation.
 
Wie kann man den Zeiten des Wandels begegnen?
Meiner Meinung nach nur mit Innovationen und ganz viel „Trial and Error". Und mit Offenheit für andere Meinungen, Perspektiven und Ansätze. Am liebsten spielerisch, mit Leichtigkeit und Humor.
 
Welche Leuchttürme des Wandels gibt es?
Da lohnt ein Blick zu den Mitgliedsunternehmen der progressiven Wirtschaftsverbände: Beim SEND e.V. finden sich Unternehmer*innen, die soziale Probleme auf innovative UND unternehmerische Art lösen. Bei der Gemeinwohlökonomie (GWÖ) beschäftigen sich Unternehmen damit, wie sie ihr Unternehmen so führen, dass es vor allem dem Gemeinwohl dient und Geld Mittel zum Zweck, aber nicht das Ziel ist. Im Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW e.V.) finden sich Pioniere der Nachhaltigkeit, die schon vor 30 Jahren angefangen haben, im Einklang mit der Natur zu wirtschaften genauso wie junge Start-Ups, die erst vor einigen Jahren gegründet wurden und dasselbe Ziel verfolgen.  
 
Und was kann man von Dir lernen?
Ressourceneffizienz, Produktion auf Basis erneuerbarer Energien, vermieten statt verkaufen, Erfahrung mit transparenten Lieferketten oder Reporting nicht bilanzieller Themen – um nur ein paar zu nennen… Eine spannende Entwicklung ist auch das Unternehmen in Verantwortungseigentum, das aus meiner Sicht die Verschiebung bei den Prioritäten und Werten belegt, die ich eingangs im Kontext der Zeitenwende beschrieben habe. Hier geht es darum, die Eigentumsverhältnisse rund um ein Unternehmen komplett neu zu denken. Nicht Gründer, Erben oder Investoren sollen Eigentümer sein, sondern diejenigen Menschen, die im Unternehmen arbeiten, egal in welcher Rolle sie ansonsten sind. Trotzdem soll natürlich das Risiko, das Gründer oder Investoren beim Start und der Finanzierung des Unternehmens eingehen, mitbedacht werden. Hier wird der Experimentierraum deutlich. Neu denken, ausprobieren, nachjustieren …. Solange, bis es sich passend für die heutige Zeit anfühlt.
 
Carola von Peinen ist Gründerin von Talents4Good, ist Vorständin beim Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V., sowie Mitglied im Präsidium der IHK München/Obb. und im Mittelstandsbeirat des BMWK.

Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 06.07.2023

     
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