Der giftige ökologische und soziale Fußabdruck unserer Schuhe

Clean Clothes Kampagne und GLOBAL 2000 decken negative Auswirkungen der Schuh- und Lederproduktion auf und fordern die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards und mehr Informationen für KonsumentInnen.

In Österreich gehören Schuhe zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken. Jedes Jahr werden weltweit ungefähr 24 Milliarden Schuhe produziert. Die Österreicherinnen und Österreicher kaufen davon jährlich durchschnittlich sechs Paar. Über die Herstellung der Schuhe werden KonsumentInnen aber weitgehend im Dunkeln gelassen. Recherchen der Clean Clothes Kampagne und GLOBAL 2000 deckten schlechte Arbeitsbedingungen und schwere Umweltbelastungen durch die Leder- und Schuhindustrie auf. Die von 13.606 KonsumentInnen unterstützte Petition für mehr Transparenz wurde diese Woche an den österreichischen Branchenführer – Leder & Schuh AG (Humanic, Shoe4You, u.a.) – übergeben. Ein heute veröffentlichter Label-Check gibt KonsumentInnen eine erste Orientierung worauf man beim Schuhkauf achten kann.
 
Vergiftetes Trinkwasser in Indien als Preis für unsere Schuhe
Arbeiter umgeben von Chemikalien in Kanpur Copyright: Change your Shoes, Abhishek Mehan85% des Leders für die Schuhproduktion ist chromgegerbt. Dabei werden beträchtliche Wassermengen verbraucht und verschiedene Chemikalien eingesetzt. „Weite Gebiete um das Gerberviertel Jajmau in Kanpur sind stark verschmutzt. Die Abfälle der indischen Lederindustrie verunreinigen das Grundwasser. Menschen in den Gerberei-Vierteln sind gezwungen ein mit giftigen, oft krebserregenden Chemikalien kontaminiertes Wasser zu trinken. Gerberei-ArbeiterInnen leiden unter Atemwegsproblemen, Augenreizungen und Hauterkrankungen”, erzählt Rakesh Jaiswal, Umwelt-Experte der indischen NGO Eco Friends, bei seinem Besuch Wien. Gemeinsam mit der Clean Clothes Kampagne und GLOBAL 2000 hat er die Auswirkungen der indischen Lederindustrie untersucht. Boden- und Wasserproben untermauern das Ausmaß der Umweltverschmutzung und der Gesundheitsrisiken insbesondere in Verbindung mit Chrom VI.
 
Arbeiten in Armut
In den vergangenen drei Jahren wurden in zehn Ländern ArbeiterInnen, die in der Leder- und Schuhindustrie beschäftigt sind, interviewt. In Indonesien nähen mehr als 40.000 HeimarbeiterInnen in Handarbeit Schuhoberteile und bekommen dafür zwischen 20 und 30 Cent pro Paar. Der Mindestlohn in Bosnien Herzegowina, Mazedonien und Rumänien liegt zwischen 145 und 165 Euro pro Monat. Im Vergleich dazu liegt dieser in der Provinz Dongguan, China bei umgerechnet 213 Euro. Weder chinesische noch osteuropäische ArbeiterInnen können mit diesem Lohn einen angemessenen Lebensunterhalt für sich und ihre Familien bestreiten. „Wir haben in den letzten Jahren die Leder- und Schuhindustrie unter die Lupe genommen. Egal wo, die Geschichten der Arbeiterinnen und Arbeiter wiederholen sich in erschütternder Weise", sagt Gertrude Klaffenböck von der Clean Clothes Kampagne.
 
 
 
„Für KonsumentInnen in Österreich ist es nahezu unmöglich herauszufinden, wie und wo ihre Schuhe produziert wurden. Am Schuh oder auf der Schuhverpackung sucht man vergeblich nach Informationen über Produktions- und Arbeitsbedingungen", kritisiert Lisa Kernegger von GLOBAL 2000. Eine Petition für mehr Transparenz und damit auch mehr Informationen für die KonsumentInnen wurde von 13.606 Menschen unterzeichnet und diese Woche an den österreichischen Branchenführer – Leder & Schuh AG (Humanic, Shoe4You, u.a.) – übergeben. Die Clean Clothes Kampagne und GLOBAL 2000 fordern Markenunternehmen dazu auf, Profite nicht auf Kosten der ArbeiterInnen zu erzielen und internationale Umwelt- und Sozialstandards zu achten. „Europäische und österreichische Markenunternehmen müssen ihrer Verantwortung endlich gerecht werden", sagt Gertrude Klaffenböck von der Clean Clothes Kampagne.
 
Zur Orientierung für KonsumentInnen hat die Clean Clothes Kampagne zwölf Schuh- und Leder-Gütesiegel untersucht und nach mehr als 30 Kriterien aus den Bereichen Soziales, Umwelt, Unabhängigkeit und Transparenz bewertet. Das Österreichische Umweltzeichen hat im internationalen Vergleich am besten abgeschnitten, da es auch hohe soziale Standards in der Produktion voraussetzt.
 
Kontakt: Gertrude Klaffenböck, Clean Clothes Kampagne


     
        
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