EU verbrennt immer mehr Palmöl aus Regenwaldrodung

Palmöl muss für Biosprit ausgeschlossen werden

Die EU-Energiepolitik ist eine der Hauptursachen für die Vernichtung tropischer Regenwälder. Bereits 61 % der Palmölimporte der EU werden in Automotoren und Kraftwerken verbrannt. Zurzeit beraten in Brüssel die Vertreter der EU-Mitgliedsländer über die Bionegiepolitik. Rettet den Regenwald fordert, Palmöl für Biosprit auszuschließen.
 
Die EU verbrennt immer mehr Palmöl aus der Regenwaldrodung. © Rettet den Regenwald e.V.Die Importe von Palmöl in die EU steigen rasant. 7,7 Millionen Tonnen Palmöl führten die 28 EU-Länder im Jahr 2017 ein. Gegenüber dem Jahr 2016 (7,1 Millionen Tonnen) entspricht das einer Zunahme um 7 %.
 
Mittlerweile gehen in der EU 61 % des Palmöls in die Energieerzeugung: 51 % (4,3 Millionen Tonnen) für die Produktion von Biosprit sowie 10 % (0,8 Millionen Tonnen) in Kraftwerke für die Strom- und Wärmeerzeugung. Dies belegen neuste Daten des Hamburger Dienstleisters Oil World und der Brüsseler Umweltorganisation Transport&Environment.
 
„Für jeden Liter Dieselkraftstoff, der in unseren Fahrzeugmotoren verbrennt, brennt auch ein Stück Regenwald in Südostasien", erklärt Reinhard Behrend, Vereinsvorsitzender von Rettet den Regenwald. „Verantwortlich dafür ist die völlig verfehlte europäische Bioenergiepolitik."
 
 
Mit gesetzlichen Beimischungspflichten, Biospritzielen und Milliardensubventionen schreiben die EU und ihre Mitgliedsländer vor, dass Biosprit dem fossilen Kraftstoff beigemengt wird. Da Palmöl der mit Abstand billigste Rohstoff für die Biospritproduktion ist, verwenden immer mehr Kraftstoffproduzenten das tropische Pflanzenöl.
 
„Es gibt eine ganz einfache Lösung", erklärt Reinhard Behrend. „Die EU streicht Palmöl aus der Liste der für die Produktion von Biosprit zugelassenen Rohstoffe. Das EU-Parlament hat dies bereits entschieden, nun müssen noch die Mitgliedsländer zustimmen."
 
Seit Ende 2016 verhandelt die EU über die künftige Bioenergiepolitik. Das EU-Parlament hat im Januar 2018 mit großer Mehrheit beschlossen, dass Palmöl als Rohstoff für die Produktion von Biosprit und als Brennstoff in Kraftwerken 2020 auslaufen soll. Doch einige EU-Länder - vor allem Frankreich, Italien und Spanien - wollen das verhindern. Zusammen mit Indonesien, Malaysia und der Palmölindustrie betreiben sie intensive Lobbyarbeit in Brüssel.
 
Die Bundesregierung zeigt sich gegenüber dem Beschluss des EU-Parlaments nach eigenen Worten „flexibel". Damit Deutschland dem Beschluss des EU-Parlaments zustimmen kann, muss dieser „in Übereinstimmung mit den Regeln der Welthandelsorganisation WTO stehen und gegebenenfalls modifiziert werden. Die EU-Kommission ist gebeten, einen solchen Vorschlag zu erarbeiten", schreibt die Bundesregierung in einer Rettet den Regenwald vorliegenden offiziellen Antwort vom 28. Mai 2018 auf Anfrage des Bundestagsabgeordneten Amira Mohamed Ali zu den Palmölimporten und deren Verwendung in der Bundesrepublik Deutschland.
 
„Es ist völlig inakzeptabel, dass sich die Bundesregierung bei einer so wichtigen Frage hinter WTO-Regeln und der EU-Kommission versteckt", so Reinhard Berend weiter. „Es geht um den Schutz der verbliebenen Regenwälder und bedrohter Arten wie den Orang-Utans".
 
Diese Woche treten die EU-Verhandlungen in die voraussichtlich letzte und entscheidende Runde ein. Rettet den Regenwald fordert die Bundesregierung und den federführenden Wirtschafts- und Energieminister Peter Altmaier auf, dafür zu stimmen, dass Palmöl aus der Erneuerbare Energien Richtlinie der EU gestrichen wird.

Weitere Hintergründe:
Während die europäische Biodieselindustrie ganz überwiegend Raps als Rohstoff für die Produktion von Biodiesel (FAME) verwendet, stellen große Mineralölkonzerne wie Neste Oil (Finnland), Agip-Eni (Italien) sowie Repsol und Cepsa (Spanien) sogenannten hydrierten Biosprit (HVO) aus Palmöl her.
 
Durch den Einsatz des viel billigeren Palmöls haben die Ölkonzerne einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber der Biodieselproduktion aus Raps. Dass die Palmölindustrie die Regenwälder abholzt, die Orang-Utans ausrottet und die Einwohner vertreibt und ausbeutet, ignorieren die Konzernmanager.
 
Neste Oil betreibt im Hafen von Rotterdam eine große Biospritraffinerie für hydrierte Pflanzenöle mit einer Jahreskapazität von 800.000 Tonnen. Diese beliefert auch den deutschen Markt.
 
Die spanischen Konzerne Repsol und Cepsa verarbeiten dagegen in bestehenden Erdölraffinerien importiertes Palmöl zusammen mit Erdöl zu Kraftstoff (Co-Processing).
 
Seit dem 10. Juni blockieren in Frankreich Hunderte Bauern Anlagen des Ölkonzerns Total. Sie protestieren damit gegen weitere Palmölimporte und die umweltschädliche und menschenfeindliche Konkurrenz aus Südostasien. Bei Marseille baut Total eine riesige Biospritraffinerie, in der als Rohstoff hauptsächlich das tropische Pflanzenöl eingesetzt werden soll.
 
Der Palmölverbrauch der Lebensmittel-, Reinigungsmittel- und Kosmetikindustrie in der EU ist mit 3 Millionen Tonnen Palmöl (=39%) seit Jahren rückläufig.
 
Kontakt: Reinhard Behrend, Rettet den Regenwald e.V. | info@regenwald.orgwww.regenwald.org


     
        
Cover des aktuellen Hefts

forum future economy

forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy.

  • Zukunft bauen
  • Frieden kultivieren
  • Moor rockt!
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
17
DEZ
2025
Lunch & Learn: Geschichten & Inspirationen zum Mitmachen
Impulse: Katrin Hansmeier, Basil Merk, Tina Teucher
online
17
JAN
2026
INNATEX
Internationale Fachmesse für nachhaltige Textilien
65719 Hofheim-Wallau
05
FEB
2026
Konferenz des guten Wirtschaftens 2026
Veränderung willkommen? Wie Wandel gelingen kann
90475 Nürnberg
Alle Veranstaltungen...
Anzeige

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Politik

Die Wahrheit in der Politik
Christoph Quarch betrachtet die aktuellen Realitätsverweigerungen mit Sorge
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

FNG-Siegel: 25 Fonds der Erste Asset Management mit Bestnote ausgezeichnet

Vom Öko-Pionier zum chinesischen Familienalltag: SODASAN und Stakunft Home gestalten nachhaltiges Wohnen

So klappt's mit den Weihnachtsgeschenken – ohne Stress und Schulden

Deutschland hat kein Geldproblem, Deutschland hat ein Skill-Problem

Zuversicht und Inspiration schenken

Landesinnungsverband des Maler- und Lackiererhandwerks Berlin-Brandenburg und Zentek halten Kunststoffeimer im Kreislauf

Ab 14.12.2025 gilt der neue Fahrplan der Deutschen Bahn für 2026

Wie verbessern Skibrillen die Sicht und Sicherheit auf den Pisten

  • circulee GmbH
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Engagement Global gGmbH
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • TÜV SÜD Akademie
  • Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW)
  • Global Nature Fund (GNF)
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • toom Baumarkt GmbH
  • NOW Partners Foundation
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig