Future Room

Entdecken Sie die Zukunft Ihres Unternehmens

Was tun, wenn morgen niemand mehr tanken muss? Ein Geschäftsführer einer Tankstellenkette muss sich zwingend mit dieser Frage auseinandersetzen. Digitalisierung, Elektromobilität, Urbanisierung, der Sharing-Trend, die Alterung der Gesellschaft – alle wesentlichen Entwicklungen unserer Zeit verlaufen unübersichtlich und sorgen bei Unternehmen für Verunsicherung.

Die von Harry Gatterer entwickelte Methode liefert eine Anleitung für Unternehmen, Trends zu erkennen und sich in ihnen und mit ihnen zu orientieren. Im Interview mit forum gibt er Einblicke in sein neues Buch „Future Room" und seine eigenen Erfahrungen mit der Methode.

Herr Gatterer, gibt es eigentlich Branchen, denen Sie als Zukunftsforscher zu einem optimistischen Blick in die Zukunft raten?
Harry Gatterer ist Geschäftsführer des Zukunftsinstituts mit Sitz in Frankfurt am Main und Wien. Seine Kernkompetenz liegt auf der Verknüpfung von gesellschaftlichen Trends und unternehmerischen Entscheidungen. In der von ihm entwickelten Future-Room-Methode stecken 20 Jahre Erfahrung als Unternehmer und Zukunftsforscher. © Zukunftsinstitut, Wolf SteinerWir am Zukunftsinstitut verfolgen grundsätzlich die Idee des kritischen Zukunftsoptimismus. Mit Aussagen zu Branchen bin ich sehr vorsichtig. Branchen repräsentieren Teilsysteme der Wirtschaft. Das Denken in Branchen entstammt dem Denken in klar zugeteilten „Funktions-Apparaten". Unsere hochgradig vernetzte Welt erlaubt dies kaum noch. Mit einem aktuellen Beispiel gesprochen: Ist Tesla in der Automobilbranche oder ein Mars-Reisen-Anbieter? Wir werden in wachsenden Bedürfnissen, wie etwa der Pflege im Alter, ganz neue Player sehen, die bisher eben nicht der „Pflegebranche" zugerechnet wurden.

Auch, wenn die Branche nicht prompt einen Schluss auf eine rosige Zukunft zulässt, spielen doch das richtige Geschäftsmodell, die passende Organisationsform, qualifiziertes Personal usw. eine zentrale Rolle für den mittel- und langfristigen Erfolg. Was macht für Sie ein Unternehmen aus, das fit für die Zukunft ist?
Die Bilder die wir üblicherweise im Kopf haben, wenn wir über Zukunft sprechen, sind sehr stark geprägt von unserer Umwelt. Nehmen wir die Tankstelle: Welche Zukunft soll die schon haben, außer „Elektromobilität"? So zumindest die landläufige Meinung. Aber aus der Sicht einer Tankstelle stimmt das ganz und gar nicht. Als Unternehmer können sie ihr Unternehmen stets weiterentwickeln. Sie können ihr bestehendes Know-how auf ganz neue Felder anwenden, ihre Infrastruktur anderswertig nutzen. Das geht aber nur, wenn sie in der Lage sind, reflexiv und umfänglich auf die Veränderungen der Gegenwart zu blicken. Und das ist nicht ganz einfach. Denn was sich in Unternehmen am langsamsten ändert, ist das Denken. Die Identifikation mit der Tätigkeit, das Denken über Märkte und Kunden, die Ideen, die man selbst entwickelt hat. Somit bedeutet fit für die Zukunft zu sein, reflexiv und geistig beweglich zu bleiben. Und die Fähigkeit, diese Zukunftstugenden auch auf die Organisation zu übertragen.

Mit dem von Ihnen geschriebenen Buch „Future Room" wollen Sie vor allem Entscheidungsträgern dabei helfen, die Zukunft ihres Unternehmens zu entdecken. Beschäftigen sich damit viele Unternehmen aber nicht erst, wenn sie bereits in der Krise stecken?
Harry Gatterer
Future Room - Entdecken Sie die Zukunft Ihres Unternehmens

Januar 2018
220 Seiten
ISBN 978-3-86774-595-6 39,90 EUR www.murmann-verlag.de

Nein, das sehe ich anders. Im Grunde beschäftigt sich jedes Unternehmen jederzeit mit Zukunft – indem geplant wird, Strategien entworfen und Ziele verfasst werden. Auch jeder Versuch innovativ zu sein ist letztlich ein Beschäftigen mit der Zukunft. Nur hat meiner Erfahrung nach kaum jemand wirklich die methodischen Fähigkeiten, diese Zukunftsplanungen in einem viel komplexeren Umfeld auszuüben. Klassische Strategiemethoden versagen in dichter Komplexität. Dann ist es natürlich leichter, sich einfach dem allgemeinen Zukunftsgeschrei anzuschließen. So wirken auch die von mir im Buch beschriebenen Trendwörter – etwa Digitalisierung, Automatisierung, KI – wie Viren im Kopf: Sie verbreiten sich ganz schnell, weil wir kein mentales Immunsystem für Zukunfts-Bullshit etabliert haben.

Statt mit diesen Buzzwords zu arbeiten, soll mit Ihrem Future-Room-Ansatz jedes Unternehmen Antworten auf die individuelle Zukunftsfrage finden können – und das branchenübergreifend. Eignet sich die Methode auch für andere Organisationen, etwa Vereine oder Stiftungen?
Die Methode eignet sich für alle Organisationen, die ein Angebot für Menschen haben – wie ein Produkt oder einen Service. Denn darin liegt eine zentrale Formel der Methode. Wenn also eine Stiftung einen „Zweck" hat, der klar in Tätigkeiten übersetzt werden kann, dann passt auch die Methode. Das gleiche gilt für Vereine. Jedenfalls sollten die Menschen, die sich in den Future Room bewegen, auch entscheiden dürfen.

 
Viele Antworten, die die Methode liefert, erfordern konsequente Änderungen im Unternehmen. Diese lassen sich oft nicht so schnell umsetzen, sondern sind ein längerer Prozess. Wie kann dieser nachhaltig gelingen, auch bei wechselnden Personenkonstellationen im Unternehmen?
Das ist keine einfache Frage. Das möchte ich auch nicht überhastet beantworten. Es ist so, dass wir im Future Room an den fundamentalen Denkrahmen eines Unternehmens arbeiten und deshalb weniger an Personen gebunden sind. Angestoßene Prozesse im Unternehmen sind daher an sich nachhaltig angelegt. Wenn aber zu früh ein personeller Kampf oder ein politischer Hickhack einsetzt, können die Chancen schon im Keim erstickt werden. Das erlebe ich immer wieder. Was häufig bleibt, ist der Wandel, der schon bei den im Future Room beteiligten Menschen passiert ist. Das hat auch schonmal dazu geführt, dass Manager gekündigt haben, weil sie den inkompetenten Kampf um die vermeintlich bessere Zukunftsidee nicht mehr aushalten wollten.

Apropos Nachhaltigkeit: Als einen der Megatrends bezeichnen Sie die Neo-Ökologie, die von Zero Waste bis Share Economy diverse Bereiche umfasst. Die Beschäftigung und mögliche Umsetzung innerhalb eines Unternehmens betrifft dann schnell verschiedene Abteilung, von der Produktentwicklung über den Vertrieb bis zum Marketing. Raten Sie Unternehmen, gleich alle Beteiligten zur Diskussion an einen Tisch zu holen oder muss die Geschäftsführung hier die Richtung für die nachhaltige Zukunft vorgeben?
Wenn ich über die Erfahrungen aus dem Future Room berichten darf, dann macht es nur Sinn, dort Menschen mit Entscheidungskompetenz zu versammeln. Nicht, weil die anderen keine wertvollen Beiträge hätten. Ganz im Gegenteil. Aber wer kluge Ideen hat, dennoch nicht entscheiden darf, wird schnell mit einem Lächeln abgekanzelt. Wenn also ein diverses Team zu einem Dialog über Zukunft und Nachhaltigkeit eingeladen werden soll, dann müssten diese auch in den Zustand von Verantwortung gebracht werden.
 
Wir bedanken uns für das Gespräch!

Kontakt: Murmann Publishers GmbH | info@murmann-publishers.de | www.murmann-verlag.de


Wirtschaft | CSR & Strategie, 23.03.2018

     
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