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Ackergifte? In der Luft!

Studie zu Pestizidverwehung zeigt: Ackergifte an allen untersuchten Standorten

Auf der BioFach 2019 präsentierte das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft die bisher umfassendste Studie für Deutschland zur Verbreitung von Pestiziden über die Luft. Mittels Luftgüte-Rindenmonitoring wurden Bäume an 47 unterschiedlichen Standorten bundesweit untersucht. Die Ergebnisse, die das vom Bündnis beauftragte unabhängige Forschungsbüro TIEM integrierte Umweltüberwachung vorgelegt hat, müssen Konsequenzen haben – da sind sich alle Beteiligten einig.
 
Das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft legt erste umfassende Studie zu Pestizid-Verbreitung durch die Luft vor. © hpgruesen, pixabay.comDenn ob landwirtschaftliche Region, Naturschutzgebiet oder Großstadt: An allen 47 untersuchten Standorten wurde eine Pestizid-Belastung nachgewiesen. Insgesamt 107 Substanzen in unterschiedlichen Kombinationen fanden die Forscher. Trauriger Spitzenreiter ist, wie nach Pilotstudien bereits erwartet, Pendimethalin. Auf Platz zwei folgt überraschend DDT, ein Wirkstoff, dessen Einsatz in Deutschland seit Jahrzehnten verboten ist. ›Hier zeigt sich anschaulich, wie die Entscheidungen früherer Generationen sich noch lange in die Zukunft auswirken‹, kommentiert Stephan Paulke, 1. Vorsitzender des Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft. An über der Hälfte aller Standorte wurde Glyphosat nachgewiesen. Die Studie liefert zudem klare Anhaltspunkte dafür, dass Standorte mit hoher Winderosion stärker betroffen sind. Ein besonders brisantes Ergebnis, denn bei Glyphosat galt eine Verfrachtung über die Luft bisher als ausgeschlossen. ›Damit dürfte klar sein, dass die aktuellen Regelungen zur Anwendungspraxis und damit zur Regulierung der Luftbelastung nicht ausreichen‹, stellt Johannes Heimrath, von der Bürgerinitiative Landwende und Vorstand im Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft, fest.
 
Als Konsequenzen aus den Ergebnissen der Studie fordert das Bündnis die Aussetzung der Zulassung der Wirkstoffe Pendimethalin und Prosulfocarb, da die bisherigen Auflagen offensichtlich nicht ausreichend sind, um die Umwelt und den ökologischen Landbau zu schützen. Ebenso sei eine Neubewertung der Zulassung von Glyphosat notwendig, da die offensichtlich stattfindende Luftverfrachtung im Zulassungsverfahren derzeit nicht berücksichtigt wird. Insgesamt, so das Fazit, sei eine Revision des europaweiten Zulassungsverfahrens für Pflanzenschutzmittel ebenso erforderlich wie die Erweiterung des Zulassungsverfahrens um ein umfassendes Monitoring der Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Nur so könne angesichts der neuen Erkenntnisse langfristig die Koexistenz der Landbauformen sichergestellt werden.
 
Ausgangspunkt der Studie: Immer häufiger müssen Bio-Bauern feststellen, dass ihre konsequent nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus erzeugten Produkte mit konventionellen Pestiziden belastet sind – und das selbst an Orten, die kilometerweit von konventionell bewirtschafteten Flächen entfernt sind. Bei 99,6 Prozent von über 2000 untersuchten Menschen ließ sich im Urin das Ackergift Glyphosat nachweisen, so das Ergebnis der Studie ›Urinale 2015‹. Auch Menschen, die weit weg von landwirtschaftlichen Flächen lebten, waren belastet, selbst wenn sie sich zum großen Teil ›bio‹ ernährten. Verteilen sich Pestizide wie Glyphosat, Pendimethalin und Prosulfocarb etwa ungewollt und unkontrolliert flächendeckend über die gesamte Bundesrepublik? Um diesem Verdacht nachzugehen, gab das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft im Frühjahr 2018 eine Studie in Auftrag. Um den Rückständen auf die Spur zu kommen, entnahmen die Forscherinnen und Forscher des unabhängigen Büros TIEM Integrierte Umweltüberwachung GbR an 47 unterschiedlichen Standorten in der Bundesrepublik Proben. Mithilfe eines genau definierten Verfahrens wurde jeweils eine dünne Schicht aus der äußeren Rinde von mehreren Bäumen an einem Standort entnommen und in aufwendigen Verfahren auf mehr als 500 unterschiedliche Pestizidwirkstoffe untersucht. ›Die äußere Baumrinde ist den Schadstoffen in der Luft ausgesetzt. Bedingt durch die Verwitterung hat Baumrinde, ähnlich wie Aktivkohle, eine große innere Oberfläche und akkumuliert sowohl gas- als auch partikelgebundene Substanzen. Rinde besteht zudem aus nicht mehr aktivem Abschlussgewebe, das anders als zum Beispiel in Blättern, keine Wachstums- und Stoffwechselprozesse mehr aufweist. Daher gilt die äußere Rinde wissenschaftlich als nahezu idealer Bio-Akkumulator‹, erklärt Diplom-Biologin Dr. Maren Kruse-Plaß von TIEM, die die Studie vorstellte. Finanziert wurde die ambitionierte Untersuchung mit Unterstützung aus der Bio-Branche und Gesellschaft: Privatpersonen und Unternehmen übernahmen Standort-Patenschaften.
 
Drei unterschiedliche Wege stehen im Verdacht, für die durch die Studie nachgewiesene weitflächige Verteilung verantwortlich zu sein. Erstens: das feine Spray verteilt sich während des Spritzvorgangs selbst – so lassen sich Kontaminationen auf benachbarten Flächen plausibel erklären. Zweitens: Nach dem Ausbringen verdunsten Pestizidwirkstoffe und werden gasförmig mit dem Wind verteilt. Drittens: Durch Bodenerosion werden Partikel, an denen Pestizidrückstände haften, mit dem Wind fortgeweht. Dieser Verbreitungsweg könnte insbesondere die durch die Studie belegten Kontaminationen durch nicht-flüchtige Ackergifte, wie zum Beispiel Glyphosat, erklären, insbesondere wenn die Fundstellen weit von behandelten Flächen entfernt liegen.
 
›Wenn sich Pestizidrückstände bis in die letzten Winkel des Landes und der Welt ausbreiten, dann gefährdet das nicht ›nur‹ den ökologischen Landbau. Es beschädigt den guten Ruf der Land- und Lebensmittelwirtschaft insgesamt und untergräbt das Vertrauen der Bürger in Wirtschaft und Behörden‹, stellt Heike Kirsten, Vorstand des Bündnis enkeltaugliche Landwirtschaft e. V., fest. ›Die Ergebnisse dieser ersten umfassenden Studie zur Pestzidverwehung für Deutschland zeigen, wie notwendig unabhängige Forschung ist‹, findet Dr. Niels Kohlschütter, Geschäftsführer der Schweisfurth Stiftung und Koordinator des Bündnisses. Im März finden in den am Bündnis beteiligten Bio-Märkten bundesweit Aktionen statt, mit denen Spenden für weitere Forschung gesammelt werden sollen. Konkret ist für 2019 bereits eine Studie in Zusammenarbeit mit dem Umweltinstitut München in geplant.
 
Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft e. V.
Das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft e. V. ist ein Zusammenschluss von Bio-Herstellern und Bio-Händlern. Gemeinsam machen sie sich dafür stark, dass auch zukünftige Generationen noch unbelastete Lebensmittel zu sich nehmen können.
 
Kontakt: Detlef Harting, Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft e.V. | bio@harting-tovar.de

Lifestyle | Essen & Trinken, 27.02.2019
     
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