Experten aus Kolumbien zeigen: Strengere Regeln zu Rohstoffen für deutsche Unternehmen notwendig
NGOs fordern von Bundesregierung engagierte Umsetzung der EU-Konfliktmineralienverordnung und Lieferkettengesetz
Anlässlich der heute stattfindenden „ecolution 2019" des Unternehmenszusammenschlusses Econsense fordert Germanwatch gemeinsam mit kolumbianischen Partnerorganisationen die Bundesregierung auf, Unternehmen verbindlich zur Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards zu verpflichten. Eine heute veröffentlichte Studie aus Kolumbien zu Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen beim Goldabbau in dem Land unterstreicht die Dringlichkeit dieser Forderungen.
Maria Soledad Betancur Betancur, Rohstoffexpertin der kolumbianischen Organisation IPC und Autorin der Studie: „Die Studie zeigt, dass verbindliche Anforderungen an Unternehmen zur Einhaltung von Umweltstandards essentiell sind. Die Metallproduktion insbesondere großer Unternehmen zerstört in Kolumbien die Umwelt und damit die Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung." Die Studie verdeutlicht auch, dass die sozialen und ökologischen Risiken im Bergbau weit über die von der existierenden EU-Konfliktmineralienregulierung abgedeckten Risiken hinausgehen. "Die EU-Konfliktmineralienregulierung geht nicht weit genug. Eine wirksame Regulierung muss alle Menschenrechtsverletzungen ebenso wie auch Umweltzerstörungen umfassen. Andernfalls können die systematischen Menschenrechtsverletzungen und Konflikte im Bergbau in Kolumbien nicht reduziert werden", so Betancur. Die Studie erläutert, dass bisher zu wenig gegen gewaltsame Vertreibungen und Umweltzerstörungen durch großen Bergbau unternommen wird und es gleichzeitig für Kleinbergbau sehr schwer ist, Zugang zum formalen Markt zu bekommen.
Vergangene Woche ist das deutsche Durchführungsgesetz der EU-Konfliktmineralienverordnung im Kabinett beschlossen worden und befindet sich nun kurz vor dem parlamentarischen Verfahren. In diesem Kontext hat sich die Bundesregierung gegen mehr Transparenz, wie sie von der Zivilgesellschaft gefordert wurde, entschieden. „Es ist beschämend, dass die Bundesregierung die EU-Konfliktmineralienverordnung nur halbherzig umsetzt. Damit ignoriert sie auch den Koalitionsvertrag, in dem sie sich zu „starken Durchsetzungsbestimmungen" verpflichtet hatte", kritisiert Johanna Sydow, Referentin für Ressourcenpolitik bei der Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch. „Doch selbst ein ambitioniertes Gesetz zu Konfliktrohstoffen würde bei den vielen anderen Fällen von Menschenrechts- oder Umweltschädigungen im Rohstoffabbau nicht greifen. Wichtig ist deshalb ein Lieferkettengesetz. Die Bundesregierung muss Unternehmen dazu anhalten, dass ihre Geschäfte nicht die Umwelt zerstören oder zu Menschenrechtsverletzungen wie gewaltsamen Landvertreibungen beitragen", so Sydow weiter.
Edinson Bolaños, Journalist der kolumbianischen Tageszeitung El Espectador, der seit vielen Jahren zu Rohstofflieferketten und Bergbau schreibt, mahnt mehr Transparenz in Lieferketten an und sieht die Bundesregierung in der Pflicht: "Es ist wichtig, dass Importeure und Unternehmen, die Schmelzen betreiben, als Teil ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht offenlegen müssen, von wem sie ihre Rohstoffe beziehen. Nur so kann sichergestellt werden, dass kein Geld des Drogenhandels gewaschen wird und Gold, welches im Zusammenhang mit schweren Menschenrechtsverletzungen abgebaut wurde, nicht in die Lieferketten gerät." Er fordert zudem, dass die Bundesregierung Transparenz darüber herstellt, welche Unternehmen sich an die Anforderungen der EU-Konfliktmineralienverordnung in Deutschland halten müssen. Nur so könne die Zivilgesellschaft bei der Umsetzung von Sorgfaltspflichten effektiv Unterstützung leisten.
Germanwatch gehört zu den 17 Trägerorganisationen der Initiative Lieferkettengesetz. Sie ist ein Zusammenschluss von mehr als 70 zivilgesellschaftlichen Organisationen und tritt dafür ein, dass Unternehmen Schäden an Mensch und Umwelt in ihren Lieferketten vermeiden. Sie fordert hierzu von der Bundesregierung die Schaffung eines gesetzlichen Rahmens. Mehr Infos zur Initiative Lieferkettengesetz.
Link zur Studie (in Spanisch) - engl. Zusammenfassung folgt in Kürze)
Umwelt | Ressourcen, 11.11.2019
Der Zauber des Wandels
forum 04/2024 ist erschienen
- Windkraft
- Zirkuläre Produkte
- Tax the Rich
- Green Events
- Petra Kelly
Kaufen...
Abonnieren...
14
NOV
2024
NOV
2024
Menschen, Organisation und Purpose verbinden
Purpose-Match Grundkurs - Ticketrabatt für forum-Leser*innen!
online
Purpose-Match Grundkurs - Ticketrabatt für forum-Leser*innen!
online
14
NOV
2024
NOV
2024
Change Makers Dialogues #3 an der KLU
Gemeinsam die Zukunft der nachhaltigen Schifffahrt gestalten.
20457 Hamburg
Gemeinsam die Zukunft der nachhaltigen Schifffahrt gestalten.
20457 Hamburg
21
NOV
2024
NOV
2024
Klimafestival für die Bauwende
Zukunft gestalten auf dem Klimafestival - Gratistickets für forum-Leser*innen!
10963 Berlin
Zukunft gestalten auf dem Klimafestival - Gratistickets für forum-Leser*innen!
10963 Berlin
Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht
Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol
Politik
"Wer die Demokratie retten will, muss den Willen zur Macht eindämmen."Christoph Quarch analysiert die Wahlergebnisse in Sachsen und Thüringen aus philosophischer Perspektive
Jetzt auf forum:
Zertifikatsfortbildung „ESG Professional“: Nachhaltigkeits-Know-how für Führungskräfte
Trump-Wahl mit immensen Folgen für Weltordnung und Klimaschutz
Vorbilder der Nachhaltigkeits-Transformation
Commerzbank-Umweltpraktikum: Bewerbungsphase für 2025 hat begonnen