Der Rufer vom goldenen Berg

Andreas Reinisch ist „Sustainable Entrepreneur“ der ersten Stunde

Social Business, Eco-Business und privates Engagement sind für ihn eine Selbstverständlichkeit. Egal ob TRIGOS-Award oder Austrian Social Business Day – Reinisch war und ist mit von der Partie, seit neuestem ist er auch noch Hotelier. forum fragte nach, woher dieses Engagement stammt.
 
Herr Reinisch, wann und wie kamen Sie zu den Themen Nachhaltigkeit und soziales Engagement?
Andreas Reinisch ist 'Sustainable Entrepreneur' der ersten Stunde. © Moni FellnerVorerst freudigsten Dank für Ihre Einladung zu diesem Interview. Ja, als ich 2001 im „zarten Alter von 37 Jahren" aus meinem Unternehmen gfw-Gesellschaft für Werbemittelverteilung, nach erfolgreichem Verkauf an die niederländische Post, mit einem weinenden und einem lachenden Auge ausstieg, ging es richtig los. Im Unternehmen selbst hatten wir ein besonderes wertschätzendes Klima mit den Mitarbeitern (übrigens aus aller Herren Länder), beschäftigten einige Sozialbetriebe und unser größter Kunde war die Öko-Box. Zu meinem Unternehmensverkauf kamen zeitnah intensive Verlusterfahrungen. Es verstarben meine Großeltern, mein Vater, und ein Neffe hatte einen Verkehrsunfall. Ich verspürte enorme Kraft und Freiheit auf der einen Seite – war aber auf der anderen extrem hilflos.
 
In dieser Zeit verstärkte sich mein Wunsch, zu helfen, für etwas da zu sein. Dabei bemerkte ich, dass Spenden zwar enorm wichtig sind, aber die „Hilfe zur Selbsthilfe" die nachhaltigste Form der Unterstützung ist. In dieser Zeit entstanden ein Konzept zu einem „Social Award", der Plan für ein Kinderhospiz und viele Ideen mehr und dabei verspürte ich einfach: Die Tür geht von innen auf… Bei einem MBA-Lehrgang lernte ich Christian Friesl, den gesellschaftspolitischen Leiter der Österreichischen Industriellenvereinigung kennen und mit ihm entstand 2004 der TRIGOS – Österreichs Auszeichnung für nachhaltiges Wirtschaften.
 
Sie haben auch das OeNWE – Österreichisches Netzwerk Wirtschaftsethik mitbegründet. Wie entstand diese Lust auf Verantwortung und Ethik?
Change – Bewusstseinsveränderung und Wertewandel finden unaufhaltsam statt. Rollen und Rollenverteilung beim Wirtschaften werden neu definiert. Führungskräfte schärfen ihre „globale Linse" für den Blick auf das große Ganze und werden zu Inspiratoren, Mitarbeiter zu Intrapreneuren, selbstbewussten Lebensunternehmern, die in Eigenverantwortung ihre Talente, Potenziale und Fähigkeiten ausleben. Mein Traum ist Wirtschaften in SELBSTverantwortung, denn dann entsteht eine SELBSTverständliche Unternehmenskultur für nachhaltigen sozialen, ökologischen sowie wirtschaftlichen Erfolg. Berater können solche Entwicklungs- und Veränderungsprozesse auf diesem Weg zum neuen Unternehmertum, zur Lust an der Verantwortung, inspirieren und moderieren. Darum bin ich mit „reinisch-RESPONSibility" jetzt auch Unternehmensberater für CSR und nachhaltige Entwicklung.
 
Was waren Ihre größten Hindernisse, was die schwersten Rückschläge?
Nachdem der umtriebige Reinisch nun seinen Hauptsitz in die 'Golden Hills' der Südsteiermark verlegt hat, bleibt abzuwarten, welche neuen Ideen auch von hier aus entstehen werden.Danke für die Frage, hm... Ok, ich oute mich. Die Themen CSR, Nachhaltigkeit und Wirtschaftsethik waren mir damals nicht genug. So habe ich 2004 zur Finanzierung des „WSF – World Spirit Forums" in Arosa die „World Spirit Foundation" mitbegründet. Das Forum war zeit- und ortsnah zum Davoser „World Economic Forum" (WEF) und verstand sich als Tagungsplattform zum Austausch von Wissen und Weisheit. Gleichzeitig entwickelte ich ebenfalls mit Partnern ein Finanzierungsprodukt für High Potentials, in der Humans.World AG und begründete eine eigene AG namens SpiritualFund Beteiligungs AG zur Finanzierung von Social Entrepreneuren. Diese Foundation und die beide AGs sollten das World Spirit Forum organisch finanzieren. Leider war dieses kostspielige Engagement eine Fehlinvestition und mit menschlichen Enttäuschungen verbunden. Eine große Lebensschule!
 
Sie starteten trotzdem weitere Zukunftsinitiativen…
Sie meinen vermutlich den Austrian Social Business Day. Dies war Österreichs Plattform für CSR-Kooperationen, Social Business und nachhaltige Innovation und fand drei Mal von 2009 bis 2011 in Wien statt. Ähnlich den CSR-Marktplätzen der Bertelsmann Stiftung organisierten wir im Künstlerhaus eine Messe und brachten Unternehmungen aus allen Wirtschaftsbereichen sowie Österreichs NPOs und die damals schon existierenden Social Entrepreneure auf einem Markplatz zusammen. Es entstanden großartige soziale, ökologische und vor allem auch wirtschaftliche Innovationen.
 
Worauf sind Sie besonders stolz?
Das Motto unseres Social Business Days war TUN DAS WIRKT! Ja und nach so vielen Jahren der vielen inspirierenden Begegnungen, der wert(e)vollen Gespräche, sehr prägender privater Erlebnisse, Loslass-Erfahrungen, Neuordnung im Herzen und auch der menschlichen Enttäuschungen zog es mich in die Südsteiermark… Hier bin ich besonders stolz, mit meiner Frau Barbara ein kleines, feines Private Hideaway geschaffen zu haben. Eine heile Welt für ruhe- und natursuchende Gäste, die das Besondere lieben und Diskretion und Privatissimum suchen. Ein Rückzugsort für die Seele. Unsere Zielsetzung war es, Luxus neu und Exklusivität bewusst und nachhaltig zu interpretieren. Spiritualität ist für mich nicht das Leben in Askese, es ist das Leben in Fülle, aber nicht auf Kosten von Mensch und Umwelt, sondern im Einklang dessen.
 
Wir haben uns auf Reisen die verschiedensten Hotelkonzepte angesehen und dabei herausgefiltert, was für uns selbst und damit auch für unsere Gäste Priorität hat. Darauf aufbauend haben wir einen Traum für ein neues, wie individuelles Erholungskonzept in die Realität umgesetzt, wo Luxus abseits klassischer Hotelstrukturen in nachhaltiger Erlebnisarchitektur mit wohligem Wie-Daheim-Gefühl zelebriert wird. Geboten wird als Resultat eine neue Symbiose aus 5-Sterne-Service und Herzens-Faktoren mit Lebens- und Landlust, die den verstärkten Wunsch des Gastes nach Geborgenheit, privatem Rahmen und allen erdenklichen Annehmlichkeiten vereint.
 
Wo findet da die Nachhaltigkeit noch ihren Platz?
Wir geben unser Bestes, Nachhaltigkeit zu leben! Neben dem Erhalt alter Bausubstanz, sowie einer nachhaltigen Bauweise aus Holz, achten wir auch auf die Einbeziehung von sozialen und ökologischen Aspekten in allen Bereichen. Nachhaltigkeit ist für uns nicht nur ein zentraler Bestandteil unserer Unternehmenskultur, sondern auch ein bewusster Lebensstil mit ganzheitlichem Wohlgefühl!
 
Welches Engagement erwarten Sie von Menschen aus Ihrer Generation?
Das Bewusstsein für eine neue Form des Wirtschaftens, die das Gesamtwohl von Mensch und Natur im Auge behält. Es geht mittlerweile um die Urenkelverantwortung…
 
Was würden Sie im Rückblick auf Ihre Erlebnisse jungen Menschen heute empfehlen?
Sei du selbst, weil andere gibt es schon genug! Jeder Mensch hat seine Lebensaufgabe auf diesem Planeten.
 
Herr Reinisch, wir danken für das Gespräch und wünschen viel Erfolg.
 
 
Andreas Reinisch ist „Sustainable Entrepreneur" der ersten Stunde. Social Business, Eco-Business und privates Engagement sind für ihn eine Selbstverständlichkeit. Egal ob TRIGOS-Award oder Austrian Social Business Day – Reinisch war und ist mit von der Partie, seit neuestem ist er auch noch Hotelier.

Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 01.03.2019
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2019 - Time to eat the dog erschienen.
     
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