EBS Executive School: Top-Weiterbildung in Sustainable Finance & Sustainable Business

Fair ist das neue Schwarz!

Gastbeitrag von Renate Künast MdB, Bündnis 90/Die Grünen

Es brauchte leider Katastrophen wie den Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza vor 5 Jahren, um die Menschen und die Textilindustrie aufzurütteln. Und doch ist vieles beim Alten geblieben.
 
Ein kleiner Stein rollt. Immer mehr Verbraucher entscheiden sich für öko-faire Mode, aber es ist noch viel Luft nach oben. © Laurence ChaperonNach dem Einsturz des Gebäudes in Dhaka hat die EU der dortigen Regierung mit Importverschlechterungen gedroht, wenn sich die Bedingungen nicht umgehend ändern. Tatsächlich wurde aufgrund des Drucks der Mindestlohn um 30 Prozent angehoben und dafür gesorgt, dass in Zusammenarbeit mit der International Labor Organization Kontrolleure ausgebildet werden. Ein kleiner Stein rollt. Immerhin!
 
Rana Plaza hat in der öffentlichen Debatte viel verändert, aber in der Realität leider noch zu wenig. Weiterhin wird Mode auf dem europäischen Markt und im Rest der Welt angeboten, bei deren Produktion wenig Rücksicht auf Mensch und Umwelt genommen wird.
 
Billige Mode hat ihren Preis
Immerhin wissen viele Menschen seit dem Unglück, dass es bei der Textilproduktion in Asien Missstände gibt. Was den meisten nicht bekannt ist: Ähnliche Produktionsbedingungen gibt es auch hier in Europa: In Prato in Italien, wo chinesische Arbeiterinnen und Arbeiter zu Hungerlöhnen nachts in zweifelhaften Gebäuden Textilien nähen. Oder in Serbien und der Ukraine, wo Näherinnen und Näher unter schlechten Bedingungen für ca. 250 Euro im Monat Kleidung produzieren und von ihrem Gehalt nicht anständig leben können.
 
Fakt ist, Mode macht uns attraktiver, aber wird oft unter unverantwortlichen Umständen produziert. Menschenrechte, Sicherheitsvorschriften, Sozial- und Umweltstandards werden nicht eingehalten. Dabei handelt es sich mitnichten nur um Billigmode. Denn auch Nobelmarken lassen ihre teure Mode in den gleichen Fabriken herstellen wie die Anbieter von Fast Fashion. Die Logik, hohe Preise für ein gutes Gewissen zu zahlen, geht also nicht auf. Ebensowenig wie die Vereinfachung, günstige Mode werde immer unter unfairen Bedingungen produziert. Die Realität ist wie so oft komplizierter!
 
Erfreulich ist, dass der Markt für faire Mode wächst. Die Nachfrage steigt und immer mehr Menschen wollen wissen, wie ihre Kleidung hergestellt wurde. Dennoch liegt der Anteil insgesamt nur bei etwa 6 Prozent. Hier ist noch viel Luft nach oben! Kein Wunder, denn für die Verbraucherinnen und Verbraucher ist es noch immer mühsam, sich fair zu kleiden. Viele verschiedene Textilsiegel verwirren. Wir dürfen die Kunden im Siegel-Dschungel nicht allein lassen. Faire Mode muss aus der Nische raus und zum Standard und leicht erkennbar werden.
 
Regierungen und Wirtschaft müssen gleichermaßen handeln
Wir brauchen deshalb eine europäische Transparenz-Richtlinie, die jedes Textilprodukt rückverfolgbar macht: In jeder Stufe der Produktions- und Lieferkette, vom Anbau der Baumwolle bis zur Näherei. Die Richtlinie muss für alle gelten, die auf dem europäischen Markt Textilien verkaufen. Sie muss sicherstellen, dass sich Zulieferer an Sicherheitsstandards, soziale und ökologische Standards halten, keine Kinder beschäftigen und anständige Löhne zahlen.
 
Viele Textilunternehmen argumentieren „Transparenz entlang der gesamten Lieferkette, das geht nicht, ist zu komplex, aufwendig und kostspielig. Wir sind dann nicht mehr wettbewerbsfähig."
Ich sage: Ja, es wird nicht leicht. Aber wir dachten auch mal, wir könnten nicht auf dem Mond landen. Es muss doch im 21. Jahrhundert in einer globalisierten und digitalisierten Welt möglich sein, für eine transparente Lieferkette zu sorgen. Natürlich schafft das nicht die Wirtschaft allein, gerade auch Regierungen in den Produktionsländern müssen handeln. Und natürlich wir als Abnehmer, indem wir durch Transparenz für fairen Wettbewerb sorgen. Eine faire und transparente Textilproduktion ist möglich. Und ich werde weiter daran arbeiten, damit wir europaweit ohne Mühe und überall faire Mode kaufen können.
 
Erinnern Sie sich an Audrey Hepburn in dem Film „Frühstück bei Tiffany" im „kleinen Schwarzen" von Givenchy? Das „Kleine Schwarze" ist seitdem ein Klassiker, um gut gekleidet zu sein. Für 2018 gilt: Schwarz allein reicht nicht, um gut angezogen zu sein. Heute ist Fair das neue Schwarz!
 
Renate Künast ist Mitglied des Deutschen Bundestages und war Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft.

Gesellschaft | Politik, 24.04.2018

     
        
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