Tina Teucher
Gesellschaft | Migration & Integration, 31.01.2018
„Integration gelingt durch Umweltbildung“
3 Fragen an... ...Marion Loewenfeld
…Marion Loewenfeld, Expertin für Bildung für nachhaltige Entwicklung mit 30 Jahren Erfahrung in Umweltbildung; Vorsitzende der ANU Bayern e.V.
Frau Loewenfeld, warum soll für Geflüchtete Umweltbildung überhaupt relevant sein?
Umweltbildung hilft Geflüchteten, ihre neue Umgebung verstehen zu lernen. Das geschieht auf vielen unterschiedlichen Ebenen:
Die Akteure der Umweltbildung stellen Kontakte zu Einheimischen und zur Umgebung her, z.B. durch gemeinsame Freizeitgestaltung, durch Spaziergänge in der Natur, durch gemeinsames Kochen und Feiern, durch qualifizierende Angebote. Es hat sich herausgestellt, dass Naturbegegnungen und Ausflüge in die Natur für Flüchtlinge sehr erholsam sind und ihnen neue Kraft und Energie geben. Zudem machen diese Angebote die Geflüchteten mit ihrer neuen Umgebung vertraut und erweitern den Horizont. Die Kolleginnen und Kollegen aus Umweltzentren zeigen Geflüchteten heimische, saisonale und regionale Pflanzen, Gemüse, Obst. Sie binden sie oft in ihre Gartenarbeit ein. Ganz wichtig sind Themen wie Energiesparen, richtig Heizen und Lüften, Abfalltrennung und Umgang mit Trinkwasser. Das hilft dem Gemeinschaftsleben in Unterkünften und bei der Wohnungssuche. Gute Bildungsmaßnahmen wie z.B. Deutsch lernen beim Kennenlernen der neuen Umgebung, Ausbildung zum Energieberater für Unterkünfte oder Mitarbeit im Natur- und Landschaftsschutz können qualifizieren und damit fit machen für das Leben und Arbeiten in der neuen Heimat. Die Begegnung zwischen Einheimischen und Geflüchteten in der Bildung für nachhaltige Entwicklung öffnet für alle Seiten neue Perspektiven durch interkulturellen Austausch, durch mit- und voneinander lernen, durch Verständigung auf gemeinsame Werte.
Ist es nicht schwierig für jemanden, der gerade noch auf der Flucht war, sich mit den Namen von Pflanzen oder nachhaltigen Lebensstilen zu befassen?
Bei der Umweltbildung mit Geflüchteten geht es nicht um spezifische Artenkenntnis, sondern um praktische Lebenshilfe, Empowerment und das Verstehen der neuen Umgebung. Viele KollegInnen aus Umweltzentren bieten z.B. Geflüchteten an, zusammen mit Einheimischen im Garten zu arbeiten und sich selbst Gemüse zu ziehen. Dabei ist es ganz selbstverständlich, die Namen der Pflanzen zu lernen. Diese brauchen sie auch beim Einkaufen. Nachhaltige Lebensstile helfen Flüchtlingen, mit den wenigen Mitteln, die sie haben, auszukommen und unterstützen dabei, selbstständiger zu leben. Z.B. wenn sie sich Gemüse ziehen und kochen, das trägt zudem zu einem gesunden Lebensstil bei. Hilfe zur Selbsthilfe aktiviert Flüchtlinge: So unterstützt z.B. das Reparieren alter Fahrräder die kostenfreie Mobilität Geflüchteter und trägt zur nachhaltigen Entwicklung bei. Die Beschäftigung mit Klimawandel, Globalisierung und Lebensstilen zeigt Zusammenhänge zwischen globalen Entwicklungen und Fluchtursachen auf.
Wie kann es gelingen, die Umweltbildung selbst zu „integrieren", nämlich in den durchgetakteten Alltag von Asylsuchenden? Wo ist da noch Platz zwischen Deutschstunden, Behördengängen, Arztbesuchen, Integrationskursen und verschiedenen Freizeitangeboten?
Beim Ankommen vieler Geflüchteter in Deutschland haben die Akteure der Umweltbildung durch ihre Angebote das Kennenlernen der neuen Umgebung gefördert. Ausflüge in die nahe Natur boten Geflüchteten zudem Erholung, Entspannung und Raum zum Kraft schöpfen. Hilfreich waren und sind regelmäßige Angebote für Neuankömmlinge, um den Alltag zu strukturieren, einen Anker zu setzen und Vertrauen zu schaffen. Jetzt sind es vor allem längerfristige Angebote der Freizeitbeschäftigung, der Qualifizierung und Kontakte zu Einheimischen, die besonders gefragt und wertvoll sind. Dazu gehören Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche, oft in Kooperation mit Schulen und Jugendämtern. Angebote der Umweltbildung können in Strukturen der Gemeinde oder bestehende Bildungslandschaften eingebettet sein, z.B. in Interkulturelle Gärten, Repair-Cafés, Eltern-Kind-Treffs, Abfallwirtschaftsbetriebe, Freizeiteinrichtungen und Schulen.
Frau Loewenfeld, warum soll für Geflüchtete Umweltbildung überhaupt relevant sein?Umweltbildung hilft Geflüchteten, ihre neue Umgebung verstehen zu lernen. Das geschieht auf vielen unterschiedlichen Ebenen:
Die Akteure der Umweltbildung stellen Kontakte zu Einheimischen und zur Umgebung her, z.B. durch gemeinsame Freizeitgestaltung, durch Spaziergänge in der Natur, durch gemeinsames Kochen und Feiern, durch qualifizierende Angebote. Es hat sich herausgestellt, dass Naturbegegnungen und Ausflüge in die Natur für Flüchtlinge sehr erholsam sind und ihnen neue Kraft und Energie geben. Zudem machen diese Angebote die Geflüchteten mit ihrer neuen Umgebung vertraut und erweitern den Horizont. Die Kolleginnen und Kollegen aus Umweltzentren zeigen Geflüchteten heimische, saisonale und regionale Pflanzen, Gemüse, Obst. Sie binden sie oft in ihre Gartenarbeit ein. Ganz wichtig sind Themen wie Energiesparen, richtig Heizen und Lüften, Abfalltrennung und Umgang mit Trinkwasser. Das hilft dem Gemeinschaftsleben in Unterkünften und bei der Wohnungssuche. Gute Bildungsmaßnahmen wie z.B. Deutsch lernen beim Kennenlernen der neuen Umgebung, Ausbildung zum Energieberater für Unterkünfte oder Mitarbeit im Natur- und Landschaftsschutz können qualifizieren und damit fit machen für das Leben und Arbeiten in der neuen Heimat. Die Begegnung zwischen Einheimischen und Geflüchteten in der Bildung für nachhaltige Entwicklung öffnet für alle Seiten neue Perspektiven durch interkulturellen Austausch, durch mit- und voneinander lernen, durch Verständigung auf gemeinsame Werte.
Ist es nicht schwierig für jemanden, der gerade noch auf der Flucht war, sich mit den Namen von Pflanzen oder nachhaltigen Lebensstilen zu befassen?
Bei der Umweltbildung mit Geflüchteten geht es nicht um spezifische Artenkenntnis, sondern um praktische Lebenshilfe, Empowerment und das Verstehen der neuen Umgebung. Viele KollegInnen aus Umweltzentren bieten z.B. Geflüchteten an, zusammen mit Einheimischen im Garten zu arbeiten und sich selbst Gemüse zu ziehen. Dabei ist es ganz selbstverständlich, die Namen der Pflanzen zu lernen. Diese brauchen sie auch beim Einkaufen. Nachhaltige Lebensstile helfen Flüchtlingen, mit den wenigen Mitteln, die sie haben, auszukommen und unterstützen dabei, selbstständiger zu leben. Z.B. wenn sie sich Gemüse ziehen und kochen, das trägt zudem zu einem gesunden Lebensstil bei. Hilfe zur Selbsthilfe aktiviert Flüchtlinge: So unterstützt z.B. das Reparieren alter Fahrräder die kostenfreie Mobilität Geflüchteter und trägt zur nachhaltigen Entwicklung bei. Die Beschäftigung mit Klimawandel, Globalisierung und Lebensstilen zeigt Zusammenhänge zwischen globalen Entwicklungen und Fluchtursachen auf.
Wie kann es gelingen, die Umweltbildung selbst zu „integrieren", nämlich in den durchgetakteten Alltag von Asylsuchenden? Wo ist da noch Platz zwischen Deutschstunden, Behördengängen, Arztbesuchen, Integrationskursen und verschiedenen Freizeitangeboten?
Beim Ankommen vieler Geflüchteter in Deutschland haben die Akteure der Umweltbildung durch ihre Angebote das Kennenlernen der neuen Umgebung gefördert. Ausflüge in die nahe Natur boten Geflüchteten zudem Erholung, Entspannung und Raum zum Kraft schöpfen. Hilfreich waren und sind regelmäßige Angebote für Neuankömmlinge, um den Alltag zu strukturieren, einen Anker zu setzen und Vertrauen zu schaffen. Jetzt sind es vor allem längerfristige Angebote der Freizeitbeschäftigung, der Qualifizierung und Kontakte zu Einheimischen, die besonders gefragt und wertvoll sind. Dazu gehören Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche, oft in Kooperation mit Schulen und Jugendämtern. Angebote der Umweltbildung können in Strukturen der Gemeinde oder bestehende Bildungslandschaften eingebettet sein, z.B. in Interkulturelle Gärten, Repair-Cafés, Eltern-Kind-Treffs, Abfallwirtschaftsbetriebe, Freizeiteinrichtungen und Schulen.
Qualifizierende Maßnahmen sind besonders geeignet, die Chancen auf Jobs, Ausbildung und allgemein eine Karriere in Deutschland zu verbessern. Dazu gibt es Angebote in der Natur- und Landschaftspflege, beim Freiwilligen Ökologischen Jahr oder als Multiplikatoren beim Energie- und Ressourcenschutz.
Marion Loewenfeld ist Vorsitzende der ANU Bayern e.V. Die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU) unterstützt seit 2015 Umweltbildung mit Geflüchteten durch Vernetzung der Akteure und Öffentlichkeitsarbeit für Beispielprojekte, u.a. mit dem Projekt „Integration geflüchteter Menschen durch Umweltbildung - Qualifizierung, Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit für außerschulische Bildungsanbieter". Am 21./22.11.2017 veranstaltete die ANU die bundesweite Tagung „Natürlich bunt & nachhaltig" in Würzburg. Sie zeigte die innovativen Angebote von Umweltbildungsanbietern für Geflüchtete als Beitrag zur Integration.
von Tina Teucher
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