Massivholz

Treuer Begleiter im Büro

Der Markt der Büromöbel wird dominiert von Möbeln aus Spanplatten, meist beschichtet mit Dekoren aus Melaminharz und Kanten aus ABS, Acryl oder anderen Kunststoffen. Die Anfangsinvestitionen halten sich in Grenzen, die Möbel versprechen zunächst genügend Haltbarkeit. Doch das dicke Ende kommt danach ...
 
Büromöbel aus Massivholz sind zwar teuer, bieten aber viele Vorteile: sie überstehen kleine Zusammenstöße im (Arbeits-) Alltag sowie bei Umzügen mit Auf- und Abbau. Bei ihrer Produktion wird im Vergleich zu Spanplatten wenig Energie benötigt und sie haben das Zeug zum dauerhaften Klassiker. © Picasa… denn bei genauerer Betrachtungsweise zeigen sich deutliche Nachteile: Der Energieaufwand bei der Herstellung der Spanplatten ist in etwa drei Mal so hoch wie bei Massivholz. Das Holz muss mit enormer Wärmezufuhr getrocknet, zu kleinen Spänen zermahlen und mit viel Hitze, Druck und formaldehydhaltigem Leim zu Platten verpresst werden. Beim anschließenden Beschichten mit den Dekoren und Kanten wird wieder viel Hitze und Druck benötigt. Ist während der Nutzung der Möbel die Beschichtung einmal beschädigt, an der Kante ein Stückchen abgeplatzt oder durch einen spitzen Gegenstand verkratzt, muss der Nutzer damit leben, bis ein neues Möbelstück angeschafft wird. Dies gilt ganz besonders für Schreib- und Arbeitstische. Und auch Umzüge nehmen Möbel aus Spanplatten häufig krumm: Schrauben halten in den verklebten Holzbröseln der Platten schlecht, ein mehrmaliges Umbauen der Möbel wird schwierig. Da bleibt nur die kostenpflichtige Entsorgung. 
 
Langlebig und ein treuer Begleiter
Aus diesem Grund fiel bei uns im ALTOP Verlag schon vor 25 Jahren trotz knapper Budgets die klare Entscheidung für Vollholzmöbel diverser Hersteller, darunter Wasa und Bergmann. Und nach über zwei Jahrzehnten Nutzung kann man sagen: Die Investition hat sich gelohnt. Die Möbel sind nach einer Auffrischung noch immer im Einsatz. Auch in unserem Ausstellungs- und Kongresszentrum „Öko-Partner-Haus" setzten wir auf Vollholzschränke und -regale. Hier fiel die Wahl auf das durchdachte und ökologisch vorbildliche System von Trend, einer Manufaktur aus dem Odenwald, da es eine schier unbegrenzte Möglichkeit zur Kombination erlaubt.
 
Dieses Regal- und Schranksystem konnte nach Abbau des Ausstellungshauses problemlos im Verlagsbüro weiterverwendet werden und ist somit trotz vielfältiger Auf-, Ab- und Umbauten seit über 25 Jahren im Einsatz. Der große Vorteil: Die Systemkomponenten können immer wieder anders kombiniert, ergänzt und auf die jeweils neuen Bedürfnisse angepasst werden. Dies ist möglich, weil das modulare Grundsystem seit über dreißig Jahren unverändert und das Naturholz nahezu unverwüstlich ist. Da die Oberflächen jederzeit geschliffen und damit überall partiell repariert werden können, ist unsere Büroausstattung mit uns durch dick und dünn gegangen. Und wenn dann tatsächlich irgendwann keine Verwendung mehr im Büro für Schreibtische, Schränke und Regale sein sollte, können sie immer noch als äußerst stabile Lagerregale genutzt oder letztendlich verbrannt werden und damit fossile Brennstoffe ersetzen. Kein Aufwand mit der teuren Entsorgung von Sondermüll, sondern ein stimmungsvolles Lagerfeuer als Abschied für die langjährigen Begleiter. Doch von Abschied ist bei uns selbst nach dreißig Jahren Engagement noch keine Rede, im Gegenteil.
 

Das „grüne" Büro

mit dem ÖkoControl-Siegel

Die Mitglieder des Europäischen Verbandes ökologischer Einrichtungshäuser e.V. verpflichten sich zu besonders verantwortungsvollem Umgang mit Umwelt und Gesundheit. Deswegen haben sie mit der ÖkoControl-Gesellschaft für Qualitätsstandards ökologischer Einrichtungshäuser eine Institution ins Leben gerufen, die Standards festlegt, wie ein Möbel beschaffen sein sollte, um ökologisch zu sein. Die Möbelhersteller, mit denen die Verbandshändler zusammenarbeiten, verzichten auf Tropenholz und beziehen Holz zumeist aus europäischer Forstwirtschaft. Sie produzieren in der DACH-Region oder in anderen europäischen Ländern mit hohen Umweltauflagen. Das bedeutet nicht zuletzt eine Reduzierung schädlicher CO2-Emissionen durch verringerte Transportwege. Gleichzeitig ist die ÖkoControl bestrebt, so viele Möbel wie machbar nach den verbandseigenen strengen Parametern bei akkreditierten Prüflaboren auf eventuelle Schadstoffe testen zu lassen. Ein Holzmöbel mit dem ÖkoControl-Siegel besteht nur aus Hölzern aus nachhaltiger Forstwirtschaft und ist größtmöglich frei von Schadstoffen. www.oekocontrol.com

In Holz investiert
Auch die UmweltBank AG in Nürnberg hat in Schreibtische, Büroschränke und sonstige Möbel dieses Herstellers aus dem Odenwald investiert. Kein Wunder, denn die Bank hat das Ziel, durch ihre Geschäftstätigkeit in jeder Hinsicht zum Schutz der Umwelt beizutragen, in ihrer Satzung verankert. Sie finanziert mit ihren Kundeneinlagen ausschließlich ökologische Kreditprojekte in den Bereichen Photovoltaik, ökologische Baufinanzierungen, Wind- und Wasserkraftprojekte, Biomasseprojekte und ökologische Landwirtschaft. Die ältesten Möbel des Finanzinstitutes sind über zwanzig Jahre alt. Nach über zehn Jahren intensiver Nutzung wurden erstmals 2006 alle Tischplatten von den Schreinern aus dem Odenwald abgeholt und überarbeitet. Da die Platten eine Stärke von 30 Millimetern haben, kann ihre Erneuerung noch einige Male wiederholt werden und sie können noch in hundert Jahren im dann schon traditionsreichen Bankhaus verwendet werden.
 
Dank dieser Beschaffungspolitik konnten in diesem Jahr die festen Gestelle der Schreibtische gegen höhenverstellbare Gestelle ausgetauscht werden. Das ist eine wichtige ergonomische Maßnahme, um Rückenbeschwerden, eine der häufigsten Krankheitsursachen von Arbeitnehmern mit vorwiegend sitzenden Tätigkeiten, zu vermeiden. Denn neben nachhaltigen und wirtschaftlichen Aspekten sind natürlich auch soziale und gesundheitliche Betrachtungsweisen beim Kauf von Büromöbeln wichtig. Ein Mitarbeiter, der an einem höhenverstellbaren Schreibtisch, in einer Umgebung ohne Schadstoffe, in einem ausgeglichenen Raumklima und an haptisch angenehmen Oberflächen arbeitet, ist vitaler und leistungsfähiger. Die flexible Nutzung von modularen Möbeln und die damit verbundenen Gestaltungsmöglichkeiten erhöhen Arbeitsmotivation und Zufriedenheit.
  
Auch die Firma Naturata AG aus Marbach, ein Pionier und führender Anbieter von Lebensmitteln aus biologisch-dynamischer und biologischer Erzeugung, lässt seine Schreibtische „runderneuern". Die Massivholztischplatten von verschiedenen Anbietern werden demontiert und ins Werk gefahren, abgeschliffen und neu geölt. Die Mitarbeiter freuen sich schon auf ihre neuen „alten" Tische.

 
Knock on Wood

Checkliste für den Möbelkauf

Lassen Sie nachfolgende Kriterien bei der Anschaffung von Möbeln in Ihre Kaufentscheidung mit einfließen:

Nachhaltige Aspekte

  • Verbrauch von fossilen Rohstoffen bei Herstellung und Transport
  • Haltbarkeit der Möbel
  • Modularer Aufbau
  • Ist eine zweite oder weitere Nutzung nach der ersten möglich?
  • Können die Oberflächen erneuert werden?
  • Wie werden die Wälder, aus denen das Holz stammt, bewirtschaftet (FSC, PEFC)?

Soziale Aspekte

  • Ergonomie
  • Gesundes Raumklima
  • Haptik der Oberflächen
  • Schadstoffe, die aus dem Möbelstück emittieren
  • Standort der Produktion, Arbeitsplätze in Deutschland?

Betriebswirtschaftliche Aspekte

  • Haltbarkeit der Möbel und Beschläge
  • Modularer Aufbau, wie oft kann umgebaut, ergänzt oder erweitert werden?
  • Renovierbarkeit
Auch bei Holz gibt es Einkaufsregeln zu beachten. Bevorzugen Sie bei der Auswahl und Anschaffung neuer Möbel geprüfte Hersteller mit einer nachvollziehbaren Lieferkette. Ladeneinrichtungen sowie Büro- und Wohnmöbel aus Naturholz sollten aus europäischen, FSC-zertifizierten Wäldern stammen und die Holzoberflächen offenporig mit Naturölen behandelt sein. Achten Sie auch auf eine handwerklich anspruchsvolle Verarbeitung und prüfen Sie, ob die verwendeten Beschläge hochwertig sind. Um Innenraumbelastungen zu vermeiden, sollten Möbel auf Schadstoffe geprüft und baubiologisch empfohlen sein.
 
Bei der Einschätzung der Nachhaltigkeit von Möbeln sind viele Aspekte wichtig. Einer davon ist, wie viele fossile Rohstoffe bei der Herstellung oder beim Transport verbraucht und ob wertvolle Regenwälder abgeholzt werden. Noch wichtiger ist die Langlebigkeit der Produkte und damit, wie lange das im Holz gebundene CO2 im Möbel bleibt und somit der Luft entzogen ist. Denn bei der Verbrennung oder Kompostierung der Althölzer entweicht das CO2 wieder in die Luft und belastet unsere Atmosphäre – mit allen bekannten Auswirkungen.
 
Und es gilt noch mehr zu beachten (siehe Checkliste), doch grundsätzlich hat Massivholz viele Vorteile auf seiner Seite. Lediglich in der Höhe der Erstinvestition haben Spanplattenmöbel die Nase vorne. Leider ist der Anschaffungspreis in den allermeisten Fällen das wichtigste Kriterium für den Kunden. In nahezu allen Ausschreibungen werden daher ausschließlich Möbel aus Spanplatten ausgeschrieben. Hochwertige, nachhaltige Möbel haben hier keine Chance. Hier wäre ein Umdenken in Richtung ökologischer Nutzen, Mehrwert für die Mitarbeiter und langfristige Wirtschaftlichkeit nötig. Unternehmen oder Institutionen mit konsequentem Anspruch an Ökologie und schlüssigem Umweltmanagement entscheiden sich immer häufiger für Massivholzmöbel. Eine Investition, die sich für alle Beteiligten rechnet. Und denken Sie daran: Hochwertige Möbelklassiker von heute sind die werterhaltenden Antiquitäten von morgen.
Fritz Lietsch

Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2017 - Wie ernähren wir uns in Zukunft? erschienen.

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