Gemeinsam verändern wir die Zukunft!
Die Transformation unserer Wirtschaft wird nun durch die aktuelle Krise zwar extrem beschleunigt, wäre aber ohnehin notwendig gewesen.
Die Globalisierung, wie wir sie kennen, kommt zum Erliegen. Es kommt nun darauf an, dass wir uns auf unsere Stärken sowie auf die Zeit danach besinnen. Die Krise zeigt, dass unser gegenwärtiges Wirtschaftssystem äußerst fragil ist und sich die Art, wie wir wirtschaften durch die Krise grundlegend verändern wird.
Erste Anzeichen sprechen dafür, dass der Corona-Virus in China durch Wanderarbeiter, über Niedriglohnkräfte in Norditalien und von dort über diverse Urlaubsorte - in denen noch in der Krise gefeiert wurde - über ganz Europa verteilt wurde. In allen Fällen stand oft das rein wirtschaftliche Interesse im Vordergrund, ohne die Wirkungen auf das Ganze im Blick zu haben. So wurde der kurzfristige Profit als das Maß aller Dinge angesehen, obwohl der Preis nun für alle - auch für die Unternehmen - bei weitem größer ist.
Auch die rein auf Kostenreduktion fokussierten globalen Wertschöpfungsketten stoßen in Krisenzeiten schnell an ihre Grenzen. Durch rein auf Gewinn maximierte Lieferketten haben wir uns in negative Abhängigkeiten begeben, deren Preis nicht ausreichend reflektiert wurde – und jetzt offensichtlich wird. Die Anfälligkeit unseres Wirtschaftssystems wurde zudem dadurch verstärkt, dass die - seit der Finanzkrise eingeforderten - notwendigen Strukturanpassungen unserer Wirtschaft nicht erfolgt sind. Durch die Niedrigzinspolitik wurde die Strukturanpassung erschwert und es wurden erhebliche Fehlanreize in der Mittelallokation der Unternehmen gesetzt. Nicht existenzfähige Unternehmen und Geschäftsmodelle wurden am Leben erhalten. Dadurch haben sich die Fragilität und Abhängigkeiten im Gesamtsystem weiter massiv erhöht. Zudem standen diese alten Strukturen und Unternehmen dem aufkommenden Purpose- und Impact-orientierten Wirtschaften im Wege. Diese Erkenntnisse zeigen: Die Transformation unserer Wirtschaft wird nun durch die aktuelle Krise zwar extrem beschleunigt, wäre aber ohnehin notwendig gewesen.
Es zeigt sich einmal mehr, dass das oft propagierte Gegensatz-Denken zwischen Profit und gesellschaftlichen Interessen (in diesem Fall – Schutz von Gesundheit und Leben) sowie die bedingungslose Förderung alter Strukturen uns in diese schwierige Situation geführt haben. Daher gilt es mehr denn je, das klassische Gegensatz-Denken (Trade-off) zwischen wirtschaftlichen Erfolg und nachhaltiger Entwicklung (SDG) endgültig zu überwinden. Das hilft uns heute und rüstet uns für die Zukunft.
Nachhaltiges Management und verantwortungsvolles Unternehmertum werden mit dieser Krise wichtiger denn je. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass uns ausgerechnet die Corona-Krise dabei hilft, jene negativen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen einzudämmen, die den Geist der Solidarität und Mitmenschlichkeit schon vor der Krise bedroht hatten. Denn die Krise fördert kleinräumige Strukturen, regionale Wirtschaftskreisläufe und sozialen Zusammenhalt, all das, was vielerorts in Europa noch vorhanden ist und von manchen belächelt wurde.
Wir erleben derzeit alle gemeinsam die großen Veränderungen – einen Wandel, den wir positiv gestalten können. In der Geschichte hat sich gezeigt, dass man selbst in der Krise noch viel Spielraum hat, um positiv auf das Ergebnis zu wirken! Hier können wir anknüpfen und so unsere Stärken gemeinsam nutzen. Es ist nun an der Zeit, in nachhaltige Wirtschaftsstrukturen, verantwortungsvolle Entscheidungen, regionale Kreislaufwirtschaft und die gelebte Solidarität jedes Einzelnen zu investieren, dies wird am Ende auch wirtschaftlich und gesellschaftlich zum Erfolg führen.
Denn neben der Corona-Krise sind auch der Klimawandel und der Verlust der Artenvielfalt große Herausforderungen für die Menschheit – die wir mit einem neuen Wirtschaftsdenken auch lösen werden. Es gilt nun alle Kräfte zusammenzuführen, um nachhaltige Wirtschaftsstrukturen aufzubauen und gemeinsam die positiven Impulse aus der Krise für die kommenden Transformationen zu nutzen. Aus der Krise werden viele positive Innovationen hervorgehen und es wird ein neues Managementparadigma des „Nachhaltigen Wirtschaftens" entstehen.
Wir können der Welt zeigen, dass am Ende das menschliche Maß und die gemeinsamen Werte zählen und dass wirtschaftlicher Erfolg und gesellschaftlicher Zusammenhalt keinen Gegensatz darstellen! Lasst uns damit beginnen, die Gegenwart von einer gemeinsamen positiven Zukunft aus zu denken. Es ist die Zeit gekommen, die Zukunft gemeinsam zum Positiven zu verändern, denn jeder Einzelne kann seine Stärken für den Wandel einsetzen und sich für eine positive Zukunft engagieren!
Prof. Dr. René Schmidpeter ist international anerkannter CSR-Stratege, Vordenker und Autor. Er hat den Dr. Jürgen Meyer Stiftungslehrstuhl für internationale Wirtschaftsethik und Corporate Social Responsibility der Cologne Business School (CBS) inne, ist ständiger Gastprofessor an der Nanjing University of Finance and Economics (NUFE) in China und wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für humane Marktwirtschaft in Salzburg.
Kontakt: Prof. Dr. René Schmidpeter, CBS Business School, r.schmidpeter@cbs.de
Wirtschaft | Verantwortung jetzt!, 18.03.2020
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