Arbeits- und Lebenswelt im Einklang

Martin Haas, der Architekt des neuen Alnatura Campus, im forum-Interview

Der Architekt hat mit seinem Team die Planungen von Alnatura Campus und Arbeitswelt verantwortet. forum wollte mehr wissen über dieses außergewöhnliche und vielfach ausgezeichnete Projekt.
 
Herr Haas, worin liegt die Besonderheit in diesem Projekt?
Martin Haas gründete gemeinsam mit David Cook und Stephan ­Zemmrich das Architekturbüro haascookzemmrich ­STUDIO2050. Mit dem Ziel, menschen- und umweltfreundliche Lösungen zu entwerfen, arbeitet das Studio an Stadtplanungs- und Architekturprojekten weltweit. © HaasDie Besonderheit lag einmal in der sehr intensiven, gemeinsamen Arbeit mit dem Bauherrn an einem nachhaltigen Konzept für das Gebäude. Auch die Umgestaltung des gesamten Gebiets in einen Campus mit seinen zahlreichen Funktionen, die heute für den Nutzer und den Besucher so ganz selbstverständlich erlebbar sind, war eine Aufgabe der besonderen Art.

Bei der Konversionsfläche hat man eingebun­den und genutzt, was vorgefunden wurde (Siehe Beitrag). Wir sind neue Wege im nachhaltigen Bauen gegangen, haben Syner­gien gebildet, indem der Verwaltungsbau, Bildungseinrichtungen, Kindergarten und bestehende mikroklimatische Aspekte zusammen gedacht wurden und das Gesamtkonzept alle genannten Bereiche adressierte. Dabei ist eine gemeinsame Identität entstanden, in der alle Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung wie Dauerhaftigkeit, die Ökobilanz, Transportkosten etc. verknüpft sind.

Was waren die größten Herausforderungen?
Die größte Herausforderung lag darin, die ganz neuen Ideen zum nachhaltigen Bauen (hier ein dreigeschossiger Lehmbau) mit einem Einraumkonzept unter Beachtung des Brandschutzes, des Baurechts und aller Normierungen zu verbinden.

Wo haben Sie wirkliches Neuland betreten?
Neuland war die Planung der ersten Stampflehmfassade mit integrierter Wandheizung in Kombination mit dem Erdkanal und einem Klimakonzept mit maximaler Nutzung der am Ort vorhandenen Ressourcen.

Modern, hell und nachhaltig: Die Industrielampen an den Decken stammen aus den ehemaligen Panzerhallen auf dem Gelände; sie wurden aufbereitet und mit LED-Leuchtmitteln ausgestattet. © Roland Halbe
Wo liegen die Vorteile einer Stampflehmfas­sade?
Der gestampfte Lehm hat eine ähnliche Dichte wie Beton, weshalb er hervorragend als Speichermasse dient und zusätzlich die Raumluftfeuchte auf natürliche Art und Weise reguliert. Durch die Langlebigkeit von Lehm und seine hervorragende Luftfeuchteregulation und Wärmespeicherfähigkeit entsteht ein Bau von hoher Wertstabilität. Die Farbechtheit der Fassade bleibt erhalten, die Oberfläche frei von Algen- oder Moosbildung, der Reinigungs- oder Pflegeaufwand der Fassade entfällt. Mechanische Beschädigungen können mit einem neuen Lehmüberzug versehen werden. Im Inneren verbessert die hygrisch und thermisch aktive Oberfläche nicht nur das Raumklima, sondern auch die Bindung von Gerüchen und Schadstoffen. Die Porosität und Struktur der Lehmwand wirken sich positiv auf die Akustik der angrenzenden Büroflächen aus.

Wo und wie können andere Firmen, Immo­bilienprojekte oder Industriegebiete von diesem Projekt lernen?
Unser Projekt zeigt auf, wie wichtig und hilfreich eine intensive Zusammenarbeit von Bauherr und Architekt ist. Die Bereitschaft zu intensiven Planungen und eine klare Zieldefinition hat uns dabei extrem geholfen.

Wie stellen Sie sich nach diesem Projekt die Zukunft des Bauens aber auch des Arbeitens vor?
Die Gegenwart zeigt eine fortschreitende Individualisierung der Gesellschaft mit dem Wunsch nach einem Leben im Einklang mit dem Raum und seiner Umwelt. Es sollten Möglichkeitsräume geschaffen werden, die unterschiedliche Atmosphären bieten und im Einklang stehen mit den Anforderungen an eine menschengerechte Umwelt und die Ziele des Klimaschutzes.

Herr Haas, wir danken für das Gespräch

Dieser Artikel ist in forum 01/2020 - Dabeisein ist alles! erschienen.



     
        
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