Warum Würde?
Über die ethische Dimension von Nachhaltigkeit
Die fair-finance Vorsorgekasse unterstützt die Wiener Woche der Würde. Wir wollten wissen, warum sie das tut und was ein Unternehmen mit Würde zu tun hat? Markus Zeilinger, Gründer und Vorstandsvorsitzender im forum-Interview
Herr Zeilinger, im Leitbild Ihrer Betrieblichen Vorsorgekasse ist von Fairness und gesellschaftlicher Verantwortung die Rede. Werte, die letztlich auf den respektvollen Umgang miteinander und die Achtung voreinander abzielen. Ist dies auch der Grund, warum Sie die erste Wiener Woche der Würde (WWW), die Anfang Mai stattfindet, unterstützen?
In unserem Leitbild steht konkret, „Wir bringen jeder Person, ungeachtet ihrer Herkunft, Religion und Weltanschauung, Respekt und Wertschätzung entgegen." Und wir „…treten aktiv für unsere Werte ein." Also ja, wir unterstützen gerne Initiativen wie die Wiener Woche der Würde. Nachhaltigkeit hat für uns nicht nur eine ökologische und eine soziale, sondern auch eine ethische Dimension.
fair-finance ist doch trotz aller sozialverantwortlicher, ethischer und nachhaltiger Ausrichtung letztlich ein Wirtschaftsunternehmen …
… Ja, natürlich sind wir ein Wirtschaftsunternehmen. Allerdings ist nicht Gewinnmaximierung das Ziel der unternehmerischen Tätigkeit. Es geht um die Leistung für das Gemeinwohl, um den sozialen und ökologischen Impact. Wirtschaftlicher Erfolg ermöglicht den bestmöglichen Impact für das Gemeinwohl.
Wo fehlt dann die Würde in der Wirtschaft?
Leider sehen das mit dem Gemeinwohl nicht alle Wirtschaftstreibenden so. Beim Streben nach Gewinnmaximierung bleibt die Würde dann oft auf der Strecke, wenn sie etwas kostet. Daher bedarf es einerseits verantwortungsvoller Konsumenten, freiwilliger Selbstverpflichtungen, wie sie in der UN-PRI für nachhaltige Investoren festgeschrieben sind und auch gesetzlicher Regeln für das würdevolle Zusammenleben und den Wirtschaftsverkehr.
Was können Sie als Betriebliche Vorsorgekasse und verantwortungsvoller Investor tun, um die Würde in Ihrem geschäftlichen Umfeld zu achten oder gar zu fördern?
Die Möglichkeiten sind vielfältig. Bei fair-finance haben wir zum Beispiel einen Lieferantenkodex, um unter anderem sicherzustellen, dass in der gesamten Zulieferkette nur faire Löhne bezahlt werden. Oder wir unterstützen das Projekt JUCA, das Jugendhaus der Caritas, mit einem signifikanten jährlichen Betrag. Mit diesem Projekt erhalten junge wohnungslose Menschen nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern es wird mittels hausinterner Projekte, wie der Werkstatt JU_CAN und der Lernküche JuCantine versucht, eine Veränderung der Lebenssituation herbeizuführen und damit den Betroffenen ein Stück Ihrer Würde wiederzugeben.
Und natürlich versuchen wir als Betriebliche Vorsorgekasse mittels klarer Ausschlusskriterien das von uns zu veranlagende Geld der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer positiv als Gestaltungsmittel einzusetzen und investieren nicht in Länder oder Unternehmen, in denen kulturelle Selbstbestimmungsrechte und die persönliche Würde der Menschen missachtet werden.
Und was kann jeder Einzelne von uns dazu tun?
Natürlich wäre es schön, wenn sich viele Menschen engagieren. Aber auch ohne sichtbares Tun kann jeder Einzelne auf seine Einstellung und sein Wertesystem achten. Man kann sich selbst einer würdevollen Sprache und würdevoller Umgangsformen bedienen, man kann eigene und fremde Meinungen hinterfragen, Vorurteile als solche erkennen und andere auf ein allenfalls fehlgeleitetes Verhalten hinweisen, denn es ist zu einfach, einzelne Politiker, bestimmte Gruppen oder Wahlergebnisse für Fehlentwicklungen verantwortlich zu machen ohne sich selbst in die Pflicht zu nehmen.
Mag. Markus Zeilinger ist Gründer und Vorstandsvorsitzender der fair-finance Vorsorgekasse. Davor hielt er diverse Vorstands- und Aufsichtsratsmandate in Finanzdienstleistungsunternehmen. Nach seiner Matura und der Gesellenprüfung zum Maschinenschlosser studierte er in Wien Betriebswirtschaft und Politikwissenschaften. Bereits als Schüler verkaufte er Fairtrade-Produkte und sein ökologisches und soziales Engagement begleitet ihn seit dieser Zeit im beruflichen Umfeld.
Herr Zeilinger, im Leitbild Ihrer Betrieblichen Vorsorgekasse ist von Fairness und gesellschaftlicher Verantwortung die Rede. Werte, die letztlich auf den respektvollen Umgang miteinander und die Achtung voreinander abzielen. Ist dies auch der Grund, warum Sie die erste Wiener Woche der Würde (WWW), die Anfang Mai stattfindet, unterstützen?
In unserem Leitbild steht konkret, „Wir bringen jeder Person, ungeachtet ihrer Herkunft, Religion und Weltanschauung, Respekt und Wertschätzung entgegen." Und wir „…treten aktiv für unsere Werte ein." Also ja, wir unterstützen gerne Initiativen wie die Wiener Woche der Würde. Nachhaltigkeit hat für uns nicht nur eine ökologische und eine soziale, sondern auch eine ethische Dimension.
fair-finance ist doch trotz aller sozialverantwortlicher, ethischer und nachhaltiger Ausrichtung letztlich ein Wirtschaftsunternehmen …
… Ja, natürlich sind wir ein Wirtschaftsunternehmen. Allerdings ist nicht Gewinnmaximierung das Ziel der unternehmerischen Tätigkeit. Es geht um die Leistung für das Gemeinwohl, um den sozialen und ökologischen Impact. Wirtschaftlicher Erfolg ermöglicht den bestmöglichen Impact für das Gemeinwohl.
Wo fehlt dann die Würde in der Wirtschaft?
Leider sehen das mit dem Gemeinwohl nicht alle Wirtschaftstreibenden so. Beim Streben nach Gewinnmaximierung bleibt die Würde dann oft auf der Strecke, wenn sie etwas kostet. Daher bedarf es einerseits verantwortungsvoller Konsumenten, freiwilliger Selbstverpflichtungen, wie sie in der UN-PRI für nachhaltige Investoren festgeschrieben sind und auch gesetzlicher Regeln für das würdevolle Zusammenleben und den Wirtschaftsverkehr.
Was können Sie als Betriebliche Vorsorgekasse und verantwortungsvoller Investor tun, um die Würde in Ihrem geschäftlichen Umfeld zu achten oder gar zu fördern?
Die Möglichkeiten sind vielfältig. Bei fair-finance haben wir zum Beispiel einen Lieferantenkodex, um unter anderem sicherzustellen, dass in der gesamten Zulieferkette nur faire Löhne bezahlt werden. Oder wir unterstützen das Projekt JUCA, das Jugendhaus der Caritas, mit einem signifikanten jährlichen Betrag. Mit diesem Projekt erhalten junge wohnungslose Menschen nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern es wird mittels hausinterner Projekte, wie der Werkstatt JU_CAN und der Lernküche JuCantine versucht, eine Veränderung der Lebenssituation herbeizuführen und damit den Betroffenen ein Stück Ihrer Würde wiederzugeben.
Und natürlich versuchen wir als Betriebliche Vorsorgekasse mittels klarer Ausschlusskriterien das von uns zu veranlagende Geld der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer positiv als Gestaltungsmittel einzusetzen und investieren nicht in Länder oder Unternehmen, in denen kulturelle Selbstbestimmungsrechte und die persönliche Würde der Menschen missachtet werden.
Die Achtung der Würde jeder Person erscheint mir eine unabdingbare
Voraussetzung für ein friedliches und freundvolles Miteinander.
Zurück zur Gesellschaft: Wo fehlt Ihrer Meinung nach in unserer Gesellschaft die Würde bzw. ein würdevoller Umgang miteinander?
Leider sehe ich in Österreich und Deutschland wie auch in vielen weiteren sogenannten entwickelten Staaten einen Verlust oder zumindest ein mehrheitsfähiges Abnehmen des würdevollen Umgangs miteinander, wobei sich das nicht nur auf den Umgang mit Flüchtlingen reduzieren lässt. Themen wie Mindestsicherung und Diskriminierung von Minderheiten gehören beispielsweise genauso dazu. Die fehlgeleiteten Versuche zur Sicherung und Verteidigung unseres Wohlstandes scheinen einherzugehen mit einem zunehmenden Wegfall an Würde. Auch wenn die sicherlich komplexen Zusammenhänge keine einfachen Lösungen ermöglichen, dürfen negative Einzelbeispiele nicht pauschaliert und Vorurteile nicht gefördert werden. Die Achtung der Würde jeder Person erscheint mir eine unabdingbare Voraussetzung für ein friedliches und freundvolles Miteinander.
Und was kann jeder Einzelne von uns dazu tun?
Natürlich wäre es schön, wenn sich viele Menschen engagieren. Aber auch ohne sichtbares Tun kann jeder Einzelne auf seine Einstellung und sein Wertesystem achten. Man kann sich selbst einer würdevollen Sprache und würdevoller Umgangsformen bedienen, man kann eigene und fremde Meinungen hinterfragen, Vorurteile als solche erkennen und andere auf ein allenfalls fehlgeleitetes Verhalten hinweisen, denn es ist zu einfach, einzelne Politiker, bestimmte Gruppen oder Wahlergebnisse für Fehlentwicklungen verantwortlich zu machen ohne sich selbst in die Pflicht zu nehmen.
Herr Zeilinger, ich danke für das Gespräch.
Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 10.04.2018
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2018 - Digital in die Zukunft? Tierische Geschäfte! erschienen.
Pioniere der Hoffnung
forum 01/2025 ist erschienen
- Trotz der aktuellen Wahl- und Politikdesaster, die wenig Hoffnung machen, setzt das Entscheider-Magazin forum Nachhaltig Wirtschaften ein klares Zeichen und zeigt umso deutlicher, dass positiver Wandel möglich ist – auf ökologischer, ökonomischer, sozialer und politischer Ebene.
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