Unabhängigkeit durch Autarkie

Perspektiven für Unternehmen

Schon seit Jahren gibt es auf unterschiedlichsten Ebenen Bestrebungen, fossile Energieträger aus Gründen des Umwelt- und Klimaschutzes durch erneuerbare Energiequellen zu ersetzen. Spätestens seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine Ende Februar 2022 rückt jedoch noch ein weiterer Grund immer stärker in den Fokus: Die vom Krieg und den damit verbundenen Sanktionen ausgelösten Instabilitäten in den globalen Energiemärkten haben deutlich gemacht, dass es nicht nur des Klimas wegen sinnvoll ist, sich bei der Energieversorgung von angestammten Erdöl- und Erdgaslieferanten zu lösen und einseitige Abhängigkeiten zu vermeiden. Vor allem für Unternehmen, die bei ihrer Tätigkeit auf energieintensive Produktionsprozesse angewiesen sind, können Engpässe bei der Energieversorgung oder drastisch steigende Energiepreise schnell zu einer existenziellen Bedrohung werden. Aber wie sieht es mit den Rahmenbedingungen für Unternehmen in Deutschland und Österreich aus, welche alternativen Energiemöglichkeiten gibt es und welche Förderungen bieten sich an?

Eine Reihe an Vorteilen 

Zusammengefasst lässt sich feststellen: Aufgrund der aktuellen Entwicklungen gewinnt die Idee des autarken Unternehmens immer mehr an Attraktivität und Bedeutung. Denn je weniger ein Betrieb von externer Energieversorgung abhängig ist, desto besser – und zwar in mehrfacher Hinsicht. Zum einen kann Autarkie politische Freiheit sichern. Das heißt: Wer seine Energie regenerativ selbst erzeugt, ist nicht mehr länger von unsicheren und zunehmend teuren Lieferketten abhängig. Werden darüber hinaus erneuerbare Energien genutzt, um Autarkie zu erreichen, so ist dies zudem aus ökologischer und klimatischer Sicht weitaus nachhaltiger als eine Energieversorgung, die auf fossilen Energieträgern basiert. Und auch die Nachhaltigkeit im sozialen und wirtschaftlichen Sinn wird gestärkt, wenn die Profitabilität eines Unternehmens sowie die Sicherheit seiner Arbeitsplätze weniger durch Energiekrisen gefährdet werden. 
 

Autarkie wird zum Erfolgsfaktor im Wettbewerb

Inzwischen gibt es bereits einige Unternehmen in Deutschland und Österreich, die auf eine möglichst autarke Energieversorgung umgestellt haben, oder dies gerade umsetzen. Sie haben erkannt, dass Autarkie immer mehr zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor wird – sowohl im Wettbewerb mit anderen Unternehmen als auch im Hinblick auf die langfristige Sicherung der eigenen Existenz. Im privaten Bereich spielt die Eigenversorgung mit Energie ebenfalls eine zunehmende Rolle. Hier steht ebenso die Unabhängigkeit von externen Versorgern im Vordergrund. Außerdem möchten viele Privatpersonen nicht mehr der Willkür der Energiemärkte bei der Preisgestaltung ausgesetzt sein. Auch im öffentlichen Wesen, beispielsweise in der Stadtplanung oder bei unterschiedlichsten Bauprojekten, wird inzwischen immer häufiger über das Thema Autarkie nachgedacht. 

Alternative Energiequellen nutzen 

© Los Muertos Crew, pexels.comDoch zurück zum Unternehmensbereich: Ob eine Strom-Autarkie möglich und auch sinnvoll ist, hängt zunächst von der Branche ab, in der eine Firma tätig ist. So wird es etwa für eine kleine Tischlerei oder eine Kreativagentur weitaus einfacher sein, unabhängig von den gewohnten Stromanbietern zu werden, als beispielsweise für einen großen Stahlkonzern. Ganz grundsätzlich gilt: Wer die eigenen Einsparpotentiale aufdecken möchte sowie die Möglichkeiten zur Erreichung von Autarkie ausloten will, sollte im ersten Schritt eine Energieberatung in Anspruch nehmen. Hierbei nehmen unabhängige Berater alle Parameter unter die Lupe und können das Unternehmen auch bis zur Umsetzung begleiten. Viele Unternehmer entscheiden sich dann für eine der drei Energieoptionen: 
  • Photovoltaik: Die Sonne als Energielieferanten zu nutzen, das geht nicht nur in mediterranen Gefilden. Auch in Österreich oder Deutschland reichen die jährlich produzierten Kilowattstunden aus, um im Schnitt einen Ein-Personen-Haushalt ein ganzes Jahr lang mit Strom zu versorgen. Wer als Unternehmen davon profitieren möchte, benötigt also in erster Linie eine ausreichend große Dach- bzw. Freifläche, damit eine Photovoltaik-Anlage betrieben werden kann. Doch Achtung: Im Winter reduziert sich die Strahlungsleistung der Sonne und das Licht ist weitaus diffuser. Die Folge: In der kalten Jahreszeit werden durchschnittlich nur 30 bis 35 Prozent des  Jahresertrags einer PV-Anlage erzielt. Dies gilt es einzukalkulieren. Außerdem ist ein Stromspeicher praktisch, der nicht verbrauchten Strom für einen späteren Zeitpunkt nutzbar macht. Übrigens: Je größer die Speicherkapazität, desto günstiger wird dies pro Kilowattstunde.

  • Blockheizkraftwerke: Ebenso bieten sich Blockheizkraftwerke an. Dabei kommt das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung zum Einsatz. Das heißt, diese kleinen Kraftwerke stellen elektrische Energie oder Nutzwärme beispielsweise mithilfe von Verbrennungsmotoren oder Brennstoffzellen her. Der Nachteil: Hierbei kann nicht auf kostenlose Sonnen- oder Windenergie zurückgegriffen werden. Der Vorteil: Die erzeugte Wärme sowie der Strom können vor Ort genutzt werden. Bei modernen Brennstoffzellen entstehen auch keine Stickstoff- oder Schwefeloxide mehr und nicht gebrauchter Strom kann gegen eine Vergütung ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden.

  • © pixabay, pexels.comWindräder: Weitaus seltener greifen Unternehmen auf Windräder zurück. Und hierbei gibt die Größe vielfach die Rahmenbedingungen vor, denn je größer die Windräder sind, desto umfassender müssen auch die Freiflächen sein, auf denen sie errichtet werden. Ebenso steigt damit meist der bürokratische Aufwand. Doch auch hierbei bleibt die Zeit nicht stehen, sodass speziell in den letzten Jahren kleinere Windräder konzipiert wurden, die auch in urbanen Gebieten oder im Baukastensystem montiert werden können. Essenziell auch hier: der Stromspeicher. Und: Windräder können mitunter mit PV-Anlagen kombiniert werden.

Voraussetzungen besser als gedacht

Ganz allgemein lässt sich feststellen: Die Voraussetzungen für eine weitgehend oder sogar vollständig autarke Energieversorgung sind in vielen Betrieben besser als oftmals angenommen. So verfügen beispielsweise typische Unternehmensimmobilien wie Lagerhallen, Logistikzentren oder Werkhallen im Vergleich zu Wohnbauten über deutlich größere Dachflächen, die etwa für die Installation von Photovoltaikanlagen genutzt werden können. Auch kleinere Windkraftanlagen lassen sich auf vielen Betriebsgeländen betreiben. Wer sich profunder mit dem Thema auseinandersetzen möchte: Verschiedene öffentliche Institutionen – wie zum Beispiel das deutsche Bundeswirtschaftsministerium – stellen Informationen zum Thema Energie- und Ressourceneffizienz bereit und unterstützen Projekte auf verschiedene Art und Weise. Auch in Österreich gibt es nicht nur Broschüren zum Thema „Energieeffizienz – Tipps für Unternehmen", sondern auch vielfältige Beratungsangebote.

Förderungen für zukunftsträchtige Energieprojekte

Durch einschlägige Förderprogramme für Unternehmen werden übrigens nicht nur Investitionen, etwa in Windkraft- oder Solaranlagen, bezuschusst – auch die Inanspruchnahme einer umfassenden Beratung zum Thema Energieeffizienz kann mitunter gefördert werden. In Österreich gibt es eine Reihe an Förderungen im Sinne des Klimaschutzes – darunter auch für Unternehmer. Neu ist auch ein Förderprogramm speziell für land- und forstwirtschaftliche Betriebe: Dabei fördert der Klima- und Energiefonds Interessierte ganz gezielt auf ihrem Weg hin zu einem höheren Eigenversorgungsgrad. In Summe stehen dafür bis zu 100 Millionen Euro zur Verfügung. Wie bei allen Förderprogrammen gilt jedoch auch hier, dass eine frühzeitige Beantragung zu empfehlen ist. Denn längst hat sich herumgesprochen, dass Autarkie mehr ist als eine originelle Idee für maximale Unabhängigkeit und günstige Kosten im Freizeitsektor (Stichwort Wohnmobilurlaub). Dementsprechend nimmt auch das Interesse an der Inanspruchnahme von Fördermitteln immer weiter zu.

Technik | Energie, 13.03.2023

     
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