Treibt die Industrie die Politik?

Der lokalen Wertschöpfung kann eine Schlüsselrolle bei Klimazielen zukommen

Führt eine starke Industrie für erneuerbare Energien zu einer ehrgeizigeren Politik für erneuerbare Energien? Wissenschaftlerinnen des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) kommen zu dem Schluss: Ja, Länder mit sauberen Energieindustrien steigern ihre Ambitionen in den folgenden Jahren. Daher sollten Regierungen bei ihrem Politikdesign berücksichtigen, wie sich Risiken und Vorteile der Energiewende verteilen. Denn die lokale Wertschöpfung kann eine Schlüsselkomponente sein beim Verfolgen ehrgeizigerer Ziele im Einklang mit dem 1,5°C-Ziel des Pariser Abkommens.

Warum die Integration von Wertschöpfungsketten im Bereich der sauberen Energien für politische Ziele wichtig ist
Eine starke Industrie für erneuerbare Energien führt zu einer ehrgeizigeren Politik für erneuerbare Energien. © matthiasboeckel, pixabay.comIn ihrer Studie stellten die IASS-Forscherinnen Laima Eicke und Silvia Weko die Hypothese auf, dass eine stärkere Beteiligung der Wertschöpfungskette in der Branche für erneuerbare Energien zu einer ehrgeizigeren Politik für erneuerbare Energien führt. Dies lässt sich dadurch erklären, dass positive Rückkopplungseffekte die Politik verstärken. Laut Eicke "investieren Akteure, die wirtschaftlich von Veränderungen in der Wertschöpfungskette profitieren, diese Ressourcen in politische Prozesse, um eine günstige Politik zu fördern." Warum? Weil Entscheidungsträger und die Zivilgesellschaft die Technologien für erneuerbare Energien als Wachstumschance sehen.

Um ihre Hypothese zu testen, führten die Autorinnen zwei separate Literaturstränge zusammen, einen über politische Rückkopplungsmechanismen und einen anderen über globale Wertschöpfungsketten. Anschließend untersuchten sie die Beziehung zwischen der Position in der Wertschöpfungskette und dem politischen Wandel anhand einer Paneldatenanalyse auf der Grundlage von Daten aus 78 Ländern mit Produktions- und Innovationsaktivitäten über einen Zeitraum von zehn Jahren.

Anhand dieses Datensatzes konnten sie analysieren, wie sich die Wind- und die Solarbranche im Laufe der Zeit verändert haben, und die Beziehung zwischen der Größe der Branche und der Politik für saubere Energie modellieren. Die Autorinnen wählten diese beiden Branchen aus, weil sie von allen erneuerbaren Energiequellen das stärkste Wachstum verzeichneten - und voraussichtlich das Rückgrat des sauberen Energiesystems bilden werden.

Ihre Ergebnisse zeigen sowohl, dass die lokale Wertschöpfung eine zentrale Rolle bei der Energiewende spielt, als auch, dass die lokale Wertschöpfung durch eine Reihe von politischen Instrumenten gefördert werden kann, darunter die Gründung von Joint Ventures oder Anforderungen an den lokalen Anteil, um die lokale Produktion zu erhöhen.

Passende Politik wird gefördert
"Wir haben festgestellt, dass das Wachstum in der verarbeitenden Industrie und in der Forschung und Entwicklung mit einer ehrgeizigeren Politik für erneuerbare Energien in den darauffolgenden Jahren verbunden ist", erklärt IASS-Autorin Laima Eicke. Die Studie zeigt jedoch auch, dass diese technologiepolitischen Rückkopplungseffekte unterschiedlich sind, je nachdem, welche Segmente der Wertschöpfungskette betroffen sind. Zumindest kurzfristig waren Veränderungen im verarbeitenden Gewerbe mit stärkeren politischen Rückkopplungen verbunden als Veränderungen in der Forschung und Entwicklung, was möglicherweise auf größere Beschäftigungseffekte zurückzuführen ist. Selbst in absoluten Zahlen war das Wachstum der Wind- und Solarenergieproduktion ein wichtigerer Faktor für politische Rückkopplungen als „Forschung & Entwicklung".

Die Studie trägt zum wissenschaftlichen Verständnis der Beziehungen zwischen technologischem Wandel und öffentlicher Politik bei und schlägt eine interdisziplinäre Forschungsagenda für die Zukunft vor. Die Autorinnen betonen, dass politische Entscheidungsträger die Innovationsfähigkeit durch öffentliche Finanzierung zur Steigerung der Innovation, spezielle Forschungs- und Ausbildungsprogramme oder internationalen Technologietransfer und Partnerschaften verbessern können. Unter den richtigen Umständen könnten diese Maßnahmen sogar einen verstärkenden Kreislauf politischer Rückkopplung fördern und den Ehrgeiz in einer Abfolge von Maßnahmen steigern.

Publikation:

Kontakt: Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS), Sabine Letz | sabine.letz@iass-potsdam.dewww.iass-potsdam.de

Gesellschaft | Politik, 31.05.2022

     
Cover des aktuellen Hefts

Jede Menge gute Nachrichten

forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2024 mit dem Schwerpunkt "Der Weg zum Mehrweg – Transport und Logistik"

  • Circular Cities
  • Kllimagerecht bauen
  • Kreislaufwirtschaft für Batterien
  • ToGo-Mehrwegverpackungen
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
25
APR
2024
Watervent
Funding in the Water Nexus
10623 Berlin
29
APR
2024
DIGISUSTAIN
B2B Konferenz & Networking Hub für Nachhaltigkeits-Pioniere
60327 Frankfurt am Main
06
JUN
2024
SustainED Synergy Forum 2024
SustainED Synergy – unser 6-Monate CSRD Consulting für Ihr Unternehmen!
73728 Esslingen am Neckar
Alle Veranstaltungen...
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Politik

Belebung des Arbeitsmarktes durch Leistungskürzungen für Arbeitsunwillige?
Christoph Quarch sieht die Lösung des Problems nicht in Sanktionen sondern im Steuerrecht
B.A.U.M. Insights

Jetzt auf forum:

Die Sonne ernten – only 'Made in China'?

Solarhersteller Meyer Burger kündigt Mitarbeitern und beschließt Aus in Freiberg/Sachsen

Deutschland summt!-Pflanzwettbewerb 2024:

"Nachhaltigkeit muss kein Verzicht sein"

Nachhaltig schön gestalten: Prima Klima für den Außenbereich

Econocom startet “Impact“:

Sticker Gizmo wählt NatureFlex™ als erneuerbares und kompostierbares Facestock-Material für seine Etiketten

Innovatives urbanes Wohnen mit Biome:

  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • toom Baumarkt GmbH
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • Kärnten Standortmarketing
  • B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • Global Nature Fund (GNF)
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Engagement Global gGmbH