Lifestyle | Essen & Trinken, 08.05.2022
Menschenrechtliche Sorgfaltspflichten im Fokus
Forum Nachhaltiger Kakao einigt sich auf verpflichtendes Monitoring und mehr Verbindlichkeit bei der Umsetzung der Ziele
Über 90 Mitglieder und Gäste des Forum Nachhaltiger Kakao kamen am 04. Mai 2022 anlässlich ihrer zehnten Mitgliederversammlung zum Thema Menschenrechtliche Sorgfaltspflichten im Kakaosektor: Gemeinsam für bessere Lebensbedingungen für Kakaobäuerinnen und -bauern in Berlin physisch und virtuell zusammen. Der neue EU-Richtlinienvorschlag zur unternehmerischen Sorgfaltspflicht für Nachhaltigkeit im Kakosektor und die damit einhergehenden Chancen und Herausforderungen standen im Mittelpunkt der Veranstaltung.
Menschenrechte sind Kern der Entwicklungszusammenarbeit, so Dr. Bärbel Kofler, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), die die Mitgliederversammlung gemeinsam mit Landwirtschaftsminister Cem Özdemir eröffnete. Zentrale Aufgabe von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sei es daher, menschenrechtliche Grundsätze mit Leben zu füllen und verbindliche Rahmenbedingungen für ihre konsequente Umsetzung zu schaffen. Das Forum habe gemeinsam mit seinen europäischen Partnern ein ambitioniertes Monitoringsystem etabliert, das mehr Transparenz schaffe, Erfolge und Handlungsbedarf sichtbar mache, hob sie hervor. Bundesminister Özdemir erklärte in seiner Videobotschaft: „Deutschland muss ein Vorbild sein, wenn wir glaubwürdig sein wollen." Er wies darauf hin, dass alle Akteure an einem Strang ziehen müssten, um bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern, die die Früchte der Arbeit der Kakaobauern genießen, mehr Bewusstsein für Fairness zu schaffen.
Merit Buama, Vorstandsvorsitzende des Forum Nachhaltiger Kakao, begrüßte die Teilnehmenden: „Das Forum Nachhaltiger Kakao hatte sich bereits 2019 das Ziel gesetzt, die Einhaltung der Menschenrechte und die Umsetzung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte von allen Akteuren in der Kakaolieferkette einzufordern." Das vielbeachtete Thema werde seitdem in verschiedenen Arbeitsgruppen des Forums aber auch in Zusammenarbeit mit den weiteren Initiativen für nachhaltigen Kakao in Europa vorangetrieben. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Forums hob Frau Buama hervor: „Wir sind stolz auf das, was wir erreicht haben, dürfen uns aber nicht darauf ausruhen: Die nächsten 10 Jahre müssen nun im Zeichen der Wirkungen vor Ort stehen und hierzu ist die Zusammenarbeit mit der Bundesregierung – die Mitglied im Forum ist – unseren Partnern vor Ort und unseren Partnern in Europa ein wichtiger Schlüssel."
Zoe Druilhe, Referentin für Agrarrohstoffe bei der Generaldirektion für internationale Partnerschaften der EU-Kommission (INTPA), erläuterte, dass die beiden vorliegenden Rechtsvorschläge, die Verordnung zu entwaldungsfreien Produkten und die Richtline zu Sorgfaltspflichten, das Funktionieren der Lieferketten revolutionieren werden. Die Produzentenländer und die Importeure müssen in Zukunft die Konformität ihrer Produkte nachweisen, damit sie diese weiterhin auf dem EU-Markt verkaufen können. Die Kommission betonte außerdem, dass die Landwirte für ein besseres, nachhaltigeres Produkt auch einen besseren Preis bekommen sollten.
„Um unbeabsichtigten Auswirkungen der neuen EU-Regulierungen – wie höhere Kosten oder geringere Preise für die Kakaobauern – entgegenzuwirken", so Michel Arrion, Exekutivdirektor der Internationalen Kakaoorganisation (ICCO), sollten die Regierungen der über 20 kakaoproduzierenden Länder in der ICCO in einen breiten Politikdialog eingebunden werden. Die ICCO könne dazu die Plattform liefern. Aly Touré, Sprecher der Kakao produzierenden Länder in der ICCO wies daraufhin, dass komplementär zu den Regulierungen eine massive Unterstützung der Kakaobäuerinnen und -bauern notwendig sei. Er forderte ein, den Mut zu haben, über höhere Erzeugerpreise zu sprechen.
Mitglieder zeigten sich einig: mehr Transparenz und mehr Verbindlichkeit
Während der Mitgliederversammlung stimmten die Vertreterinnen und Vertreter aus Zivilgesellschaft, Industrie, Handel und Bundesregierung weiterhin zwei wichtigen Vorhaben zu:
- der Verpflichtung der Mitglieder zur Beteiligung am gemeinsamen Monitoringprozess mit der belgischen und der niederländischen Initiative für Nachhaltigen Kakao, Beyond Chocolate und DISCO.
- der Erstellung individueller Verpflichtungen, sogenannter Roadmaps, zu den Schwerpunktthemen Rückverfolgbarkeit, Zertifizierung, Entwaldung/Agroforst und Kinderarbeit.
„Mehr Transparenz, zu welchen Zielen sich die Mitglieder verpflichten oder welche bereits umgesetzt werden, hilft uns, die Weichen in Hinblick auf einen nachhaltigen Kakaosektor richtig zu stellen", so Buama zum Abschluss der Veranstaltung.
Über das Forum Nachhaltiger Kakao e.V.
Der Verein ‚Forum Nachhaltiger Kakao‘ ist eine gemeinsame Initiative von Bundesregierung, Zivilgesellschaft, Industrie und Handel und bringt relevante Akteure aus Deutschland mit denen aus den Produktionsländern sowie internationalen Initiativen zusammen.
Das Ziel des Forums ist es, die Lebensumstände der Kakaobäuerinnen und -bauern zu verbessern, die natürlichen Ressourcen und die Biodiversität in den Anbauländern zu schonen und zu erhalten sowie den Anteil an nachhaltig erzeugtem Kakao zu erhöhen. Das Forum Nachhaltiger Kakao hat aktuell 80 Mitglieder und steht weiteren Interessenten offen.
Kontakt: Forum Nachhaltiger Kakao e.V., Annalena Podzun | annalena.podzun@giz.de | www.kakaoforum.de
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