Lifestyle | Mode & Kosmetik, 06.03.2020
Edel, schön und fair
Entdecken Sie mit forum die Welt der Nachhaltigkeitsmessen
In vielen Branchen ist die kritische Frage nach Rohstoffherkunft, Abbaubedingungen und Nachhaltigkeit in der Supply Chain angekommen. Wo könnten diese Aspekte besser aufgegriffen werden als bei den jeweiligen Fach-Messen. forum startet deshalb eine Serie von Messereportagen, um deren Engagement zu beleuchten. Den Start macht die Inhorgenta Munich als Leitmesse der Schmuck- und Uhrenbranche.
Martin H. verlässt eine kleine Goldschmiede. In seiner Tasche befindet sich das vermutlich wichtigste Schmuckstück seines Lebens: ein Verlobungsring. In wenigen Tagen wird er seiner Freundin Anna die große Frage stellen. Wie Frauen es gerne tun, gab Annika Martin bereits seit einiger Zeit mehr oder weniger versteckte Hinweise bezüglich des Rings. Wichtigstes Kriterium: Nachhaltig muss er sein. Der Ring in Martins Tasche wurde daher aus einem Erbstück aus Martins Familie neu gefertigt.Nachfragen zu Herkunft und Nachhaltigkeit von Edelmetallen und Steinen sind bei Juwelieren keine Seltenheit mehr, doch so weit verbreitet wie in anderen Branchen ist das Thema im Schmuck- und Uhrenhandel noch nicht. Auf Kundenseite besteht eine breite Kluft zwischen besonders gut informierten Konsumenten und denjenigen, für die die Herkunft der Materialien kaum eine Rolle spielt. Laut einer Umfrage der Inhorgenta Munich gibt es auch in der Altersstruktur große Unterschiede: Nach Einschätzung der Händler sind 75 Prozent der Kunden, die Fragen zu Nachhaltigkeit stellen, jünger als 50 Jahre.
Die Thematik ist somit zwar nicht generationenübergreifend in den Köpfen, doch die Nachfrage steigt. Aktuell gewinnen dadurch vor allem lokale Manufakturen, die Wert auf Handwerkstradition und nachhaltige Produktion setzen. Dennoch sind Prestige und Status weiterhin ausschlaggebende Kriterien beim Kauf von Schmuck und Uhren. Dass auch dies mit nachhaltigem Charakter möglich ist, zeigt sich am wachsenden Segment der Second Hand und Vintage Uhren. Auch in Zukunft wird es für Hersteller und Händler kaum einen Weg vorbei an ethisch korrektem und nachhaltigem Schmuck geben.
Blockchain für Bezugsquellen
Dabei steht die Industrie vor großen Herausforderungen, angefangen bei der Gewinnung der Rohmaterialien, über die Supply Chain, bis hin zur Verarbeitung. Sowohl für ethische Standards beim Minenabbau sowie die Verarbeitung gibt es Zertifizierungen, die nachhaltige Produktion sicherstellen sollen. Doch die Lieferkette ist oft schwer zu durchschauen. Hier hilft die Digitalisierung: Mittels Blockchain-Technologien lässt sich genauer tracken als je zuvor. Auch bei den Materialien tut sich vieles: Laut obiger Umfrage fertigen bereits 50 Prozent der Hersteller mit recycelten Materialien. Zudem wird verstärkt auf alternative Rohstoffe, wie Lab Grown Diamonds, oder pflanzlich gegerbtes Leder gesetzt.
Bei der Inhorgenta Munich, die vom 14. - 17. Februar 2020 in der Messe München stattfand, konnte sich die Branche genau zu diesen Themen austauschen. Um ein tieferes Verständnis für den aktuellen Stand der Industrie zu erhalten, wurde bereits vor der Messe die zitierte Umfrage unter Ausstellern und Besuchern durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen: Das Thema Sustainability ist in der Branche bereits angekommen, muss jedoch noch weiter vorangetrieben werden. Klaus Dittrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München, unterstreicht dies: „Für uns ist es selbstverständlich, dass wir die Hot Topics der Branche auffassen und weiterentwickeln. So konnten wir 2020 bereits wichtige Impulse setzen."
Sauber währt am längsten
Dem Fokusthema Sustainability war auch eine ganze Halle auf der Inhorgenta 2020 gewidmet. Deren Design regte dazu an, sich mit dem Ursprung von Materialien auseinanderzusetzen und wies auf den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen hin. Neben Naturmaterialien wie Holz, Filz oder Wolle verdeutlichten dunkle, satte Naturtöne oder bepflanzte Flächen den grünen Charakter der Halle. Auch inhaltlich gehörte Nachhaltigkeit zu den Schwerpunkten. Beispielsweise informierte Patricia Syrvud, University of Delaware, über den aktuellen Stand von verantwortungsvollem Diamanten-Abbau und der anschließenden Supply Chain. Designerin Guya Merkle diskutierte die Verwendung von recyceltem Gold und Andy Bardon, Fotograf für den National Geographic, sprach über seine Dokumentation des Perlen-Abbaus in Französisch-Polynesien.
Bleibt zu wünschen, dass die Inhorgenta als Europas größte Messe für Schmuck, Uhren, Edelsteine und Technik ihrer Verantwortung weiterhin gerecht wird und Nachhaltigkeit mit oberster Priorität thematisiert. Denn nicht nur Anna will mit Blutdiamanten und Gold, dessen Abbau den Urwald und die Gesundheit von Menschen vernichtet hat, nichts am Hut bzw. am Finger haben.
Dieser Artikel ist in forum 01/2020 - Dabeisein ist alles! erschienen.
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