„Seit fast 50 Jahren ist Frank Baum Verteidiger von Natur und Umwelt am Südlichen Oberrhein. Ohne Menschen wie ihn wäre der bundesweite Atomausstieg nicht gekommen und viel wertvolle Natur wäre wohl verschwunden. Baum gilt als Kenner seiner Heimat, engagierter Aktivist und wichtiger Vertreter der Umweltbewegung", so Brigitte Dahlbender, Landesvorsitzende des BUND Baden-Württemberg in ihrer Laudatio. Der Gerhard-Thielcke-Preis ist heute (4.1.2018) bei den 42. Naturschutztagen am Bodensee zum zehnten Mal verliehen worden. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert und wird seit 2006 durch den BUND-Landesvorstand vergeben.
Initialzündung für Baums unerschütterliches Engagement war, als Anfang der 70er Jahre Flächenfraß und Bauwut den Freiburger Mooswald bedrohten. Später regierten die Bulldozer am Kaiserstuhl, Großflurbereinigungen sollten ganze Landstriche zerstören. Der Naturfreund wurde aktiv, um mit seine*n Mitstreiter*innen gegen die Zerstörungen anzukämpfen.
„Damals bedrohten Waldrodungen und massive Landschaftszerstörungen die Region. Mit den Rebflurbereinigungen wurde das dann besonders sichtbar. Viele Umweltgruppen sind damals entstanden. Zum Glück gelang dann doch noch die Kehrtwende", so der Preisträger Frank Baum.
Seit fast 50 Jahren beim BUND
Zum BUND Südlicher Oberrhein kam der promovierte Biochemiker vor fast einem halben Jahrhundert. Für die BUND-Gruppen Schönberg und Staufen sowie die Bürgerinitiative Umweltschutz Staufen erstellen er und seine Mitstreiter heute noch die Jahresprogramme und für den Regionalverband Südlicher Oberrhein Gutachten und Stellungnahmen. Sein Weggefährte und Regionalgeschäftsführer Axel Mayer sagt über ihn: „Keiner schreibt so gute Stellungnahmen wie Frank Baum. Er ist ein Meister des Wortes und der strategischen Planung, Meister beim umsichtigen Schmieden von Koalitionen sowie beim Entwerfen von Flugblättern und bei der Organisation von Kundgebungen."
Anti-Atom: Hüttenbau und Demos
Auch in der Anti-Atom-Bewegung hat sich der Umwelt-Aktivist einen Namen gemacht. Nachdem um 1970 der Bau eines Atomkraftwerkes am Kaiserstuhl angekündigt wurde, besetzten er und viele andere Aktivisten den Bauplatz für das geplante Akw bei Wyhl. Es blieb nicht bei Besetzungen und Demonstrationen: „Frank Baum gestaltete eine Protestkultur mit, die zum Aus des Atomkraftwerks führte und als Modell für Hüttendörfer und Proteste in ganz Deutschland diente", so Dahlbender. Auch nach den Katastrophen in Tschernobyl und Fukushima blieb Baum mit der Gründung der Elterninitiative Staufen und vielen anderen Aktionen, wie 2011 der Menschenkette gegen Atomkraft, aktiv.
„Die Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima haben unsere schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Heute hoffen und bangen wir wegen der vielfach unverbindlich angekündigten Abschaltung von Fessenheim. Wir fühlen uns von der französischen Politik veralbert. Wir sind deshalb bei den Demos am Atomkraftwerk Fessenheim weiterhin dabei", so Baum.
Motivator für viele Menschen
In Wyhl entwickelte Baum die erste Umwelt-Volkshochschule der Welt mit, die Volkshochschule Wyhler Wald. Dabei hat er Vorträge gehalten und über 600 Veranstaltungen mitorganisiert. „Mit seinen Veranstaltungen, Aktionen und nicht zuletzt in der Umwelt-Volkshochschule hat Baum als großer Motivator sehr viele Menschen für das Ehrenamt nachhaltig begeistert. Menschen wie Frank Baum sind Herz und Hand unseres Verbandes. Ohne Menschen wie ihn wäre der BUND nicht so stark und nicht so erfolgreich. Menschen wie Frank Baum bringen die Ideen des Verbandes in das Ehrenamt und damit mitten in die Gesellschaft. Dafür gilt Frank Baum mein größter und herzlicher Dank!", so Brigitte Dahlbender.
Fachmann und Liebhaber für die Natur
Geboren wurde Baum in Berlin, aufgewachsen ist er in Ansbach in Franken, wo er schon als Schüler dem BUND Naturschutz in Bayern beigetreten und aktiv geworden ist. Er gilt als Fachmann für die Natur in seiner südbadischen Heimat, die er wie kaum ein anderer kennt. „Wer sich wirklich für Natur interessiert, wird zwangsläufig zum Kenner. Früh habe ich angefangen, Vogelstimmen zu lernen und Insekten in meiner Heimat zu sammeln", so Baum, der über viele Jahre hinweg die Käfer des Belchens erfasst hat, über 1.300 Arten.
Insektensterben ist alarmierend und beängstigend
Das Insektensterben verfolgt der Entomologe mit großer Sorge: „Es gibt keinen Zweifel, der Rückgang von Insekten und insektenfressenden Tieren wie Vögel und Fledermäuse ist alarmierend und beängstigend – für die Landwirtschaft, für die Ökosysteme und die Biodiversität und nicht zuletzt für uns alle, die sich einen Frühling ohne Schmetterlinge nicht vorstellen können und wollen." An Ministerpräsident Kretschmann, der am 5. Januar bei den Naturschutztagen einen Vortrag zur Biodiversität halten wird, richtet der Thielcke-Preisträger den Appell, rasch zu handeln und alles in seinen Händen liegende zu unternehmen, um das Insektensterben aufzuhalten.
Wünsche für die Zukunft
Auf die Frage, was er sich für die Zukunft wünscht, antwortet der Großvater von sechs Enkeln: „Für 2018? – Frieden, global mehr Gerechtigkeit und mehr Vernunft. Für uns in Deutschland wünsche ich mir eine funktionierende Regierung, die die Ökologie mehr in den Mittelpunkt rückt, und effektive Fortschritte bei der Energiewende."
Gerhard-Thielcke-Naturschutzpreis
Zum 75. Geburtstag des BUND-Mitbegründers und langjährigen BUND-Landesvorsitzenden Gerhard Thielcke aus Radolfzell am Bodensee hat der BUND Baden-Württemberg 2006 den Gerhard-Thielcke-Naturschutzpreis ins Leben gerufen. Über die Vergabe entscheidet der BUND-Landesvorstand. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert und wird bei den Naturschutztagen in Radolfzell verliehen. Die bisherigen Preisträger*innen sind: Ralf Worm, Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbands Ostalb, Eberhard Koch vom BUND Westlicher Hegau, Kreis Konstanz; Günter Künkele, Naturschützer, Naturfotograf und Buchautor aus Bad Urach; Reinhard Wolf aus Marbach am Neckar, der beim Regierungspräsidium Stuttgart die Naturschutzabteilung leitet; die Landwirtschaftsmeisterin und Biobäuerin Anneliese Schmeh aus Überlingen; Kai Frobel, der Initiator des Grünen Bandes auf dem ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifen; Dr. Hans-Helmut Klepser vom RP Tübingen , der LNV-Vorsitzende Reiner Ehret und Gerhard Röhner, Naturschutzbeauftragter des BUND Rhein-Neckar-Odenwald.
Über die Naturschutztage am Bodensee
Was vor 42 Jahren in einer Turnhalle begann, gilt
mittlerweile mit bis zu 1.000 Teilnehmer*innen als größtes Treffen von ehren-
und hauptamtlichen Naturschützer*innen im deutschsprachigen Raum.
Naturschützer*innen treffen sich zu den Naturschutztagen am Bodensee zu
Austausch und Weiterbildung. Aus der Taufe gehoben wurde die Veranstaltung
durch BUND-Mitbegründer Gerhard Thielcke und den langjährigen
BUND-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Friedrich. Seit 1987 veranstalten die
baden-württembergischen Landesverbände von BUND und NABU die Naturschutztage
gemeinsam.
Kontakt: Angela Koch, BUND
Baden-Württemberg | angela.koch@bund.net | www.bund.net