Knock on Wood
Potenziale des urbanen Holzbaus
Kein anderer Baustoff schneidet in Ökobilanzen besser ab als der Baustoff Holz. Bisher werden jedoch
kaum mehrgeschossige Wohngebäude oder Büro- und Verwaltungsgebäude in Holzbauweise errichtet.
Beim urbanen Holzbau ist noch viel ungenutztes Potenzial.

„Ich will Gebäude, die ich verstehe", sagt Matthias Korff. Der
Gründer und Geschäftsführer der DeepGreen Development
GmbH steht auf dem Gelände der „Fischbeker Höfe". Hier,
im Süden von Hamburg, baut sein Unternehmen Seniorenwohnungen mit Gemeinschaftsräumen, Wellnessbereich und
Concierge. Zwei ehemalige Kasernengebäude aus den 1940er
Jahren werden komplett saniert und die Dachgeschosse
durch Massivholz-Anbauten erweitert. Schadstoffsanierung von Bestandsbauten sei aufwändig
und immer für Überraschungen gut, erklärt Korff, Zeit- und
Kostenplanung daher nicht einfach. Doch ihm geht es um
Ressourcenschutz und CO2-Minderung. So erfolgt die Wiederherstellung der bestehenden beiden Geschosse nahezu CO2-neutral. Darüber hinaus wird das Altholz des abgetragenen Dachstuhls für die Errichtung eines weiteren Gebäudes
wiederverwendet. Die „Fischbeker Höfe" werden KfW-Effizienzhaus-100-Standard haben; für Strom und Wärme sorgt
ein Blockheizkraftwerk auf dem Gelände.
IBA-Projekt Woodcube
Korff ist Pionier im Bereich Massivholzbau. Das Referenzgebäude von DeepGreen ist der Woodcube, der 2013 im
Rahmen der Internationalen Bauaustellung IBA Hamburg
entstand: ein fünfgeschossiges Mehrfamilienhaus aus
unverleimtem, naturbelassenen Holz aus nachhaltiger
Forstwirtschaft, schadstofffrei und recyclingfähig. „Mit
diesem Projekt wollten wir zeigen, welche baustofflichen,
konstruktiven und ökologischen Qualitäten Massivholzbau
hat, und bei Bauträgern, Architekten, Städteplanern und
Wohnungsbaugenossenschaften bekannt machen", so Korff.„Der Woodcube ist ein hoch innovatives und zukunftsweisendes Konzept, das die Verwendung nachhaltiger
Baustoffe und gesundes Wohnen vereint und sich durch
eine sorgfältige architektonische Gestaltung auszeichnet",
lobte die Jury des deutschen Nachhaltigkeitspreises, die
den Woodcube für den Sonderpreis „Nachhaltiges Bauen"
2013 nominierte. Auch als „Ort im Land der Ideen" wurde das Mehrfamilienhaus in Hamburg-Wilhelmsburg ausgezeichnet (forum berichtete).
Urbanes Bauen fördern
„Bauen mit Holz in Stadt und Land" ist eines von sieben
Handlungsfeldern der Charta für Holz 2.0 des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL), denn kein anderer Baustoff
schneidet in Ökobilanzen besser ab als Holz. Im Rahmen der
Charta sollen Maßnahmen entwickelt werden, die den Beitrag nachhaltiger Holzverwendung zur Erreichung der Ziele
aus dem Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung stärken.
Im Fokus steht dabei besonders das urbane Bauen. Wegen der effizienteren Flächennutzung sind mehrgeschossige Bauten in der Stadt die Lösung der Wahl. Doch
während das Bauen mit Holz im Ein- und Zweifamilienhausbau etabliert ist, werden Mehrfamilienhäuser wie der
Woodcube deutlich seltener in Holzbauweise errichtet.
Laut Thünen-Institut lag die Holzbau-Quote – also der Anteil der Neubauten, der bei der Erstellung der tragenden
Gebäudekonstruktion überwiegend Holz als Baustoff nutzt
– bei Häusern mit 1-2 Wohnungen 2018 zwar bei knapp 20
Prozent, bei Häusern mit 3 oder mehr Wohnungen jedoch
unter 3 Prozent. Auch im Nicht-Wohnungsbau kommt Holz
zum Einsatz: Bei Büro-, und Verwaltungsgebäuden lag der
Holzbauanteil 2018 bei knapp 9 Prozent, bei nicht-landwirtschaftlichen Betriebsgebäuden bei gut 14 Prozent.
Hervorragende Klimabilanz
Der Holzbau bietet zahlreiche ökologische Vorteile. Holz ist
ein nachwachsender Rohstoff, der nicht-erneuerbare mineralische Rohstoffe (Metalle, Industrieminerale, Steine und
Erden) ersetzen und dadurch endliche Ressourcen schonen
kann. Das Potenzial ist immens, denn jährlich werden laut
BMEL rund 90 Prozent aller in Deutschland verwendeten
mineralischen Rohstoffe zur Herstellung von Baustoffen und
Bauprodukten eingesetzt. Eine Kaskadennutzung von Holz,
wie sie auch DeepGreen bei den „Fischbeker Höfen" praktiziert, trägt zusätzlich zum Ressourcenschutz bei. Holzhäuser sind auch wichtige Kohlenstoffspeicher; das im
Holz enthaltene CO2 bleibt dort langfristig gebunden. Bei
einer kontinuierlichen Steigerung der Holzbauquote auf 55
Prozent bei Ein- und Zweifamilienhäusern und 15 Prozent
bei Mehrfamilienhäusern ließen sich laut Thünen Report 78
im Zeitraum 2016 bis 2030 Treibhausgasemissionen in Höhe
von fast 12 Mio. Tonnen CO2e einsparen. Holz ist zudem natürlich wärmedämmend, daher sind
Holzhäuser im Betrieb sehr energieeffizient. Bei richtiger
Konstruktion benötigen sie keinen chemischen Holzschutz.
Umweltschutz, der sich rechnet
„Es sind aber nicht nur ökologische Gesichtspunkte, die
dafürsprechen, den Holzbau in die Innenstädte oder moderne Neubau- und Gewerbegebiete zu holen. Auch harte
wirtschaftliche Faktoren sprechen für den urbanen Holzbau",
sagt Massivholz-Pionier Matthias Korff. Die Arbeit mit vorgefertigten Bauteilen führt zu kurzen Bauzeiten und einer
hohen Terminsicherheit. Im Vergleich zu anderen Bauweisen
ermöglichen dünnere und dennoch wärme- und schallisolierende Wände bei gleichen Gebäudemaßen eine um
5-10 Prozent größere Nettowohnfläche. Mit den „Fischbeker Höfen" entstehen im Hamburger Süden hochpreisige Seniorenwohnungen, doch das liege, so
Korff, an der Ausstattung. Holzbauweise tauge durchaus zur
Schaffung günstigen Wohnraums. So gehört die Förderung
bezahlbaren Wohnens mit hoher Qualität auch zu den Zielen
der Charta für Holz 2.0.
Warum werden nicht mehr und vor allem mehrgeschossige
Gebäude aus Holz erreichtet? Als Hemmnisse nennt das
Thünen-Institut u.a. fehlende Kapazitäten bei den kleinen
und mittelständischen Unternehmen der Holzbaubranche
sowie mangelnde Informationen, Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten. Veränderungen in diesen Bereichen benötigen
Zeit. Das Fazit des Instituts: „Holzbauprojekte können bereits
jetzt eine wichtige Leuchtturmwirkung entfalten und zur
Bewusstseinsbildung für nachhaltiges Bauen beitragen. Dies
bietet Chancen für die Holzbaubranche, sich als Vorreiter
des nachhaltigen Bauens zu positionieren. Im Rahmen von
Koalitionen mit Akteuren in Politik, Verwaltung, Wissenschaft
und Zivilgesellschaft lässt sich die Weiterentwicklung von Rahmenbedingungen unterstützen, die bauweisenübergreifend
Signale für Nachhaltigkeitsverbesserungen setzen."
Dr. Katrin Wippich ist bei B.A.U.M. in der Öffentlichkeitsarbeit und im Projektmanagement tätig. Ihr Schwerpunkt liegt auf Nachhaltigkeitskommunikation
sowie Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).
Quelle: B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
Technik | Green Building, 01.12.2020

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